Kolumne: Gegen chinesische Konkurrenten ist kein Ankommen, oder?

Veröffentlicht: 29.01.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 01.02.2016

Man kann gar nicht genug betonen, welche fantastischen Möglichkeiten der Online-Handel bietet. Und zwar für Händler und Kunden. Der Markt bewegt sich, wächst unaufhörlich, verändert sich. Schluss mit Schranken und Isolation! Denn Unternehmen, Verbände und politische Gremien arbeiten daran, die Barrieren und Hürden des internationalen Handels niederzureißen und den weltweiten, grenzüberschreitenden Handel zu erleichtern.

Doch mit dieser Entwicklung scheinen nicht alle betroffenen Player zufrieden. Immer wieder hört man von kleineren oder mittelständischen Online-Händlern, dass die Konkurrenz aus dem Ausland für sie zunehmend zur Last und Bedrohung wird. Wie kann man – fragen sie sich – beispielsweise mit Händlern aus China konkurrieren, die Produkte nicht nur extrem preiswert anbieten, sondern geradewegs zu Ramschpreisen verschachern?

„Geiz ist geil!“

Niemand kann behaupten, dass Preise im (Online-) Handel keine Rolle spielen! Und erst recht nicht, dass Schnäppchen die Kunden kalt lassen… Gerade wenn man zurückdenkt, fällt vielen gewiss noch der Werbeslogan des Multichannel-Händlers Saturn ein, den das Unternehmen zu Beginn der 2000er Jahre in den Mittelpunkt seiner Werbekampagnen rückte: „Geiz ist geil!“ – Mit diesem Slogan hat Saturn einer gewissen Billig-Mentalität der Käuferschaft Rechnung getragen. Und genau dieses Streben nach Super-Schnäppchen fürchten die hiesigen Händler mit Blick auf östliche Märkte.

Doch bevor man als Händler in exzessive Panik verfällt und anfängt, schreiend im Kreis zu laufen, sollte man sich die Entwicklungen in den vergangenen Jahren einmal genauer ansehen. Hier zeigt sich nämlich, dass es durchaus einen Umschwung gab. Der tief verwurzelte und drängende Geiz, der sich selbst an seinem Geizigsein weidet, ist nicht mehr das ultimative Entscheidungskriterium für einen Online-Kauf. Längst gibt es andere Aspekte, die dem Preisniveau zur Seite gestellt werden und ebenfalls darüber entscheiden, ob ein Produkt schlussendlich via Internet gekauft wird oder nicht:

Kriterien für die Auswahl eines Online-Shops © Statista
Kriterien für die Auswahl eines Online-Shops © Statista

Wie man in der Infografik sieht, spielen also auch Dinge wie die Qualität von Produkten, eine eindrückliche Beschreibung des Artikels, die Versand- und Zahlungsbedingungen, der Retourenprozess oder auch der Service eine nicht unerhebliche Rolle beim Kauf. Was nützt einem Kunden ein Superschnäppchen, wenn es qualitativ minderwertig ist und bereits nach kurzer Zeit dem Entsorgungssystem zugeführt werden kann? Wie viele Kunden halten wohl am Kauf in Online-Shops fest, die zwar preistechnisch unschlagbar sind, sich aber in Sachen Widerruf, Retoure oder Service stumm stellen?

Letztendlich gilt: Service ist geil!

Natürlich wird in diesem Szenario von Pauschalitäten und Klischees ausgegangen. Und natürlich gibt es Kunden, die den Preis über Qualität stellen. Und natürlich gibt es auch asiatische Shops, die beim Handel nach Europa auf Vertrauen und Service setzen. Doch die Erfahrung hat gezeigt, dass es ebenso viele schwarze Schafe unter den chinesischen Billighändlern gibt. Und diesen Schafen können hiesige Online-Händler mit hochwertigen Produkten, guter Erreichbarkeit, umfassendem Service und kundenfreundlichen Zahlungs- und Versandbedingungen begegnen und sich auf diese Weise gravierende Vorteile verschaffen.

Letztendlich kann man als Händler nicht alle Verbraucher erreichen und auch nicht gleichzeitig die bestwertigen Produkte anbieten UND zugleich die niedrigsten Preise ausweisen. Doch wenn sich die Käufer vor, während und nach dem Kauf rundum betreut und gut aufgehoben fühlen, sind viele auch bereit, für dieses Gesamtpaket etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Letztendlich gilt: Service ist geil!

