Kolumne: Wieso wird Retargeting falsch gemacht? Ein Drucker ist genug!

Veröffentlicht: 15.09.2017 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 15.09.2017

Retargeting beruht offenbar auf der Annahme, man bräuchte von allem einfach mehr. Warum aber beruht es nicht auf der viel logischeren Annahme, man bräuchte das, was zu mir passt?

In unserer beliebten Facebook-Kategorie #ECommerceFun posteten wir am vergangenen Wochenende dieses Bild:

Retargeting-Fail

© Webfail.de

Ich fand das auch witzig. Weil ich mich wie wahrscheinlich jeder andere Internetnutzer sofort damit identifizieren kann, weil ich es wie wahrscheinlich jeder andere Internetnutzer schon viel zu oft selbst erlebt habe. Da kauft man bei Amazon einen Drucker und in der nächsten E-Mail werden mir Drucker empfohlen. In meinem Facebook-Feed türmen sich die Werbeanzeigen für Drucker, in jedem zweiten Werbefenster werden mir Drucker wärmstens ans Herz gelegt. Was ich aber nach dem Kauf eines Druckers garantiert nicht mehr brauche, ist noch ein Drucker.

Ich kann es ja sogar nachvollziehen – auch wenn es die Nerven enorm strapaziert – wenn Google, nachdem ich mir eine Produktseite angesehen habe, entsprechende Produkte in mein Blickfeld bugsiert. Aber der Online-Shop, bei dem ich tatsächlich einen Kauf-Abschluss vollzogen habe, der weiß doch ganz genau, dass ich bei ihm besagtes Produkt gekauft habe.

Die Retargeting-Mechanismen von Amazon und Co. gehen davon aus, – und das schreibe ich ungefiltert als „Fakt“, da das Gegenteil noch zu beweisen wäre – dass man grundsätzlich mehrere gleiche oder ähnliche Artikel braucht und verfolgen den Kunden daher denkbar einfallslos mit noch mehr Druckern, um beim Beispiel zu bleiben. Wenn ich die Geduld des Kunden aber schon an den Rand der Überlastung strapazieren muss, warum mache ich es dann nicht wenigstens so, dass ein möglicher Anschlusskauf auch Aussicht auf Erfolg hat?

Retargeting kann so einfach sein

Wenn ich einen Drucker habe und keine Patronen dazu gekauft habe, dann brauche ich die vielleicht noch. Oder Papier. Oder meinetwegen einen PC, an den ich den Drucker anschließen kann. Selbst wenn die Chance eher gering ist, besteht zumindest die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass ich den noch brauchen könnte. Im Gegensatz zum bereits gekauften Drucker.

Die Algorithmen von Amazon, Ebay und allen voran Google können und wissen mittlerweile so viel. Ist es da so schwer, die Retargeting-Strategie so anzupassen, dass zumindest der Versuch unternommen wird, seine Bedürfnisse zu erkennen? Internetkonzerne und Online-Shops wollen unsere Wünsche antizipieren, bevor wir überhaupt den ersten Klick gesetzt haben, wollen sich unentbehrlich in unserem Alltag machen und wollen uns besser kennen als wir selbst. Wenn ihr mich besser kennen würdet, dann wüsstet ihr aber, dass mehr als ein Drucker sowieso nicht auf meinen Schreibtisch passt. Also bietet mir gefälligst Dinge an, die ich auch brauchen kann, wenn ihr mich schon nicht in Ruhe lassen könnt. Dass ihr die Möglichkeiten dazu habt, wissen wir ja wohl beide.

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