Marktüberwachungsverordnung

Amazon prüft CE-Kennzeichnung und droht mit Kontensperrung

Veröffentlicht: 24.05.2023 | Geschrieben von: Hanna Hillnhütter | Letzte Aktualisierung: 24.05.2023
CE-Zeichen

In letzter Zeit häufen sich Berichte unserer Mitglieder, dass Amazon an seine Händler:innen E-Mails versendet, in denen darauf hingewiesen wird, dass eine verantwortliche Person bezüglich der CE-Kennzeichnung benannt werden muss, sonst drohe im schlimmsten Fall eine Kontensperrung. Die E-Mails sind auf Englisch verfasst, es wird zudem berichtet, dass die Produkte, die beanstandet werden, gar keine CE-Kennzeichnung benötigen. In der Nachricht bezieht sich Amazon auf die EU-Verordnung 2019/2010.

Wann muss eine CE-Kennzeichnung vorgenommen werden?

Die CE-Kennzeichnung ist eine Selbstauskunft des Herstellers, dass das Produkt geprüft wurde und alle EU-weiten Anforderungen im Hinblick auf Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz erfüllt werden. Eine CE-Kennzeichnung muss also immer dann vorgenommen werden, wenn an das Produkt besonderen Anforderungen gestellt werden. Das betrifft vor allem Produkte wie Spielwaren, Elektroprodukte oder Medizinprodukte. 

Eine Übersicht, wann eine CE-Kennzeichnung vorgenommen werden muss, gibt es hier. Wenn der Hersteller selbst nicht in der EU-ansässig ist, kann er einen Bevollmächtigten benennen, der die Pflichten im Namen des Herstellers umsetzt. 

Was sollten Amazon-Händler:innen jetzt tun?

Unabhängig davon, ob man eine Nachricht von Amazon erhalten hat, sollten Händlerinnen und Händler überprüfen, ob die Produkte, die verkauft werden, eine CE-Kennzeichnung benötigen und wenn eine CE-Kennzeichnung notwendig ist. Händler:innen, die selbst als Hersteller:in gelten, sollten dafür sorgen, dass ihre Produkte die entsprechenden Anforderungen erfüllen und eine CE-Kennzeichnung vornehmen. Wer nicht selbst Hersteller:in der Produkte ist, sollte sich mit dem Hersteller oder dem Bevollmächtigten im Zweifel auseinandersetzen. Ein Verkauf von Produkten, die nicht, den Anforderungen der CE-Kennzeichnung entsprechen, verstößt nicht nur gegen die Marktplatzvorgaben von Amazon und kann sowohl zu einer Abmahnung führen, als auch mit Bußgeldern geahndet werden. 

Kann Amazon bei Nichtbeachtung den Account sperren?

Wer auf Amazon verkauft, muss sich sowohl an die Marktplatzvorgaben von Amazon halten, als auch an die gesetzlichen Vorgaben. Wenn diese nicht beachtet werden, ist eine Kontensperrung nicht ausgeschlossen. 

Wir haben Amazon zu dem Thema angefragt und um eine Stellungnahme gebeten. Ein Amazon-Sprecher äußerte sich zu dem Fall wie folgt: 

„Unsere Verkaufspartner sind unglaublich wichtig für Amazon, und wir geben jedes Jahr Milliarden von Dollar aus, um ihnen zu helfen, in unserem Store erfolgreich zu sein. Um unseren Verkaufspartnern die Möglichkeit zu geben, sich auf bevorstehende Gesetzesänderungen vorzubereiten, aktivieren wir eine Reihe von Funktionen, die das Hochladen und Einreichen erforderlicher Compliance- und Sicherheitsinformationen erleichtern. Wir bemühen uns stets um Klarheit in unserer Kommunikation mit den Verkaufspartnern, und wir werden uns in den nächsten Wochen an sie wenden, um sie weiter darüber aufzuklären, wie sie dies erfolgreich umsetzen können."

Über die Autorin

Hanna Hillnhütter
Hanna Hillnhütter Expertin für: Verbraucherschutz- und Strafrecht

Hanna verschlug es 2012 für ihr Jurastudium vom Ruhrgebiet nach Leipzig. Neben dem Studium mit dem Schwerpunkt Strafrecht, spielte auch das Lesen und Schreiben eine große Rolle in ihrem Leben. Nach einem kurzen Ausflug in das Anwaltsleben, freut Hanna sich nun, ihre beiden Leidenschaften als Redakteurin verbinden zu können.

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Kommentare  

#14 DIETERBRANDES 2023-06-09 11:11
So sehe ich das auch. Die EU ist der allerletzte Verein. Aber die BRD und die Länder und Gemeinden ebenso. Denn die machen fleissig mit.