 

Kommentare  

#3 Christian 2016-02-03 23:11
Sie haben bereits in einem anderen Beitrag aus dem Newsletter die WEEE Kennung der Stiftung EAR angesprochen, welche in der EU durch die ElektroG Norm geregelt ist.

Gerade bei Ebay und Co boomt der billig Verkauf von Elektrogeräten chinesischer Anbieter mit "Garagenverkauf " aus Deutschland oder Import. Jedoch immer ohne WEE Kennung. Demnach ist der Verkauf illegal. Von den CE, FCC und ROHS Kennzeichnungen ganz zu schweigen. Jeder Händler der die Waren aus China importiert tritt hier in Deutschland selbst als Hersteller auf. Sollte dann nun das Haus eines Kunden abbrennen nur weil einige Sachen der Elektronik nicht sicher waren, so ist der Händler zu 100% haftbar zu machen.

Zu "Geiz ist geil": stimmt aber wir leben auch nicht mehr in den 90gern wo wir Chinaböller bekamen. Die Produkte sind von ordentlicher Qualtität und zudem noch günstiger als bekannte Marken. Man nehmen nur mal die Smartphone Sparte. Aber auch hier kann man natürlich nicht erwarten für 20EUR das Top Qualitätshandy oder für 3EUR das langlebige Netzteil zu bekommen.

Die Lieferzeiten mit Express betragen in der Regel auch nur 3-7Tage.
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#2 Peter Kemper 2016-02-03 15:25
Blödes Geseier. Alles nur undurchdachter Mainstream und Gleichmacherei.
Woher kommt denn der Adapter von apple der 30 Euro kostet und nur ein wenig Leitung und Kunststoff mit Metall ist und den ich in China für 1 Euro kaufe, der hier beim chinesischen Händler mit Versand nach BRD dann 2,50 Euro kostet (wovon 50cent die ebayprovision und die deutsche Mehrwertsteuer aufbrauchen) und von Chinesen, die in BRD wohnen zu 50 Stück in einem Briefchen aus China gesendet hier einzeln verpackt werden und der Chinese so gut wie nichts verdient?

Letztlich ist es der gleiche Adapter aus der gleichen Fabrik. Nur mit dem Unterschied, dass die 30 Euro abzgl. 2,50 Euro hier die Spanne sind, die der Händler benötigt, um am Ende 14 Euro für den Vertrieb, Marketing Kosten, Gebühren, Beiträge für dies und das unter anderem den Händlerbund zahlen muss, weil es hier ein überbordende Bürokratie gibt.

Bitte mal zusammenrechnen lieber Händlerbundauto r: 19% MEHRwertsteuer, 20% Gewerbesteuer oder Körperschaftsst euer und 45% Einkommensteuer macht 63,04 % Abzüge nur durch diese drei Steuern für einen Einzelunternehm er oder eine GmbH, die ganz klein ist und so handelt, dass maximale Gewinne gefahren werden, was ja so gewollt ist.

Der VERBRAUCHER möchte den Adapter für 2,50 Euro kaufen, nicht für 30 Euro. Das Finanzamt, die Politiker und alle Organisationen möchten die maximalen Steuern, der Verkäufer den maximalen Gewinn.

Was passiert hier? Wer schreibt mal was über diesen Irrsinn???? Ich möchte bei IKEA Billy zu 29 Euro kaufen. Da ist es mir egal, ob IKEA die "Gewinne" hintenrum dem Kunden wieder zur Verfügung stellt, weil die Steuern vermeiden.

Wir die Bürger sind das Volk und der Politiker hat nach unserer Pfeife zu tanzen. Beim Staat ist jeder Pfennig Gewinn falsch angelegt, der verprasst das Geld eh nur für unsinnige Dinge. Jede Hausfrau würde den Laden besser führen.
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#1 Heinicke 2016-02-03 14:49
Sie gehen davon aus, dass Waren aus China minderwertig sind und der Service nicht stimmt. Ein Beispiel von vielen ist ja das Handy. Wer glaubt, das sein Handy nicht aus China kommt ist nicht mehr auf der höhe der Zeit. Versand und Service erledigen z.B. Amazon oder andere Firmen. Auch der Versand aus China nach Europa ist völlig unkompliziert und günstig. Die Händler haben allen Grund um ihr Geschäft zu fürchten.
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