Rückblick: Der Online-Handel im Dezember

Veröffentlicht: 31.12.2013 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 31.03.2014

Im Monat Dezember hörte man von Drohnen und Robotern bei Amazon, Streiks und kurzfristigen Entlassungen, Schuldeingeständnissen und Börsenvorbereitungen bei Zalando, von Insolvenzen, Unternehmensübernahmen und Einbrüchen in der Google- und Facebookreichweite. Ein ereignisreicher Monat neigt sich also dem Ende und wir haben die Top-Themen für Sie noch einmal kurz und knapp zusammengetragen.

Rückblick

Von fliegenden Drohnen, helfenden Eulen und Teleportation

Kein Thema hat sich in den ersten Wochen des Monats so standhaft in den Medien, Netzwerken und Foren gehalten, wie die Drohnen. Den Stein des Anstoßes gab Amazon-Vater Jeff Bezos in einem Fernseh-Interview: Darin sagte er, sein Unternehmen arbeite bereits an entsprechenden Flugkörpern und ihr Einsatz im logistischen Bereich sei bereits in vier bis fünf Jahren denkbar.

Nach dieser Verkündung brach im Internet die Hölle los: Kritiker ließen ihrem Spott freien Lauf, Experten analysierten die Wahrscheinlichkeit (oder besser Unwahrscheinlichkeit) solcher Einsätze in Deutschland und verwiesen auf die strengen Richtlinien im Luftraum und die dabei entstehenden Gefahren für Leib und Leben. Die meistgewählte Reaktion auf die Drohnen-Ankündigung von Amazon war neben Sarkasmus wohl Satire: Die Satire-Zeitung Postillon schrieb über eine künftige Raketen-Zustellung, die Buchkette Waterstone verkündete den baldigen Einsatz von Post-Eulen und eBay verriet, dass es an Teleportation arbeite, weil diese Methode schneller und profitabler sei als Drohnen. Man sieht: Auch der E-Commerce hat durchaus einen Sinn für Humor.

Amazon zwischen Image-Frust und E-Food-Lust

Doch Amazon verursachte im Dezember nicht nur Spaß und gute Laune, sondern sorgte mit seinen fehlenden Tarifverträgen im logistischen Bereich schon wieder für Unmut. Erneut gingen daher Mitarbeiter auf die Straße, um das Unternehmen kurz vor Weihnachten zu bestreiken. Nachdem dann auch noch bekannt wurde, dass der US-amerikanische Arbeitgeber Umstrukturierungspläne hat und mithilfe der neu erworbenen Technologiefirma Kiva Sytems zahlreiche Logistik-Mitarbeiter durch Roboter ersetzen will, dürften viele Angestellte der Zukunft bei Amazon mit gemischten Gefühlen entgegenblicken.

Grundsätzlich hatte Amazon in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder mit Image-Problemen zu kämpfen. Obwohl das Online-Unternehmen dafür bekannt ist, seine Probleme wegzulächeln, scheinen die Auswirkungen der Negativ-Schlagzeilen nun so deutlich zu sein, dass ein Image-Wechsel in der Öffentlichkeit für notwendig erachtet wird. In diesem Zuge wurde eine neue Kampagne gestartet: In kurzen Clips kommen dabei verschiedene Mitarbeiter zu Wort, die zum Ausdruck bringen, wie glücklich sie bei Amazon sind und welche Chancen ihnen die Anstellung bringt.

Doch wo sich Mitarbeiter und konkurrierende Händler immer wieder unternehmens-kritisch äußern, stockt Amazon sein Angebot und Service für Kunden immer weiter auf. Und so könnte es durchaus sein, dass das E-Food-Programm nun auch bald in Deutschland startet. Obwohl der digitale Lebensmittel-Markt hierzulande bisher eher schleppend anläuft, sieht es der Online-Riese durchaus als möglichen Schritt an, den Verkauf von frischem Essen in Deutschland anzuvisieren. Wir sind gespannt.

Einen Tag vor Heiligabend hat Amazon dann doch wieder alle überrascht: Der Internet-Versandhändler soll mindestens 600 befristet Beschäftigte einbestellt, ihnen die Kündigung ausgesprochen und das sofortige Verlassen des Betriebsgeländes verlangt haben. "Amazon zeigt wieder einmal sein wahres Gesicht", kommentierte eine Verdi-Sprecherin den Vorfall.