Und vor allem ist es ganz auf den Punkt gebracht. Die Produkte werden immer minderwertiger, weil man zur Bezahlung der ganzen Bürokratie nur noch am Ex-Fabrikpreis sparen kann oder mehr einkaufen muss o.ä.
ERGO: Bald gibts nur noch Amazon und einen dr Reich ist und garnicht weiss, wohin mit dem Kapital und Geld und alle anderen sind arme Arbeiter.

Und das unter dem Schutz von Freiberuflern die dann NOCH der Mittelschicht angehören: StB und RA.
Aber auch eure Zeiten sind gezählt dank KI.
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#13 Birgit 2023-06-09 09:25
Meine Tage im Onlinehandel (und meines Berufungs-Jobs) sind aufgrund der CE-Umsetzungs leider gezählt. Ich habe immer noch nicht die leiseste Ahnung was "die von mir wollen".

Darum werde ich auch keine Waren mehr importieren und versuche mich zu irgendwo krampfhaft zu bewerben...nach 12 Jahren Onlinehandel bald arbeitslos, danke EU, ihr seid [Anmerkung der Redaktion: Bitte beachten sie unsere Netiquette]

Schlimm für Generation-Z. Man braucht wohlmöglich bald ein Studium für den primitiven Onlinehandel, und 100.000 Euro für "Prüf-und Zertifizierungs kosten", sowie einen 26 Stunden Tag vor lauter Bürokratie. Die Produkte werden ja schliesslich nicht besser, nur doppelt so teuer.
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#12 Sigi 2023-06-03 11:57
ich bekomme email zu CE Kennzeichnungsp flicht weil
"sie erhalten diese E-Mail, weil Sie Produkte mit CE-Kennzeichnun g in mindestens einem der EU-Läden von Amazon zum Verkauf anbieten."

seinerzeit wurde ich gegen meinen Willen mit Erweiterung meiner Angebote auf diverse EU Länder und amazon UK beglückt. ich hatte drauf hin alle meine "rübergezogene" Angebote auf anazon.pl etc und amazon.uk gelöscht.

trotzdem verkaufe ich in "EU Läden" laut amazon?
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#11 Bernd C. Trümper 2023-05-26 13:07
Wir verkaufen ausschließlich LEGO. Wir sind also iein Hersteller. Dennoch werden wir dauernd angeschrueben. Können wir die Anschreiben einfach ignorieren?
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#10 DIETERBRANDES 2023-05-26 10:26
Schön wär, wenn an von Seite des Händlerbund sammeln würde und von dieser Stelle aus mal amazon um Stellungnahme bittet und Amazon auffordert, solche Dinge zu unterlassen.

Es kann doch nicht sein, dass man immer nur juristische Schritte geht und damit immer zu spät kommt. Bei Amazon ist mal wieder der Wurm drinnen und die selbst bekommen es nicht mal mit - die machen es ja schon ein ganze Zeit.

ich habe das mit den +44er Nummern auch schon erlebt, in andren Fällen.

Händlerbund, überlegt Euch mal was. Sowas in der Art, dass ihr Euch einen Verantwortliche n bei Amazon herauspickt, der kompetenter Ansprechpartner ist und wo ihr Euch im Namen von uns allen hinwenden könnte und solch Missstände aufzeigen könnt.

Die würden dann ein Feedback haben, was sie so wohl nicht haben. Denn es widerspricht ja oft sämtlicher Logik und dann kommen Sprachbarrieren und vor allem vollkommen überfordert Mitarbeiter....

Wäre auf jeden Fall ein Versuch wert. Amazon ist halt ein Molloch, aber auch nicht grundsätzlich "beratungresistent".

________________________________________

Hallo Herr Brandes,


wir können Ihren Ärger und Ihre Kritik sehr gut nachvollziehen. Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit Amazon und nehmen regelmäßig die Probleme der Händlerinnen und Händler mit in die Gespräche auf.
Allerdings ist es ebenso wichtig, dass sich Händler mit ihrer Kritik direkt an Amazon wenden, da es sich bei Amazon um ein eigenständiges Unternehmen handelt und wir nur begrenzte Möglichkeiten haben, auf die Vorgehensweisen von Amazon einzuwirken.
In Artikeln wie diesen hier versuchen wir allerdings auf Missstände aufmerksam zu machen und Händlerinnen und Händler über eventuelle Problematiken zu informieren und Empfehlungen auszusprechen. Auch hier haben wir Amazon zu dem Thema angefragt und um Stellungnahme gebeten, wie das Statement im Artikel zeigt.
Weiterhin alles Gute und viele Grüße,

die Redaktion
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#9 Jens 2023-05-26 09:54
ein riesiges Problem, welches Amazon bisher völlig egal ist und welches die Mitarbeiter von AMZ nicht ändern können ist (ich habe mit dem Support auf Deutsch telefoniert), dass die Produkte welche nicht unsere eigene Marke sind, sondern fremde Marken, bei jeder einzelne ASIN manuell die erforderlicher Compliance- und Sicherheitsinfo rmationen hinterlegt werden müssen. MANUELL..!?!

