Kolumne: Ikea versucht’s mit der nächsten Idee

Veröffentlicht: 17.08.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 17.08.2018

Ikea will Möbeln eine „Zweite Chance“ geben – so nennt das schwedische Möbelhaus zumindest sein Rückkauf-Programm, was es ab September testen will. Doch wenn man die bisherigen Details, die Ikea zu dem Programm veröffentlicht hat, ansieht, kommen einem kleine Zweifel an dieser zweiten Chance. Ja, Ikea will gebrauchte Möbel zurückkaufen und für den Ankaufspreis in seiner Fundgrube anbieten. Damit wolle man die Kunden dabei unterstützen, nachhaltigen Konsum zu leben, heißt es.

Es ist der jüngste Schritt bei dem Versuch, Ordnung in das Rückgaberecht zu bekommen. Vor einigen Jahren verkündete Ikea vollmundig, den Kunden ein lebenslanges Rückgaberecht für quasi alles einzuräumen. Zwei Jahre später ruderte das Unternehmen zurück und verkürzte die Zeit, in der man Produkte zurückgeben konnte, auf ein Jahr. Nun hat man offenbar gemerkt, dass das immer noch zu viel Potenzial für Missbrauch bietet und verschärft das Rückgaberecht ab September noch mal: Nur noch unbenutzte und neue Produkte werden zurückgenommen. Für die anderen gibt es die „Zweite Chance“.

Doch in den Details steckt die Krux: Die Möbel müssen „in gutem bis einwandfreiem“ Zustand sein und Ikea will nur Modelle „besonders beliebter Produktgruppen“ zurückkaufen. Also keine zweite Chance für eine Vielzahl von Möbeln, darf man vermuten. Dass das schwedische Möbelhaus auch bei dem Zustand so hohe Ansprüche setzt, wirft dem Nachhaltigkeitsaspekt Knüppel zwischen die Beine. Denn viele Kunden wären sicher glücklich, ein Möbelstück zu einem wahren Schnäppchen-Preis zu erstehen, auch wenn es sich nicht mehr im besten Zustand befindet. Ab wie vielen Kratzern lässt Ikea ein Möbelstück nicht mehr in seine Fundgrube? Die Frage ist – wie viele andere auch – bislang noch ungeklärt.

Wie viel Geld bleibt für den Kunden übrig?

Unklar ist ebenso, wie sehr sich das Rückkauf-Modell für die Kunden lohnen wird. Denn wer das Programm nutzen will, muss sich zunächst ein Angebot im Netz erstellen lassen, dann seine Regale, Betten oder Sofas zum Möbelhaus schaffen und dort noch einmal den (hoffentlich tadellosen) Zustand seines gebrauchten Möbelstücks kontrollieren lassen. Dann gibt’s das Geld. Das Problem ist nur: Für den Transport zum Möbelhaus ist ein Auto, wenn nicht ein Transporter erforderlich. Wer kein Auto hat, muss also eins mieten. Wer ein Auto hat, hat trotzdem Verschleiß und Spritkosten durch den Transport. Von der Zeit einmal abgesehen, die man aufwenden muss.

Bleibt dann am Ende Geld übrig, wenn der Kunde einen Transporter mietet und den Tank füllt, um seine alten Möbel zu Ikea zu bringen und dort (hoffentlich) zu verkaufen? Wenn das Möbelhaus die rangeschleppten Möbel dann doch bei der Vor-Ort-Inspektion ablehnt, dürfte das Ganze die Kunden mehr als frustrieren. Bleibt zu hoffen, dass Ikea dann direkt einen Müllcontainer nebenan stehen hat, in den man die Möbel direkt feuern kann.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#1 Nina 2018-08-23 11:08
Anstatt so einen großen Aufwand zu betreiben, kann man die alten Möbel einfach direkt bei Kleinanzeigen einstellen...
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