Große Entwicklungen bei Zalando

Auch der Fashion-Händler Zalando sah sich in den vergangenen Monaten immer wieder kritischen Medienstimmen zum Beispiel wegen den Arbeitsbedingungen und Vergütungen ausgesetzt. „Wir sind nicht perfekt.“ – so reagierte das Mode-Unternehmen in einem Interview und verwies auf die vielen positiven, firmeninternen Entwicklungen und den steten Willen zur Optimierung. Gegen Mitte des Monats hat sich der Online-Händler von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und damit schon mal den ersten Schritt in Richtung Börsenparkett vorbereitet. Ob der Börsengang im Jahr 2014 kommen wird, ist nicht bekannt. Im jüngsten Interview mit dem Handelsblatt sagte der Logistik-Chef von Zalando David Schröder zum Thema Börsengang: „Der Gang an die Börse ist aktuell kein Thema. Er ist natürlich immer eine Option, deswegen schließen wir nichts aus.“

Reichweiteneinbrüche bei Facebook und Google

Überraschend hat Suchmaschinenriese Google in diesem Monat sein PageRank aktualisiert und damit viele Unternehmenswebseiten im Ranking seiner Suchmaschine abstürzen lassen. Auf das Update des PageRanks folgten im Netz viele Spekulationen über die tatsächlichen Änderungen von Google.

Und auch Facebook hat etwas in der Reichweite seiner Kunden geändert: Im Dezember verbreitete das Unternehmen die Nachricht, dass man sich selbst künftig stärker als Marketingkanal sehen wolle. Wenige Zeit später bemerkten erste Nutzer einen Rückgang ihrer Facebook-Reichweiten, auch hier war der genaue Grund nicht bekannt. Wenige Wochen vorher hatte Facebook offiziell mitgeteilt, dass Unternehmen künftig mehr Werbeanzeigen schalten könnten, um sicher zu gehen, dass ihre Facebook-Posts auch die gewünschten Reichweiten erreichten. 

Conrad übernimmt Getgoods   

Zu Beginn des Monats wurde bekannt, dass der Elektronik-Versandhändler Conrad den insolventen Online-Händler Getgoods übernehmen würde. Damit rettete Conrad fast alle Mitarbeiter des Online-Händlers vor der Entlassung. Welchen Betrag Conrad für die Übernahme aufbringen musste, wurde nicht veröffentlicht. Conrad hat sich Getgoods gesichert, um die eigene Marktposition zu stärken und auszubauen. Getgoods sprach mit seinem Angebot an Produkten aus den Bereichen Mobilfunk, PC und Unterhaltungselektronik eine sehr junge Zielgruppe an.

Online-Handel überfordert Lieferdienste

Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen kam dann noch eine überraschende Nachricht aus den USA: Große Zustelldienstleister wie UPS oder FedEx seien vom Online-Handel überrant worden, hieß es. Einige Weihnachtsgeschenke hätten demnach nicht wie von Online-Händlern bei der Bestellung angegeben pünktlich zu Heiligabend geliefert werden können.

Neben diesen Entwicklungen gab es natürlich auch im Dezember wieder rechtliche Neuigkeiten im E-Commerce. Unsere Juristin Yvonne Gasch hat für Sie die wichtigsten Rechtsthemen zusammengefasst:

Anfang dieses Monats versetzte eine neue Massenabmahnungswelle deutsche Internetuser in Aufregung. Mehrere hundert Betroffene erhielten eine Abmahnung wegen unerlaubten Streamings verschiedener pornographischer Filme. Es dauerte nicht lange und die ersten Trittbrettfahrer waren unterwegs: tausende Fake-Abmahnungen wurden per E-Mail wegen einer angeblichen Urheberrechtsverletzung durch Streaming versendet.

Der I. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat Mitte Dezember eine Fernsehwerbung für ein Gewinnspiel als zulässig erachtet, an dem nur Käufer teilnehmen konnten, die das beworbene Produkt zuvor erworben hatten (Urteil vom 12. Dezember 2013, Az.: I ZR 192/12). Die Kopplung von Gewinnspiel und Warenabsatz sei im konkreten Fall nicht unzulässig.  

Wer sein E-Commerce-Wissen für das neue Jahr noch einmal ausführlich auffrischen möchte, dem empfehlen wir zusätzlich unseren E-Commerce-Jahresrückblick 2013 zu lesen.

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