Kolumne: Ikea – der Online-(Alb-)Traum für jeden Einrichtungsfreund

Veröffentlicht: 15.07.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 15.07.2016

Ich bin letztens umgezogen. Umzüge nerven, sind aber auch eigentlich ganz nett – schließlich kann man dann eine Wohnung neu einrichten und alles schick und toll machen. Nachdem also alle Kisten und sonstigen Möbel in der neuen Wohnung standen und soweit aufgebaut waren, ging es endlich an das wichtigste: das neue Dekorieren. Und wo geht man hin, wenn man Vorhänge, Kissen und sonstigen Kleinkram braucht? Genau: zu Ikea.

Ach ja, Ikea. Das Wunderland der schwedischen Einrichtung und lustigen Namensgebung, das Schlaraffenland der Hotdog-Fans und Apfelkuchen-Liebhaber. Und der Horror, wenn es um Online-Bestellungen geht.

Aber von Anfang an. Ich wohne im wunderschönen Leipzig. Der nächste Ikea ist knapp 20 km entfernt. Keine weite Strecke, ohne ein Auto aber doch etwas umständlich zu erreichen – Gott sei Dank, gibt es eine Buslinie. Aber dazu später.

Nicht nur Ikea hat Probleme beim Online-Auftritt

Gut, ich hatte mir im Vorfeld auf der Website von Ikea die Auswahl an Vorhängen angeschaut. Das Angebot erschien mit auf den ersten Blick recht teuer, weswegen ich auch gleich noch mal bei der Konkurrenz nachgeschaut hatte. Und siehe da: Roller war billiger. Was ich nicht wusste – und hier muss Roller beim Infogehalt seiner Produktbeschreibungen nachbessern – ist, dass es sich nur um einen Vorhang handelte und nicht wie bei Ikea um zwei in einer Packung. Aber wie gesagt, zu dem Zeitpunkt war mir das nicht klar. Ich also mit meiner Freundin (mit Auto) schön um halb 10 Uhr morgens zu Ikea gedüst und angefangen zu shoppen. Die Vorhänge ließ ich links liegen, die wollten wir ja noch bei Roller holen. Schließlich bei Roller angekommen, war dann die Enttäuschung groß – die Vorhänge entsprachen mal eben gar nicht meiner Erwartungen und den Beschreibungen im Online-Shop. Gefrustet traten meine Freundin und ich den Heimweg an.

Nachdem ich meinen Frust runtergeschluckt hatte, dachte ich mir: Gut, dann eben doch die von Ikea. Preis/Leistungs-Verhältnis stimmte ja an sich. Also ab an den Rechner, ikea.de eingetippt und schon ging es los.

6,90 Euro Versand, Lieferzeit 7 Tage

Ich brauchte drei paar Vorhänge – aber nur zwei konnte ich überhaupt in den Einkaufwagen legen. Das dritte Paar war nur für den Merkzettel verfügbar. Blöd nur, dass mir das da nichts bringt. Also hab ich weiter geschaut und mich für ein anderes Paar entschieden – sind ja nur Vorhänge und ich bin eh nicht so der farbenfrohe Typ. Gut, alles im Warenkorb drin, fiel ich fast vom Stuhl, als ich die angegebenen Versandkosten sah: 6,90 Euro. Alles klar. Das ist hoch. Dann ist das Zeug aber bestimmt auch morgen da – dachte ich und fiel fast wieder vom Stuhl. Die Lieferung würde geschlagene sieben (!) Tage dauern. Sieben!

Das war zu viel für meine Nerven. Und dann erinnerte ich mich aber daran, das Ikea in Leipzig eine Pick-Up-Station eröffnet hatte. Cool. Könnte man ja mal ausprobieren. Leider unterlag ich der Annahme, dass Ikea und Service irgendwie kompatibel sind. Spoiler: Nein, sind sie nicht. Ich mich also auf der Ikea Website auf die Suche nach der Station begeben. Infos? Fehlanzeige. Also Tante Google befragt und schließlich auch die passende Landing-Page gefunden. Und hier bin ich dann endgültig vom Glauben abgefallen. Ikea verlangt doch tatsächlich für ihren „Online kaufen & selbst abholen“ Service bei einem Warenwert von bis zu 400 Euro noch einmal 20 Euro! 15 Euro, wenn ich es direkt bei Ikea abhole. Dafür wäre es dann aber auch recht zeitnah abholbar. Aber 20 Euro!