Auf den Hinweis/die Frage, dass das bei 100en ASIN ja ewig dauert und enorme Ressourcen kostet, verwies der Mitarbeiter auf die ja noch lange Deadline..
Echt jetzt - super Idee? Ich werde das wohl nur bei eine paar der wichtigsten Produkten tun und bei dem Rest werden Amazon oder der/die Markeninhaber (der nicht auf Amazon anbieten) bares Geld verlieren, es sei denn ein anderer Händler macht sich die Mühe.
*kopfschüttel*
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#8 Thorsten Thiel 2023-05-25 12:49
Wir haben alle Produkte seitens unserer Deutschen Lieferanten auf CE geprüft und diese sind auch größtenteils selbst in Amazon am Artikel anlegen und somit sind fast alle Unterlagen dort vorhanden. Dennoch werden wir alle 1-2 Wochen auf Englisch angeschrieben, man möge nun endlich reagieren. Auch Anrufe erhalten wir alle 2 Wochen aus +44. Wir haben immer wieder nachgefragt, warum man diesen massiven Druck jetzt ausübt, wenn die Lösung bis September 2024 notwendig ist. Es kommt keine schriftliche Antwort, sondern ein versuchter Anruf von +44.

Wir sind ein Deutscher Händler der ausschließlich nach Deutschland auf einer Deutschen Plattform vertreibt. Warum erhalten wir in Rechtsfragen nur Englischen Support seitens Amazon? Wir können nur den Kopf schütteln und werden dies aussitzen...Wir werden keine englischen Anfragen welche ein rechtliches Thema angeht beantworten.
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#7 Birgit 2023-05-25 12:29
Meines Wissens, werden "blos" die Produkte gesperrt, die darunter fallen, auch bei Weee. Allerdings müssen die betroffenen Marken angemeldet werden bei Amazon, auch ohne DPMA .

Das Problem ist, der Fotoaufwand PRO Artikel 6 Fotos. Ein Riesenprozess und Aufwand!!

Das hinterlegen klappt sonst nicht, wenn die "Marke" noch bei Amazon im System hinterlegt ist.

Ich überlege einen großen Teil der Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, ein weiterer Import solcher Aufwandsartikel lohnt nicht.


Amazon selbst schickt tonnenweise "Lesestoff" als Mail zum Lesen. Als hätte man die Zeit und Ruhe, sich den ganzen Kokolores durchzulesen

Wenn das so weitergeht brauchen folgende junge Menschen, die online verkaufen wollen ein abgeschlossenes Studium mit Schwerpunkt Onlinehandel.

Mir ist das ganze unnötige Bürokratie zu aufwendig geworden und verzichte freiwillig auf die Hälfte der Einnahme. Um den Verkauf und Handel und um den Kundenservice scheint es nicht mehr großartig zu gehen in der EU
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#6 DIETERBRANDES 2023-05-25 12:17
jetzt wird man hier auch schon seines Wortes beraubt. Für manche Sachverhalte muss man halt mal ein starkes Wort verwenden.

_______________________________

Antwort der Redaktion

Hallo,

wir sind uns sicher, dass es genug starke Wörter unter der Einhaltung der Netiquette gibt.

Mit den besten Grüßen
die Redaktion
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#5 Nicole 2023-05-25 09:52
Auch wir werden von Amazon UK "genervt", obwohl unsere Produkte absolut keine CE-Kennzeichnun g benötigen. Wir sollen 6 Bilder pro Artikel, welche die CE-Zeichen auf der Verpackung abbilden, oder eine Gebrauchsanweis ung hochladen. Auf meine Argumente, dass es doch keinen Sinn macht Bilder mit nicht vorhandenem CE-Zeichen hochzuladen, weil es auf meine Produkte nicht zutrifft, wurde nicht eingegangen. Auch eine Deadline wurde mir nicht genannt.

Der Seller-Service in Deutschland meinte ich solle den Fall schließen, weil es auf mich nicht zutrifft. Gesagt, getan und prompt wurde der Fall am nächsten Tag von Amazon UK wieder eröffnet und ich bekam einen Anruf. Der englischsprachi ge Mitarbeiter ging ebenfalls nicht auf meine Argumente ein und legte einfach auf, nachdem ich ihm zum x-ten Mal gesagt habe, dass ich kein CE-Kennzeichen habe und auch keines benötige.

Ich bin ein bisschen ratlos, aber auch besorgt in diesem Fall, denn eine Sperrung des Accounts wäre natürlich fatal.
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