Der Online-Handel 2014 – Ein Rückblick

Veröffentlicht: 30.12.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 09.03.2021

Das Jahr 2014 war geprägt von erfreulichen Höhen und bedrohlichen Tiefen – der Online-Handel hat sich in den vergangenen 12 Monaten erneut weiterentwickelt: Es gab spannende Neugründungen und interessante Multichannel-Projekte. Es gab bewegende Insolvenzen und besorgniserregende Hacker-Angriffe. Alles in allem hatte 2014 viele gute Nachrichten, aber auch einige Tiefschläge zu verzeichnen. Die wichtigsten Etappen und Ereignisse haben wir in unserem Jahresrückblick für Sie zusammengefasst.

Geschäftsmann Richtung 2015

(Bildquelle Rückblick 2014: Creativa Images via Shutterstock)

Der Januar: Weltbilds Insolvenz, die SEPA-Frist und eine Abmahnung für Amazon

2014 begann mit einem harten Schlag, der das Interesse der Medien auf sich zog und viele deutsche Verbraucher beschäftigte: Weltbild verkündete seine Insolvenz. Doch nicht nur die Sorge um die Buchhandelskette trieb Branchenexperten zu Spekulationen. Auch Sorgen um die schlechte Einflussnahme auf nahestehende Unternehmen wie Hugendubel oder bücher.de wurden laut. Weitreichende Entlassungswellen wurden befürchtet.

Auch die SEPA-Frist sorgte im Januar für großes Aufsehen. Experten sahen der Umstellung auf das neue SEPA-Lastschriftverfahren mit Bedenken entgegen – zahlreiche Einschätzungen gingen davon aus, dass ein großer Teil der Händler noch keine angemessenen Vorbereitungen auf die Umstellung getroffen hatten. Chaos und die Zahlungsunfähigkeit diverser Unternehmen wurden heraufbeschworen. Zum Wohle der Banken und des Handels wurde der Termin der SEPA-Umstellung von der EU-Kommission verlängert: Und zwar vom 1. Februar auf den 1. August 2014.

Groß war die Entrüstung vieler Kunden, als bekannt wurde, dass Amazon Kundenkonten aufgrund zu hoher Retourenquoten sperrte – noch dazu ohne Ankündigung. Ein solches Verhalten wollte die Verbraucherzentrale NRW nicht durchgehen lassen und mahnte den Konzern ab.

Der Februar: Amazon Prime Instant Video, Schauer-Bild der StartUp-Szene und trübe Aussichten für Reno und Avandeo

Amazon hat im Februar einen Prozess gestartet, der uns im ganzen Jahr begleiten sollte: den Ausbau seines Prime-Angebots. Los ging es mit dem Video-On-Demand-Dienst Prime Instant Video, der in Deutschland gestartet wurde.

Für Aufsehen sorgte auch der Großinvestor Carl Icahn, der die Trennung von PayPal und eBay forderte. Ein langer Rosenkrieg begann, der einige turbulente Wochen nach sich zog.

Schlechte Nachrichten gab es aus den Lagern Reno und avandeo im Februar: Reno hatte seinen Online-Shop unvermittelt geschlossen, avandeo musste sogar Insolvenz anmelden.

Der März: eBay, Facebook-Impressum, Google AdWords mit Kundenbewertungen

Der März zeichnete sich vor allem durch eBays Frühjahrs-Updates aus. Der Online-Marktplatz stellte viel Neues vor, darunter Neuerungen im Bewertungssystem, höhere Verkaufsprovisionen, und einen neuen Checkout. Zudem startete das Unternehmen die Kollektionen in Deutschland und stellte deutsche Händler damit vor Herausforderungen.

Für Erleichterung sorgte Facebook: Nach langer Zeit führte das soziale Netzwerk endlich eine neue Schaltfläche für ein Impressum ein und schaffte damit eine rechtliche Unsicherheit für Unternehmen und Händler aus der Welt.

