Rechnungskauf: Risikobewertung für Online-Shops

Veröffentlicht: 12.01.2015 | Geschrieben von: Peter Höschl | Letzte Aktualisierung: 12.01.2015

15 Prozent der Kunden brechen den Kauf während des Zahlungsvorgangs in letzter Sekunde ab. Diesen Wert hat die Payment-Studie des ECC Köln und der Hochschule Aschaffenburg ermittelt. Die Lösung, die Zahl der Kaufabbrecher zu reduzieren und die Conversion-Rate des Shops dadurch automatisch zu steigern, liefert die Studie gleich mit: das Anbieten von kundenfreundlichen Zahlungsarten. So haben 56,6 Prozent der befragten Händler beispielsweise nach der Implementierung des Kaufs auf Rechnung steigende Umsätze verzeichnet – im Schnitt um 17,9 Prozent. „Der richtige Payment-Mix ist ein kritischer Erfolgsfaktor von Online-Shops. Die Auswirkungen auf die Conversion-Rate können gewaltig sein“, erklärt Sabrina Mertens, Leiterin des ECC Köln.

Online-Shopping Zahlung

 (Bildquelle Online-Shopping Zahlung: Bplanet via Shutterstock)

Rechnungskauf nicht für jedes Sortiment geeignet

Nicht für jeden Online-Shop ist es jedoch empfehlenswert, den Kunden ab sofort einen Rechnungskauf anzubieten. Dies erklärt Michael Brand, Geschäftsführer der adebio Forderungsmanagement GmbH, im Artikel „So funktionieren Bonitätsprüfungen in Eigenregie“ in der aktuellen Ausgabe von Shopanbieter to go: „Hierbei ist zunächst das Warensortiment zu betrachten: Wer Stricknadeln verkauft, hat wohl weniger Betrugsversuche zu befürchten als ein Verkäufer für Spielekonsolen. Daneben gilt es, auch die eigene Kundenklientel zu bewerten. Golfschläger oder Segelbedarf erreichen ein anderes Kundensegment als Ratgeber für Insolvenzverfahren. Kuckucksuhren ziehen wahrscheinlich ältere Kunden an, während Modeschmuck eher junge (wenn nicht minderjährige) Kunden anspricht.“

Wer einen Rechnungskauf in Eigenregie anbieten will, sollte zudem die eigene Marge überprüfen. So können beispielsweise Händler mit hohen Margen Zahlungsausfälle leichter verkraften als Händler, deren Sortiment nur geringe Margen abwirft. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mit hohen Margen lassen sich Zahlungsausfälle schon mit wenigen weiteren Verkäufen kompensieren. Bei niedrigen Margen hingegen müssten hierfür deutlich mehr Verkäufe störungsfrei abgewickelt werden.

Rechnungskauf als günstigste Zahlungsart

In der Praxis ist das Ausfallrisiko beim Anbieten des Rechnungskaufs jedoch deutlich niedriger, als wahrscheinlich die meisten Händler befürchten. Einen interessanten Einblick hierzu liefert ein Händler-Interview in der aktuellen Ausgabe von Shopanbieter to go. Im Interview verrät ein Händler, der namentlich nicht genannt werden will, dass der Rechnungskauf, der in Eigenregie angeboten wird, sogar die für ihn günstigste Zahlungsart darstellt: „Während die direkten und indirekten Kosten bei PayPal- und Kreditkartenzahlungen bei insgesamt etwa 5 % der Warenkorbsumme liegen, kosten uns die Rechnungszahlungen nur ca. 1,7 % - und zwar inklusive der Ausfälle, die bei etwa 0,5-1 % liegen! Insofern sind wir ja sehr froh darüber, dass unsere Kunden am liebsten per Rechnung zahlen!“

Verifizierung wichtiger als Bonitätsprüfung

Um einen Rechnungskauf in Eigenregie anzubieten und das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren, ist während des Bestellvorgangs vor allem wichtig, die eingegebenen Daten des Bestellers zunächst auf Plausibilität zu prüfen und anschließend zu verifizieren. „Die Existenz eines Bestellers ist viel wichtiger als seine Bonität - immerhin zahlen rund 65% aller negativ belasteten Kunden ihre Rechnung, während Bestellungen mit falscher Identität in der Regel auf Betrüger zurückgehen, die nie bezahlen werden“, erklärtMichael Brand.

Welche weiteren Schritte nötig sind, wenn Online-Händler in ihren Shops einen Rechnungskauf in Eigenregie anbieten wollen, ist in der neuen Ausgabe von Shopanbieter to go zu lesen – dem kostenlosen Praxis-Magazin für Online-Händler und E-Commerce-Manager. Dort wird zudem aufgeführt, nach welchen Kriterien Shop-Betreiber ihren Payment-Dienstleister auswählen sollten, falls sie sich für eine Ausgliederung der Rechungsabwicklung entscheiden.

Peter Höschl

 

Über den Autor

Peter Höschl bewegt sich seit 1997 beruflich im Internethandel, gilt als E-Commerce-Experte und verfügt über große gelebte Praxiserfahrung. Er ist Autor mehrerer Fachbücher und einer Vielzahl von Fachartikeln zu allen Aspekten des Online-Geschäfts. Heute berät und begleitet er StartUps, genauso wie mittelständische Unternehmen im E-Commerce.

Obwohl er alle Facetten des Online-Handels beherrscht, gilt seine Leidenschaft dabei dem Onlinevertrieb über Marktplätze und dem Controlling für Online-Versender.

 

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