Kolumne: Weltfrauentag – Einhörner, nackte Tatsachen und Abwasch ans Bett

Veröffentlicht: 09.03.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 09.03.2018

Gleiche Rechte, gleiche Chance, gleiche Anerkennung bei gleicher Leistung – das wünschen sich viele Frauen. Und der Weltfrauentag ist Jahr für Jahr ein gern genutzter Anlass für Frauen, um solche Wünsche zu äußern und den eigenen Kampfeswillen zu demonstrieren.

Auch viele Unternehmen nutzen den Frauentag, um ihre Wertschätzung zu demonstrieren. Manche Chefs verteilen Blumen, andere Schokolade, um der weiblichen Belegschaft an diesem Tag eine Freude zu machen. Dass das grundsätzlich gut ankommt, bewies mir auch in diesem Jahr ein Blick in die strahlenden Gesichter meiner Kolleginnen, die gestern (genau wie ich) ebenfalls eine kleine Aufmerksamkeit bekamen. Wer sich als Unternehmen jedoch dazu entschließt, den Frauentag auch im Rahmen einer Werbekampagne zu nutzen, bewegt sich – meiner Erfahrung nach – auf dünnem Eis.

Frauentag: Zwischen Kampfgeschrei und Desinteresse

Wie ernst oder gelassen jemand den Weltfrauentag nimmt, könnte innerhalb der Gesellschaft kaum unterschiedlicher ausfallen. Manche Frauen werden als feministische Kämpferinnen (oder geradezu Furien) wahrgenommen. Andere lässt der Frauentag kalt. Ein Blick in die sozialen Medien untermauert diesen Eindruck:

 

 

 

Auch bei Männern gibt es gravierende Unterschiede:

 

 

 

Gerade mit Blick auf den Frauentag gibt es häufig Meinungen, die nicht etwa gemäßigter Natur sind, sondern an den verschiedenen Enden emotionaler Extreme liegen – sei es nun extreme Kampfeslust, extremes Desinteresse oder extreme Ablehnung.

Werbung kommt nicht immer gut an…

Trotz (oder vielleicht sogar aufgrund) wallender Emotionen entscheiden sich doch viele Unternehmen (neben den kleinen Aufmerksamkeiten für weibliche Mitarbeiter), den Weltfrauentag auch für Werbezwecke zu nutzen. Während man am gestrigen Abend (un)passenderweise Topmodels im Fernsehen dabei zuschauen konnte, wie sie in glitzernden Kostümkleidern auf Einhörnern ritten und einen wenig feministischen Auftritt hinlegten, konnte man in Reklamezeitschriften von rabattierten Produkten zum Frauentag lesen:

So warb das österreichische Unternehmen Bipa mit preisgesenkten Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln und fing sich dafür gleich kritische Kommentare.

 

Bipa wirbt zum Weltfrauentag
Screenshot: Werbung von Bipa zum Weltfrauentag

Auch bei der Drogeriekette Rossmann – die sich zur Feier des Tages „Rossfrau“ nannte – gab es Haushaltswaren wie Geschirrtabs und Hygieneartikel zum Spezialpreis. Auch hierfür hatten viele Nutzer kein Verständnis.

 

 

Zu guter Letzt fanden sich noch unbekleidete Damen auf Werbeflyern von CallaPizza. Diese waren vielleicht nicht gezielt für den Weltfrauentag konzipiert, doch wenn sie an einem solchen Tag im Umlauf sind, dann kann man quasi sicher gehen, dass die Kritik nicht lange auf sich warten lässt:

 

 

Der Frauentag ist ein riesiges Fettnäpfchen – gerade für Werbetreibende

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für Unternehmen nicht immer leicht ist, den Frauentag als werblichen Aufhänger zu nutzen. Gut durchdachte Kampagnen gibt es sicher. Zum Beispiel finde ich persönlich den aktuelle Spot der Deutschen Bahn gar nicht schlecht:

 

Doch nicht weniger häufig scheinen Anbieter – trotz großer Mühe und gutem Willen – einfach daneben zu liegen und mit großem Anlauf in ein Fettnäpfchen zu springen. Mit Bauchklatscher.

Gerade weil die Gemüter auf solche Tage gelegentlich empfindlich reagieren, sollten sich Unternehmen und Werbetreibende entweder genügend Zeit und Budget einräumen, um eine durchschlagende Kampagne zu kreieren oder sich womöglich Anlässe suchen, die besser zu ihren Sortimenten und Unternehmensphilosophien passen. Offizielle und inoffizielle Feiertage gibt es genug – und zwar sowohl seriöse als auch solche, die mit einem Augenzwinkern genutzt werden können.

Das soll natürlich nicht heißen, dass es sich nicht lohnt, sich für die Gleichberechtigung einzusetzen. Das tut es gleichwohl! Doch eins steht fest: Mit einer halben Pobacke lässt sich eine Werbekampagne zum Frauentag nicht erfolgreich umsetzen. Versprochen!

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kommentare  

#1 Heidemann 2018-03-14 14:39
Merkel geht Heute in Ihre 4. Amtszeit - ist das nicht genügend alternativlose Frauenpower ?
es wird mal Zeit das sich die Männer von dieser dauernden Feminismusdebat te emanzipieren.
übrigens mein Name HeideMANN und nicht Frau.
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