Auch Google integrierte eine neue Funktion in seine AdWords-Anzeigen: Hier werden ab nun auch Kundenbewertungen mit angezeigt. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Kunden sich an Bewertungen im Netz orientieren, dürfte diese Neuerungen vielen Händlern entgegenkommen.

Der April: Heartbleed, Amazon baut weiter aus, Zalando steht im Shitstorm

Die Sicherheitslücke Heartbleed wurde im April entdeckt und sorgte für viel Sorge: Die Lücke in der SSL-Verschlüsselung hatte weitreichende Folgen und auch Online-Shop waren nicht vor ihr gefeit.

Amazon baute unterdessen sein Angebot munter weiter aus. Mit Fire TV brachte das Unternehmen eine Multifunktions-Box auf den Markt, die es mit Googles Chromecast und Apple TV aufnehmen sollte. Daneben stellte Jeff Bezos auch Amazon Dash, eine Küchenhilfe für den entspannteren Einkauf, und den Lebensmittel-Service Amazon Fresh vor.

Bei Zalando sah es weniger rosig aus: Nach einer RTL-Reportage stand der Online-Modehändler im Shitstorm und musste sich wieder einmal den Vorwürfen schlechter Arbeitsbedingungen stellen.

Der Mai: Recht auf Vergessen, eBay-Sicherheitslücken, E-Book-Streit

Der Mai brachte ein folgenschweres Urteil gegen Google mit sich: Der EuGH urteilte, dass Google personenbezogene Links auf Nachfrage löschen müsse, das sogenannte „Recht auf Vergessen“ wurde damit durchgesetzt. Google wurde in der Folge mit unzähligen Löschanträgen konfrontiert.

Noch schwerer hat es eBay getroffen: Durch einen Hackerangriff auf eine Datenbank wurden sämtliche Kundendaten abgegriffen. Der Online-Marktplatz forderte alle Nutzer auf, ihre Passwörter zu ändern. Kurze Zeit später wurde eine zweite Sicherheitslücke bekannt. EBay kämpft seither mit einem großen Vertrauensverlust von Kunden und Händlern.

Amazon nutzte seine Marktmacht unterdessen, um bessere Konditionen beim E-Book-Vertrieb herausschlagen zu wollen. Der Streit spitzte sich im Mai zu, die Verlage sprechen von Erpressung und Machtmissbrauch und Amazon verweigerte die Auslieferung des neuen J.K. Rowling Romans.

Der Juni: Verbraucherrechterichtlinie, Proteste gegen IHK-Mitgliedschaft, Fire Phone

Viele Online-Händler werden sich den Juni schon vorher rot im Kalender markiert haben: Die Verbraucherrechterichtlinie, die rechtliche Rahmenbedingungen für den Handel in ganz Europa vereinheitlichen sollte, trat am 13. Juni in Kraft. Die neuen Gesetze brachten viele Veränderungen mit sich.

Inzwischen wurden auch die Proteste gegen die Zwangsmitgliedschaft bei der IHK immer lauter. Viele Unternehmer und Händler sahen ihre Interessen durch die IHK nicht ausreichend vertreten.

Amazon stand auch im Juni nicht still und veröffentlichte das lang erwartete Fire Phone – das erste hauseigene Smartphone des US-Konzerns, welches mit vielen technischen Spielereien aufwartete.

Der Juli: Grundsatzurteil bei Kundenbewertungen, Haft für eBay-Betrüger, Paket-Branche in Not, SportScheck mit Problemen

Kunden dürfen im Internet anonyme Bewertungen abgeben. Das hat der Bundesgerichtshof im Juli bestätigt. Geklagt hatte ein Arzt, der die schlechte Bewertung eines anonymen Patienten im Netz gelöscht haben wollte und die Offenlegung der Identität des Patienten forderte.

Ein anderes wichtiges Urteil wurde vom Landgericht Marburg gesprochen: Das Gericht verurteilte einen eBay-Betrüger, der fiktive Produkte verkauft hatte, zu knapp sieben Jahren Haft.

