Kommentar: Warum Facebooks Altersfilter für Stellenanzeigen dem Jobsuchenden auch helfen kann

Veröffentlicht: 01.06.2018 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 01.06.2018

Eines gleich vorweg: Ich bin absolut gegen Diskriminierung jeder Art und denke, dass Jeder eine faire Chance verdient, vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Als nun gestern bekannt wurde, dass Facebook wegen Diskriminierung von Älteren angeklagt wird (wir berichteten), war auch meine erste Reaktion Empörung. Ab einem gewissen Alter hat man es eh schon schwer auf dem Arbeitsmarkt, wieso werden diese Personen aber von vornherein kategorisch ausgeschlossen? Das Problem schaffen hierbei aber nicht die Filter, sondern die unsinnigen Vorstellungen vieler Unternehmen.

Jung, flexibel, kinderlos und 15 Jahre Berufserfahrung

Dass sich die meisten Firmen junge und dynamische Mitarbeiter wünschen, ist bekannt. Im besten Fall sollen diese aber natürlich auch schon ein paar Jahre Erfahrung im Arbeitsleben mitbringen. Dass alle Faktoren nicht immer zusammenpassen, versteht sich von selbst und doch haben Unternehmen immer eine gewisse Vorstellung, was der Bewerber unbedingt mitbringen muss und welche Fähigkeiten zusätzliche Bonuspunkte bringen. Als jemand, der selber ein paar Monate arbeitssuchend war und so viele Bewerbungen geschrieben hat, dass ich selbst mit einer gut organisierten Excel-Tabelle ab und zu mal den Überblick verloren habe, muss ich ganz ehrlich sagen: Manchmal wäre ich über einen von der Firma eingesetzten Filter dankbar gewesen, der hätte mir nämlich Unmengen an Zeit und Nerven gespart.

Besonders wenn man unfreiwillig arbeitslos ist, freut man sich über jede passende Stellenausschreibung. Man steckt viel Zeit und Mühe in den Lebenslauf, informiert sich genau über das Unternehmen, um das Bewerbungsschreiben entsprechend anzupassen und hofft dann, oft wochenlang, auf eine Antwort. Der Firma auf der anderen Seite fehlen ein paar Kenntnisse auf dem Lebenslauf und schon landet die Bewerbung auf dem Nein-Stapel.

Der Faktor Zeit

Gerade bei der Fülle an Bewerbungen, die ich in einem Zeitraum von vier Monaten geschrieben habe, wäre es mir manchmal ganz recht gewesen, wenn mich bestimmte Stellenanzeigen gar nicht erst erreicht hätten. Doch stattdessen versuchte ich es bei jeder halbwegs passenden Anzeige – was vielleicht auch etwas meine Schuld war, allerdings wollte ich mir im Nachhinein nicht selber vorwerfen, nicht jeden Stein umgedreht zu haben – und das oft mit dem Ergebnis, nicht mal eine Absage bekommen zu haben.

Dabei geht es aber nicht nur um den Zeitfaktor des Bewerbers, auch das Unternehmen selbst wird oft mit Massen an Bewerbungen zugeschüttet. Dass viele davon einfach nicht passen, ist nur logisch. Allerdings muss sich auch hier die HR-Abteilung wieder die Zeit nehmen, jeden Bewerber zu überprüfen und im Idealfall diesem auch abzusagen. Was bei mir, als kleine Notiz am Rande, in gut drei Viertel der Fälle nie passiert ist. Gäbe es eine kleine Vorselektion und Stellenanzeigen würden nicht allen Kandidaten angezeigt werden, hätten Bewerber mehr Zeit sich auf die relevanten Gesuche zu konzentrieren und die Unternehmen, auch wirklich jedem Bewerber eine Zu- oder eben Absage zu erteilen.

Natürlich können potenzielle Mitarbeiter immer auch überraschen. Vielleicht bringt jemand nicht alle Anforderungen mit aber beim persönlichen Gespräch merkt man, es passt einfach und der Wille zur Weiterentwicklung ist da. Dieses Szenario setzt allerdings voraus, dass Firmen auch den Mut aufbringen, Kandidaten einzuladen, die vielleicht nicht zu 100 Prozent ins „Beuteschema“ passen.

Unsinnige Vorstellungen bei vielen Unternehmen

Es steht außer Frage, dass es nicht fair ist, wenn Unternehmen Bewerber ab einem bestimmten Alter ausgrenzen und ihnen durch derartige Filter von vornherein die Chance nehmen, sich beweisen zu können. Das Alter ist nur eine Zahl und sollte bei der Bewerbersuche einfach mal keine Rolle spielen. Dennoch suchen Firmen manchmal gezielt nach Mitarbeitern mit ganz bestimmten Kriterien, die rein rechtlich nie in einer Stellenanzeige aufgelistet werden können.

Sollte dies der Fall sein, dann ist es mir persönlich als Bewerber immer lieber, die entsprechende Anzeige erst gar nicht zu Gesicht zu bekommen und meine Energie stattdessen in etwas Passenderes zu investieren statt meine Zeit und Hoffnung in aussichtslose Bewerbungen zu stecken.

Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

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