Ikea Kosten für Abholstation
Screenshot © Ikea.de

Das war der Moment, in dem ich fluchend meinen Laptop zugeschlagen habe und mir einen Kaffee gemacht habe.

Stationär Top, online Flop

Aber jetzt mal im Ernst: Liebes Ikea – ich liebe dich. Ich habe bei dir schon Stunden zugebracht. Ich mag deine Möbel, den leckeren Apfelkuchen und die Tatsache, dass ich als Ikea Family Mitglied einen kostenlosen Kaffee bei euch kriege. Aber was euren Online-Shop angeht, müsst ihr dringend nachbessern. Wie kann es sein, dass immer noch nicht alle Produkte online verfügbar sind? Machen Westwing und Home24 nicht vor, wie das geht?! Und fast sieben Euro Versand und eine Zustellung, die eine Woche braucht? Und wir reden hier von Vorhängen und nicht von einer Wohnlandschaft, die mit der Spedition angeliefert werden muss. Das funktioniert nicht. Und die Idee mit der Pick-Up-Station – an sich richtig gut, aber die Umsetzung ist mehr als mangelhaft.

Wie ich von anderen erfahren habe – ja, in meinem Freundeskreis ist gerade die Umzugswelle ausgebrochen – bin ich auch nicht die Einzige mit Problemen. Wie kann es denn bitte sein, dass der Liefertermin für sechs Stühle ständig weiter nach hinten verschoben wird? Immer und immer wieder… Das Positive: Die Stornierung der Bestellung war problemlos und einfach. Glückwunsch.

Um die Geschichte zum Abschluss zu bringen: Ich bin dann zwei Tage später mit dem besagten Bus noch mal zu Ikea gefahren, habe die Vorhänge kauft und dank Family Card ordentlich Rabatt bekommen. Und wieder – das muss man Ikea lassen – noch sonstiges Zeug mit nach Hause genommen und einen Kaffee getrunken. Und so bleibt mein Fazit sehr eindeutig: Stationär ist Ikea top. Online leider noch immer ein Flop.

 

Kommentare  

#6 Chris Kriegner 2016-07-21 09:29
Besser als in diesem Artikel kann man den eigentlich nicht nachzuvollziehe nden Unsinn "kostenloser" Versand nicht darstellen. Ich hoffe für die Schreiberin, dass er letztlich ironisch gemeint war, bezogen auf auf diesen Aspekt. Ansonsten leider: setzen - null Punkte in betriebswirtsch aftlicher Betrachtungsweise.
Gruß
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#5 Volker 2016-07-20 16:44
das ist aber so typisch........ ....alles muss suuuper billig sein......der Kaffee umsonst bei IKEA........... .aber 6,90 für ein Paket ist dann schon zuviel ........ das Busticket in Leipzig kostet hin und zurück genau so viel oder mehr........... Deutsche Geiz ist Geil Mentalität..... .jede rmag doch in seinem Job gut bezahlt werden........d er DHL Fahrer...der IKEA Lagerist......i rgendwo muss das doch herkommen das denken so viele nicht drüber nach furchtbar
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#4 Maikfr 2016-07-20 16:15
Noch einmal möchte ich betonen, dass auch ich den Shop nicht perfekt und verbesserungswü rdig finde, aber Versandkosten gegen gerechnet zur verbrachten und kostbaren Freizeit, mit körperlichen Anstrengung bis die Möbel oder Waren endlich in der Wohnung sind, stehen mehr als nur im Verhältnis. Ich würde immer online kaufen. Ich verdiene knapp 11€ netto in der Stunde und bei 2 Std. (minus 1 Std. für die Online-Bestellu ng) + Treibstoffkoste n errechne ich ein Plus von 9,30€ und das ohne Menschenmassen im Markt. ;-)

Es ist also auch noch sehr viel Spielraum nach unten, selbst mit Mindestlohn ist es kein Minusgeschäft. :-)
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#3 Georg Frank 2016-07-20 15:43
Was soll an 6,90 € Versandkosten denn zu hoch sein?

Das ist ein vollkommen normaler und akzeptabler Preis für Versand- und Verpackungskost en. Die Paketdienste arbeiten nicht kostenlos und Verpackung fällt auch nicht vom Himmel. Außerdem geht der Preis bis 31 kg.