Bei einer Überprüfung der Arbeitsbedingungen in der Paket- und Kurierbranche deckte der NRW-Arbeitsschutz unterdessen „alarmierende, erschreckende“ Arbeitsbedingungen auf. Vor allem die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes scheint in der Branche ein Problem zu sein.

Probleme gab es auch bei dem Sportartikel-Händler SportScheck: Nach Umstellung des Warensystems auf den Multichannel-Vertrieb kam es zu Lieferschwierigkeiten. Die Nachfragen der Kunden wurden unzureichend beantwortet, auch bei Retouren gab es Komplikationen – SportScheck fand sich schließlich im Shitstorm wieder.

Der August: eBay-Herbstupdates, Google für mehr Sicherheit, Zalando-Subventionen, Ice-Bucket-Challenge

In einer Nachricht an die gewerblichen Verkäufer hat eBay weitere Details zu den Herbst-Updates bekannt gegeben. Die Herbst-Updates folgten in den kommenden Monaten und brachten viele Veränderungen mit sich.

Nach Heartbleed und diversen anderen Sicherheitslücken hat Google im August angekündigt, jene Websites in seinem Algorithmus zu bevorzugen, die den https-Standard erfüllen. Zudem kündigte Google an, spezielle Accounts für Minderjährige einführen zu wollen. Weiterhin ging der Suchmaschinenbetreiber weiter gegen deutsche Linknetzwerke vor – in diesem Monat traf es Teliad und Rankseller.

Zalando war wieder das Ziel von Kritik: Das Unternehmen soll für den Aufbau seiner Logistik-Standorte Subventionen in mehrstelliger Millionenhöhe erhalten haben. Trotzdem konnte der Online-Händler sich im August freuen: Zum ersten Mal standen schwarze Zahlen unterm Strich.

Um auf die schwere Nervenkrankheit ASL aufmerksam zu machen, wurde im Sommer zudem die ASL Ice-Bucket-Challenge gestartet, die sich schnell viral verbreitet hat. An der Challenge nahmen auch viele bekannte Gesichter aus dem E-Commerce teil, griffen zum Eiskübel und kippten sich das kalte Nass über den Kopf.

Der September: Alibaba Börsengang, Amazon Fire-Produkte in Deutschland, PayPal-Abspaltung, unendliches Rückgaberecht

Im September stand der größte Börsengang der E-Commerce-Branche an: Der chinesische Online-Gigant Alibaba ging in New York an die Börse und sprengte zum Start alle Rekorde. Insgesamt nahm Alibaba 22 Milliarden US-Dollar durch den IPO ein.

Amazon hat seine Fire-Produkte TV und Phone in diesem Monat auch nach Deutschland gebracht. Damit erreichte der Ausbau des Prime-Programms nun auch die deutschen Kunden des Unternehmens.

EBay und PayPal holten aber den wahren Vorschlaghammer im September raus und sprengten die Branche: Der Online-Marktplatz verkündete die Abspaltung des Payment-Anbieters im kommenden Jahr. Carl Icahn bekam somit nach Beilegung des Streits doch recht, die Auswirkungen auf eBay, PayPal und die Branche sind noch nicht absehbar.

Ikea posaunte unterdessen hinaus, ein unbegrenztes Rückgaberecht anbieten zu wollen. Damit sollen Kunden ihre alten Möbel ihr Leben lang zurückgeben können. Keinen Monat später strengte Ikea sich an, diese Aussage zu relativieren.

Der Oktober: Zwei Börsengänge, Amazon verteuert die kostenfreie Lieferung, neues Provisionsmodell für Händler, Kleiderkreisel-Shitstorm, Petobel offline, Google Penguin

Der Oktober begann für den E-Commerce mit zwei weiteren Börsengängen: Direkt am 01. Oktober wagte sich Zalando auf das Parkett. Und einen Tag später wagte auch Rocket Internet den Sprung.

Allen voran tat sich – inzwischen wenig überraschend – viel bei Amazon. Der Mindestbestellwert für die kostenfreie Lieferung wurde erhöht, das Provisionsmodell für Händler überarbeitet, eine erste stationäre Amazon-Filiale wurde angekündigt, der Fire TV Stick wurde vorgestellt, eine Welle von Spam-Nachrichten sorgte genauso wie eine Kooperation mit dem Spiegel für Ärger.

