Mit Shopping-Clubs den Jagdinstinkt wecken

Veröffentlicht: 07.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 13.06.2013

Der Gemeinschaftsgedanke, den Internetnutzer aus sozialen Netzwerken kennen, wird zunehmend von Shopping-Club-Modellen aufgegriffen. Bei dieser Variante der Online-Shops wird dem Kunden das Gefühl vermittelt, einer exklusiven Einkaufs-Elite anzugehören. Gleichzeitig wird sein Jagdinstinkt nach Schnäppchen geweckt, und er handelt unter Zeitdruck. Online-Händler können das zu ihrem Vorteil nutzen.

Shopping-Clubs wie Limango, Brands4Friends oder Venteprivee haben mittlerweile Millionen von Mitgliedern auf der ganzen Welt. Es gibt aber auch auf ganz spezielle Sortimente ausgerichtete, kleine Clubs. Mitmachen kann, wer von einem bestehenden Mitglied eingeladen wird oder sich über Verzeichnisse wie Myshoppingclubs.de eine Einladung besorgt. Als große Einkaufsgemeinschaften können die Shopping-Clubs bei den Herstellern erhebliche Rabatte erhalten, sie verkaufen aber auch oft Restposten aus der Vorsaison oder Überproduktionen von Markenartiklern.

Insgesamt wird das Produktsortiment dadurch künstlich verknappt, erläutert (https://www.ecommerce-lounge.de/mit-shopping-clubs-eine-shopping-elite-schaffen-7228/) Roland Fesenmayr, Vorstandsvorsitzender der Freiburger Firma Oxid Esales, in der Software für Online-Shops entwickelt wird. Der Kaufdruck, der so geschaffen wird, führe zu Luxusinvestitionen und einer hohen Anzahl von Impulskäufen. Wird der Shopping-Club dann noch in Facebook integriert, gelten die damit gewonnenen Kontakte für die Unternehmen als qualitativ sehr hochwertig, weil die jeweilige Empfehlung aus dem privaten Umfeld erfolgte.

Zwar würde der Betreiber, so Fesenmayr, das Marketing und den Vertrieb bei Shopping-Clubs in hohem Maße in die Hände der sozialen Netzwerke legen. Dafür liefere sich eine derartige Gemeinschaft aber selbst die besten Kaufargumente. Dennoch muss ein Online-Händler seinen Kundenstamm zusätzlich ständig betreuen: mit neuen Inhalten und Angeboten versorgen, tägliche Newsletter verwenden, weitere Inhalte wie Blogs oder Videos bereitstellen oder sogar personalisierte Profile einsetzen.

Wer einen Shopping-Club einrichten möchte, sollte sich am besten auch gleich gegen mögliche Kritik einzelner Verbraucherschützer wappnen. Diese hatten in den vergangenen Jahren bei einzelnen Shopping-Clubs bemängelt, dass Anmeldedaten von Neumitgliedern unverschlüsselt über das Netz gesendet wurden oder mehrere Bestellungen desselben Tages nicht zu einer Postsendung zusammengefasst wurden, wodurch dem Kunden zu hohe Versandkosten entstanden. Einige Angebote in geschlossenen Rabatt-Einkaufsgemeinschaften waren zudem woanders sogar günstiger zu haben.

Auch ist der Öffentlichkeit inzwischen bewusst, dass die ökonomische Vernunft des Käufers bei Shopping-Clubs oftmals in den Hintergrund tritt. „Wir raten ja grundsätzlich dazu, nicht überstürzt zu kaufen, sondern erst einmal die Preise zu vergleichen“, sagte etwa Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der Tageszeitung „Die Welt“. „Da wird ein enormer psychologischer Druck aufgebaut, der einen Vergleich nicht möglich macht.“

Für die Eröffnung eines Shopping-Club gibt Roland Fesenmayr von Oxid Esales Online-Händlern eine Checkliste mit fünf Punkten an die Hand. (1) Danach sollte der Zugang zum Online-Laden nur registrierten Nutzern möglich sein. (2) Bei der Anmeldung sollte der interessierte Nutzer per Opt-in-Verfahren der Kontaktaufnahme ausdrücklich zustimmen. (3) Der Warenkorb sollte nur für eine einzige Produktkategorie gelten und beim Wechsel in eine andere Kategorie gelöscht werden. Das erhöht den Kaufdruck auf den Kunden. (4) Produkte sollten im Warenkorb nur für einen kurzen Zeitraum reserviert werden können. Das erhöht den Zeitdruck. (5) Eine Integration des Clubs in die sozialen Medien sei für die Neukundengewinnung unverzichtbar.

Bei den Lieferzeiten unterscheiden sich Einkaufsclubs übrigens deutlich von klassischen Onlinehändlern: Weil die Club-Betreiber die Ware teilweise erst nach der Verkaufsaktion beim Hersteller bestellen, muss manch ein Kunde zwei bis drei Wochen auf sein Schnäppchen warten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.