Auch bei Home24 und Co. bezahlt man das, nur ist es in den Produktpreisen eingepreist. Zudem bekommen die stark subventionierte Paketpreise und arbeiten hoch defizitär.

Ich gehe einfach mal davon aus, dass Ikea nicht den Anspruch hat, Millionenbeträg e zu versenken, sondern wirtschaftlich zu arbeiten.

Was die Kritik an Lieferzeit, Selbstabholung und Family Card angeht, dem muss ich leider zustimmen, hier ist noch Optimierungsbed arf.
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#2 Maikfr 2016-07-20 15:18
Nun, sicherlich mag der IKEA-Online-Sho p nicht perfekt sein, gerade bei Kleinteilen. Ich machte vor kurzem auch eine Bestellung und Raffhalter waren nicht online verfügbar. Das ärgerte mich ebenso. Des Weiteren sind Längenangaben wie z.B. für Gardinenstangen nicht korrekt, denn eine Schraubstange, welche aus Einzelstücken besteht und zusammengeschra ubt wird, wurde im Onlineshop mit Speditionsliefe rung abgerechnet (29€), obwohl das gepackte Maß keine 210cm sind, sondern wahrscheinlich nur 35-40cm. Das ist ärgerlich, denn man kann dieses Produkt wegen der Versandkosten nicht online kaufen.

Hingegen muss ich aber bei den Versandkosten entgegnen. Was bitte ist an 6,90€ teuer? Man bedenke, dass die Waren zusammengeholt und verpackt werden, das Transportuntern ehmen auch noch bezahlt sein möchte und Verpackungsmate rial auch Geld kostet. Wie viel hätte es denn sein dürfen, 4,95€? Zudem ist die Nachnahme-Liefe rung im Preis enthalten.

Weiter sei gesagt, dass die reinen Treibstoffkoste n bei 2x20=40km Strecke und 10 Liter Verbrauch bei einem Benzinpreis von 1,30€ allein schon 5,20€ wären (keine Fahrzeugabnutzu ng berechnet). Rechnet man nun noch die Fahrtzeit und Zeit für das Suchen der Artikel und bedenkt, dass man einmal komplett durch den IKEA-Markt läuft, weil man sich Sachen ansehen möchte oder um zu erfahren in welchem Regal die Ware liegt, so verbringt man doch schon einmal schnell 2 - 2,5 Stunden (sollten die Schlange an den Kassen gediegen sein). Dann muss man noch das etwas kleinere Auto sorgsam und platzsparend beladen. Nicht immer einfach.

Der HEMNES Schuhschrank - Breite: 89 cm, Tiefe: 30 cm, Höhe: 127 cm geht z.B. auch für 6,90€ durch und der ist nicht so klein. ;-)

Als IKEA-Vielkäufer , welcher das Angebot IKEAs schon recht gut kennt, ist also der Online-Einkauf nicht zu verachten. Man kann auf der Couch sitzend mit einer Tasse Kaffee vor dem Fernseher in Ruhe Artikel ansehen, vergleichen und einkaufen.
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#1 Peter 2016-07-20 15:01
Hallo Julia,

es ist schade, dass du Service, den Du bezahlen musst, als Mangel wahrnimmst.
Überlege mal:
Der Versand kostet 6,90€? Da ist ein Karton und Klebeband bei. Jemand wird bezahlt, der Deine Vorhänge aus einem Regal holt, in diesen Karton hineinlegt, ein Versandlabel erstellt und den Karton verschließt.
Dann fährt ein Paketdienst durch die halbe Stadt und bringt Dir den Karton bis an die Wohnungstür. Für 6,90€ ! Ich finde das ein Schnäppchen !!!
Du hast die Wahl! Du fährst 20 km oder zahlst 6,90€. Ich weiß wirklich nicht wo Dein Problem ist.
Wenn bei IKEA Praktikanten oder 1-€-Jobber diese Arbeit (fast) unentgeltlich machen müssten, dann wäre der Aufschrei groß. Ausbeutung!
Und wenn die entstehenden Kosten auf den Artikelpreis aufgeschlagen werden, dann würdest Du Dich aufregen, dass es in der Filiale ja viel billiger ist.
Wer soll denn die zusätzliche Arbeit bezahlen wenn nicht Du?
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