Ärger gab es auch bei dem Online-Flohmarkt Kleiderkreisel: Die Einführung eines neuen Gebührenmodells mit dem unbekannten Zahlungsanbieter MangoPay und die mangelnde Kommunikation sorgte für Unmut bei den Nutzern und entfachte einen ausgewachsenen Shitstorm.

Ein großer Verlust für viele Haustierbesitzer dürfte die Petobel-Pleite sein. Der Shop für Heimtierbedarf konnte sich von den schlechten Zeiten offenbar nicht erholen und musste schließen.

Google hat im Oktober ein neues Penguin-Update durchgeführt. Wenige Wochen zuvor war auch der Panda aktualisiert worden. Penguin und Panda sollen Websites mit unnatürlicher Linkstruktur beziehungsweise schlechtem Content aussortieren. Ab nun will Google die beiden Filter regelmäßiger updaten. Zudem änderte Google seine technischen Richtlinien – Händler mussten sich darauf einstellen.

Der November: Weihnachtsgeschäft, Amazon schummelt und baut Dienste aus, Paket-Versand wird teurer, PayPal sorgt für Ärger

Das Weihnachtsgeschäft nahm im November richtig Fahrt auf. Viele Händler gaben in diesem Monat die besonderen Konditionen für den Einkauf der Weihnachtsgeschenke bekannt, verlängerten Rückgabemöglichkeiten und gaben die Bestellfristen für den Versand zu Heiligabend an.

Amazon kurbelte mit der Cyber Monday-Woche wieder die Verkäufe an. Doch offenbar schummelte der Händler bei den Angaben des UVP-Preises und musste sich dem Vorwurf stellen, viele Rabatte nur aufgebauscht zu haben.

Auch in diesem Monat wurden viele neue Projekte aus dem Hause Amazon bekannt. So soll ab Januar 2015 eine neue Plattform für Hotelzimmer-Vermittlung starten, zudem wurde eine Vermittlungsplattform für Handwerker gestartet und ein weiterer Dienst für die Prime-Mitgliedschaft vom Stapel gelassen.

Sowohl DHL als auch Hermes haben zum Ende des Jahres die Erhöhung der Portopreise für den Versand von Paketen verkündet. Ab Januar 2015 werden für den Versand von Päckchen und Paketen höhere Kosten veranschlagt.

PayPal hat unterdessen die Händler mit seinem neue geplanten Käuferschutz verärgert: Ab Januar können Kunden sich noch sechs Monate nach einem Kauf beschweren und Mängel anmelden – eine Neuerung, die Nachteile für Händler mit sich bringen wird.

Der Dezember: Weihnachtsgeschäft, Pricing-Pannen, Kiveda kauft Küchen Quelle

Der letzte Monat des Jahres war natürlich von dem Weihnachtsgeschäft geprägt. Fast täglich wurden neue Studien, Prognosen und Auswertungen zum Verlauf des Weihnachtsgeschäfts präsentiert. Einig waren sich alle: Dieses Jahr wird der Online-Handel noch mehr Umsätze einfahren als im vergangenen Jahr.

Es kamen aber auch unerwartete Dinge auf die Online-Händler zu: Mitte des Monats sorgten mehrere Pricing-Pannen für große Probleme im E-Commerce. Ein Software-Fehler bei Notebooksbilliger.de sorgte dafür, dass etliche hochpreisige Elektronik-Artikel für nur 5,99 Euro gekauft werden konnten. Kurz danach gab es eine Pricing-Panne bei Amazon in den USA und im UK: Hier gingen diverse Produkte für etwa einen Cent über die digitale Ladentheke.

Das junge Unternehmen Kiveda hat zum Jahresende Küchen Quelle übernommen und kann damit in Zukunft ein Multichannel-Angebot mit zwei starken Marken präsentieren.

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