Kolumne: Um Provisionen herumschummeln? – Nicht mit mir!

Veröffentlicht: 15.06.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 15.06.2018

Provisionen sind ein leidiges Thema. Immer. Und das ist auch logisch. Schließlich möchte man als Verkäufer – egal ob gewerblich oder privat – die Gewinne möglichst weit oben halten. Und Umsatzbeteiligungen für die Marktplätze und Portale mindern eben die Einnahmen. Kein Wunder ist deswegen auch, dass jede Provisionserhöhung – sei es bei Amazon, Ebay, DaWanda oder sonst einem Portal – mit erheblicher Kritik vonseiten der Verkäufer einhergeht.

Zurück in die 90er? Ein Albtraum!

Doch eins sollte man in der Debatte um Provisionen nicht vergessen: Ohne die Portale müsste sich jeder einzelne Händler seine Reichweite selbst erarbeiten. Mit einem eigenen Shop. Und das wird richtig teuer. Ganz zu schweigen von den privaten Verkäufern, die ohne Online-Marktplätze ihre alten Bücher, Videospiele oder ungewollten Kleidungsstücke wieder über Garagenaktionen und auf Flohmärkten verkaufen müssen. Was für eine Vorstellung!

Doch gerade wenn ich mir diese potenzielle Rückkehr in die digitale Steinzeit (oder die 90er) vor Augen führe, keimt in mir das Gefühl der Dankbarkeit auf. Dankbarkeit für die modernen Hightech-Errungenschaften unserer Zeit, an denen wir alle teilhaben und von denen wir profitieren können.

Gute Leistung verlangt nach Anerkennung

Und mag man mich auch für blauäugig oder naiv halten – ich finde, gute Leistung muss gut honoriert werden. Sei es nun der Pizzabote, der mir die italienische Gaumenfreude am Abend nach Hause bringt, sodass ich mir das aufwendige Kochen sparen kann. Sei es der Handwerker, der mir meine Waschmaschine repariert, die mich vorher in den Wahnsinn getrieben hat. Sei es ein Händler, der sich mit viel Mühe um eine Anfrage kümmert. Oder sei es eben eine Plattform, über die ich ein längst vergriffenes Buch bei einem privaten Anbieter ergattern konnte, das ich sonst nirgends gefunden habe.

Das jeweilige „Honorar“ muss dabei nicht immer die Form eines Trinkgeldes haben. Manchmal reicht schon eine nette E-Mail an den Service oder eine gute Bewertung des Online-Shops.

Fairness – eine Kunst

Jeder, der gute Arbeit leistet, wünscht sich, dass diese Arbeit anerkannt wird. Seien es nun Dienstleister, Händler oder Angestellte aller Art. Und aus diesem Grund gibt es durchaus Situationen, in denen mir der Puls hochschnellt. Zum Beispiel habe ich letztens besagtes, vergriffenes Buch über eine Online-Flohmarkt-Plattform gekauft. Guter Preis, langsame Abwicklung – aber das ist bei Privatkäufen ja keine Seltenheit und auch kein Problem. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Verkäuferin legte mir schlussendlich nahe, den Verkauf – und auch die Zahlung – abseits der Plattform abzuwickeln. Ein durchaus attraktives Angebot, schließlich würde sie die Provision und wir beide dadurch Geld sparen. Doch ich finde es äußerst fragwürdig und – nennen wir es beim Namen – unmoralisch, wenn man sich bewusst gegen Fairness und fürs Mogeln entscheidet. (Mal ganz davon abgesehen, dass wir beide damit gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform verstoßen hätten.)

Jedenfalls habe ich die Händlerin gebeten, das Produkt noch einmal einzustellen, sodass ich Kauf und Zahlungsabwicklung direkt über die Plattform tätigen konnte. Gefreut hat sie sich nicht. Und einen grummeligen Kommentar gab es von ihr als Schmankerl obendrauf. Aber ich habe zumindest ein gutes Gewissen.

Schlussendlich ist es ja so: Ohne die Plattform, ohne das Engagement in den Bereichen SEO und SEA und ohne die ganze Arbeit, die hinter jenem Portal steckt, hätte ich das Buch nie gefunden. Und ganz grundsätzlich: Ohne Fairness wären der Handel und das Leben von noch mehr Kämpfen und Rivalitäten geprägt. Und das kann doch eigentlich keiner wollen, oder?

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kommentare  

#3 Heidemann 2018-06-18 20:08
Bravo wieder ein absoluter Plattform-Werbe artikel !
da wird nun ausgerechnet denen ,die nur überall draufzahlen ,auch noch ein schlechtes gewissen eingeredet !? und das von einer Kundin - die ja die Provision nicht zahlt.
abgesehen davon das es sich der Aufwand /Ärger bei kleinen Preisen auch garnicht lohnt - dazu kommen dann noch sinnlose Diskussionen über ein paar Cent Portokosten einzusparen usw. (mache ich das sowieso nicht)
ABER:
wenn man die Zustände /Preise - erhöhungen /Abzockmethoden allein der letzten 3-4 Jahre sieht - dann hätte eigentlich zumindest jeder gewerbliche Verkäufer - das Recht /die Pflicht - die sogenannten Provisonszahlun gen zu verweigern /einzuklagen !
Tja - aber wer sollte uns da wohl helfen ?
ein "Bund" - der ja mehr Interesse hat - seine "Preiswerten Trainingdays" zu vermarkten - wenn ich das ganze Jahr schon lese:
E-Commerce-Rockstar ???
da sehe ich mich jedesmal nach einen gewissen Kübel um !
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#2 Jochen Wagner 2018-06-18 09:47
Wenn wir von der Plattform reden, die mit A beginnt, kann man nicht von Fairness reden. Geld in fünfstelligen Beträgen an Händler nicht auszahlen mit fadenscheinigen Gründen wie, dass Informationen fehlen, Mitarbeiter verheizen, geschäftsschädi gende Praktiken wie z.B. es über Monate nicht hinzubekommen bei Büchern das richtige Cover anzuzeigen trotz dem dass man die Plattform mehrfach über diverse Kanäle informiert hat, jahrelang die Händler benachteiligen mit Versandkosten auf Büchern, etc.
Das ist nicht nur eine Plattform, sondern auch organisiertes Verbrechen. Hier ist es nur verständlich wenn sich Händler gegen unfaire Praktiken wehren indem sie auch zwielichtige Praktiken einsetzen.
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#1 cadi 2018-06-15 14:02
Man muss unterscheiden zwischen Fairness und Abzocke

letzteres ist bei Plattformen ganz und gebe. Händler werden ausgeblutet sei es durch "transaktionsab hängige Provisionen" oder durch "Kunde darf Ware behalten - Verkäufer wird Geld abgezogen Provision"
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