Kolumne: Wenn Händler und soziale Netzwerke verschmelzen

Veröffentlicht: 15.11.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 15.11.2013

Facebook und Amazon – das größte soziale Netzwerk und der marktführende Online-Händler – haben eine Zusammenarbeit in den USA verkündet. Das bietet durchaus Chancen, aber eben auch einige Gefahren. Wie weit sind wir noch vom völlig gläsernen Kunden entfernt?

Zunächst klingt die Kooperation zwischen Facebook und Amazon gar nicht so schlecht: Die Einbindung soll vor allem, wie t3n beschreibt, dazu dienen das Bewertungssystem zu verbessern. Schließlich können bisher die Produkte recht anonym bewertet werden – das senkt die Vertrauenswürdigkeit von Kundenmeinungen. Durch die Zusammenarbeit mit Facebook sollen die Kunden also Bewertungen aus ihrem Freundeskreis erhalten. Und der Meinung von Freunden und Bekannten wird mehr vertraut. Dabei lässt Amazon dem Kunden die Möglichkeit, die Facebook-Einbindung auch abzuschalten. Jeder entscheidet also selbst, wie „gläsern“ er sein will.

Was, wenn alle Daten jedem zur Verfügung stehen?

Aber was, wenn dieser Schritt nur der Erste wäre und Daten zwischen Netzwerken und Händlern bald komplett ausgetauscht werden? Was würde passieren, wenn die Menschen wirklich dem Wunsch Mark Zuckerbergs folgen und ihr gesamtes Leben auf Facebook protokollieren? Von der Wiege bis ins Grab. Erste Ansätze gibt es schon: Wei bei merkur-online zu lesen, haben Eltern bereits für ihre ungeborenen Kinder Accounts angelegt.

Händler könnten in diesem Fall auf den gesamten Datensatz ihrer Kunden zugreifen. Und der wäre gewaltig: Vorlieben, Interessen, Meinungen, Entwicklungen, Aktivitäten, Aufenthaltsorte – ein Datensatz mit ungeheurem Wert für Händler. Werbung und Produktempfehlungen ließen sich so genauesten auf den Kunden abstimmen. Es gäbe keine „unsinnigen“ Produktempfehlungen mehr – und einige Kunden würde das sicher heute schon freuen. Der Online-Einkauf wäre bequemer und damit angenehmer. Der Händler wüsste schließlich genau, was seine Kunden wollen.

Aber es gäbe auch Schattenseiten, wie die Datenskandale der jüngsten Vergangenheit zeigen. Der Großteil der Menschen will noch immer die Kontrolle darüber haben, was mit den Daten im Internet geschieht. Doch diese Kontrolle entgleitet uns langsam – zwar kann jeder selbst bestimmen, welche Daten er bei Facebook einstellt, aber Smartphones und die bald erscheinende Datenbrille Google Glass erheben mitunter Daten, ohne dass der Nutzer es direkt bemerkt.

Winkt also der gläserne Mensch und Kunde? Vorerst nicht. Zumindest werden wir durch die Kooperation zwischen Facebook und Amazon nicht gläserner als wir zurzeit schon sind. Es könnte sich hier aber durchaus und einen ersten Schritt handeln, um eine engere Verknüpfung zwischen Händlern und sozialen Netzwerken zu schaffen. Eine Verschmelzung von Amazon und Facebook würde in jedem Fall schwerwiegende Folgen haben. Diese Idee erinnert in gewissem Maße an das EPIC 2014 Video.

Dieser 2004 entstandene Kurzfilm stellt dar, welche Folgen eine Fusion von Google und Amazon haben könnte und wie die Internet- und Medienwelt im Jahr 2014 damit aussehen würde - beruhigend ist dieses Szenario gewiss nicht:

 

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