Butter bei die Fische – Dr. Roger Gothmanns Finance Corner

Den Blick für die Kosten schärfen

Veröffentlicht: 07.12.2022 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 07.12.2022
Dr. Roger Gothmann

Massive Preiserhöhungen verwandeln die Kostenseite im Online-Handel in einen schwer kalkulierbaren Faktor. Gerade jetzt müssen Händler ihre Kosten im Griff haben, damit ihnen vom Umsatz möglichst viel Marge bleibt. Und sie trotz guter Umsätze keine roten Zahlen schreiben.  

Der gewohnt umsatzstarke Jahresendspurt könnte sich für viele Online-Händler in diesem Jahr zu einem zähen Rennen entwickeln. Kaufzurückhaltung, Lieferengpässe sowie der extreme Anstieg der Beschaffungs- und Einkaufspreise gehen auch am E-Commerce nicht spurlos vorüber. Die Rekordinflation treibt die Kosten in die Höhe. Für alles muss tiefer in die Tasche gegriffen werden – von Rohstoffen über Vorleistungen bis hin zu Herstellung, Verkauf und Transport der verkauften Waren. 

Umso wichtiger ist es, dass Online-Händler ihre Kosten im Blick haben. Kostenprobleme aufspüren und frühzeitig gegensteuern, lautet das Gebot der Stunde. Doch dafür müssen die Händler wissen, wo genau ihre Kosten entstehen und wie hoch diese tatsächlich ausfallen. Nur so lässt sich ermitteln, ob sich das Angebot eines Produkts, das sich gut verkauft, unter dem Strich auch tatsächlich lohnt.

Schwachstellen aufspüren 

Um die Schwachstellen im Sortiment aufzuspüren, empfiehlt es sich, die aufgelaufenen Kosten bis auf die Artikelebene zu kalkulieren. Wer dabei nicht alle Kosten in seiner Kalkulation berücksichtigt, für den kann sich der Online-Handel schnell zum Minusgeschäft entwickeln.

Im Vergleich zum stationären Einzelhandel wirkt der Online-Handel zunächst kostenschlanker. Aber auch Online-Händler müssen Waren einkaufen, lagern, verpacken, versenden – und eventuell wieder zurücknehmen. Das alles kostet und drückt auf die Marge. Dazu gesellen sich vergleichsweise hohe Marketingkosten, die in den letzten Wochen des Jahres bei vielen Händlern noch einmal deutlich steigen dürften, um den Warenverkauf auf der Zielgeraden anzukurbeln. 

Prozesse analysieren

Ein Online-Händler, der seine Prozesse akkurat analysiert, wird schnell erkennen, wo seine Kostentreiber lauern. Im Zuge dieser Prozessanalyse empfiehlt es sich, über eine mögliche Automatisierung nachzudenken. Denn jeder manuelle Prozess verursacht Kosten – von der Bestellung bis zur Auslieferung der Ware. 

Viel effizienter lässt sich ein Online-Business etwa über ein Dashboard steuern, mit dem der Händler neben den Bestellungen oder dem Lagerbestand auch seine Kosten- und Finanzkennzahlen in Echtzeit abrufen kann. Bei entsprechend verfeinerter Analyse lassen sich weitere Fragen klären. Zum Beispiel, ob einzelne Prozesse wie Vertrieb oder Lagerung besser an einen Dienstleister outgesourct werden sollten – weil die Kosten in Eigenregie im Vergleich zu einer Auslagerung höher ausfallen. 

(Noch) keine Entspannung 

Ein Abflauen des Inflationsdrucks, der die Kosten der Online-Händler in die Höhe treibt, ist derzeit leider (noch) nicht in Sicht. Hinzu kommt: Wegen der starken Konkurrenz im Internet dürften viele Händler die höheren Einkaufspreise bislang nur eingeschränkt an ihre Kunden weitergereicht haben. 

Wer in dieser wirtschaftlich herausfordernden Zeit nicht den Blick für seine Kosten schärft und so eine vorausschauende Finanz- und Liquiditätsplanung verhindert, wird es schwer haben, sich am Markt zu behaupten. Angesichts der weiter dynamischen Kostenentwicklung sind schnelle und zielgenaue Reaktionen erforderlich. Eine verstärkte Automatisierung kann definitiv dabei helfen, Kostenfallen und finanzielle Engpässe zu vermeiden sowie Einsparpotenziale aufzuzeigen.

Nicht nur Beschaffungs-, Versand- oder Marketingkosten drücken im Online-Handel auf die Marge. Was Händler aus Compliance- und Steuersicht beachten müssen, um ihre Marge nicht unnötig zu gefährden – darum geht es beim nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Butter bei die Fische“. 


Über den Autor

Dr. Roger Gothmann ist Co-Founder und Co-CEO von Taxdoo, über dessen Financial-Operating-System Online-Händler aller Größen ihre Umsatzsteuer im EU-Ausland sowie ihre Finanzbuchhaltung automatisiert abwickeln können. In seiner Kolumne „Butter bei die Fische – Dr. Roger Gothmanns Finance Corner“ gibt er Praxistipps und spannende Einblicke für Online-Händler.

Kommentare  

#1 Leser 2022-12-07 14:07
Taxdoo ist ja auch kein Schnapper...
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