Kolumne: Es wird nicht mehr ohne E-Commerce gehen

Veröffentlicht: 08.11.2013 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 08.11.2013

Auch in dieser Woche kritisierten nicht zuletzt Vertreter des Einzelhandels die Entwicklung des Online-Handels. Sie werfen ihm allein die Schuld an einzelnen Problematiken vor und verfallen dabei oft in das klassische Schema online vs. offline. Doch konstruktiver wäre es für beide Seiten, allgemeinere Entwicklungen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn diese zeigen, dass sich in Zukunft online und offline immer mehr verbinden werden.

Einzelhändler aus Rheinland-Pfalz protestierten kürzlich mit einer Aktion namens „Buy Lokal“, bei der sie ihre Schaufenster abklebten, gegen jene ihrer Verbraucher, die im Internet einkaufen. Ein Professor des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft warf dem Online-Handel vor, die Preise im Fachhandel zu drücken und Studien prognostizierten, dass der Online-Handel mit Autos die klassischen Autohändler verdrängen werde. Kurzum: Online soll eine Gefahr für offline darstellen.

Internet soll Wirtschaftswachstum garantieren

Doch wie so oft, empfiehlt es sich, die Dinge differenzierter zu betrachten. Im Folgenden möchte ich ein paar Beispiele dafür geben.

Jeder der in unserem Wirtschaftsmodell Handel betreibt, stimmt dessen Prämissen von ständigem Fortschritt und Wirtschaftswachstum über kurz oder lang zu. Denn würden die Protestler dem nicht zustimmen, dann müssten sie konsequenterweise auch gegen die Digitale Agenda protestieren, die von der Europäischen Union und dem Bundeswirtschaftsministerium vorangetrieben wird. Denn diese hat ja bekanntlich kein anderes Ziel, als den digitalen Strukturwandel voranzutreiben und das Internet in den nächsten Jahren als treibenden Motor für neues Wirtschaftswachstum in Europa zu etablieren. Indirekt treibt die Digitale Agenda so den E-Commerce voran und schwächt den Einzelhandel, wenn er nicht anfängt das Internet miteinzubinden.

Verbraucher ändern Konsumgewohnheiten

Einzelhändler die gegen Verbraucher protestieren, weil sie im Internet einkaufen, sollten mindestens eine Entwicklung bedenken: Die Beziehung der Menschen zu den Konsumgütern scheint sich, so sehen es Soziologen, zu verändern. Sie möchten Güter, wie Autos, Wohnungen oder auch Spielzeuge nicht mehr besitzen. Verbraucher neigen dazu, nur noch deren Funktionalität zu erwerben, nicht mehr deren Besitz. Konsumgüter sind heute nur noch solange gut, wie wir sie gebrauchen. Und danach horten wir sie im besten Fall auch nicht mehr, sondern könnten sie an den Nächsten weitergeben. Dieses Phänomen spielt dem Online-Handel in die Hände und erklärt den Erfolg der sogenannten „Sharing Economy“ in Form von Online-Angeboten wie Carsharing, Airbnb oder Meinespielzeugkiste.de.

Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann vom Verband der deutschen Internetwirtschaft fordert, im E-Commerce einen sogenannten Online-Fachhandel zu schaffen, um einer Gefahr von Preisverfall im Handel entgegenzuwirken. Demnach sollen die Hersteller von Qualitätsprodukten sich aussuchen dürfen, welche Online-Händler qualifiziert genug sind, ihre Produkte im Online-Handel zu vertreiben. Denn bislang sieht Hoffmann das Problem, dass Verbraucher sich bei stationären Fachhändlern beraten lassen und das Produkt dann online zum günstigsten Preis einkaufen würden. Wäre es nicht eine Möglichkeit, wenn die Fachhändler sich eigene Online-Shops einrichten würden?

Auch gab es in dieser Woche erste Studien, die behaupten der Online-Handel von Autos werde in Zukunft stationäre Autohäuser vertreiben. Auch hier könnte man den Autohäusern empfehlen, eine Cross-Channel-Strategie zu fahren und ihre Autos sowohl stationär, als auch im Internet zu verkaufen. Sonst könnten ihnen aus ganz ungewohnter Richtung Gefahr drohen: So hat der Discounter Netto einen Online-Shop gelauncht, in dem er keine Lebensmittel, wohl aber Autos (neben anderen Non-Food-Produkten) verkauft.

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