Kolumne: Bitcoin-Börse Mt.Gox findet Nullen und Einsen in vergessener Brieftasche

Veröffentlicht: 21.03.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 11.07.2014

Wenn nach und nach immer mehr Bitcoin-Unternehmen Pleite gehen, ihre Online-Plattformen vom Netz nehmen und / oder von Betrug und Unterschlagung die Rede ist, dann schlagen solche Nachrichten in der Branche relativ große Wellen. Bei den Verbrauchern hingegen hat man als (mehr oder weniger) „Insider“ jedoch das Gefühl, dass ein Großteil von ihnen mit Bitcoins als Zahlungsmittel eher wenig anzufangen wissen.

Das Problem mit digitalen Währungen: Viele Menschen können sich darunter nichts vorstellen. Und das ist auch nicht sonderlich seltsam. Schließlich gehört es seit Jahrtausenden zur gängigen Praxis, mit materiellen Gütern zu handeln und zahlen. Schier ewige Zeiten galten verschiedene Metalle wie Kupfer, Silber und Gold, aber auch Perlen und Juwelen als maßgebende Zahlungsmittel. Selbst Getreide, Vieh oder Wein waren in einigen Kulturen und Kreisen eine akzeptierte Währungsform.

All diese Zahlungsmittel oder Wertmesser haben eine Gemeinsamkeit: Man kann sie physisch erfassen, sie berühren und ihre Maße bzw. das Gewicht ermitteln. Mit den Bitcoins sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Sie sind nicht aus einer Jahrhunderte alten Tradition gewachsen und entstanden, sondern wurden von jetzt auf eben erfunden und bestehen im technischen Sinne aus Nullen und Einsen.

Nicht-Informatiker haben es unter diesem Gesichtspunkt relativ schwer, sich darunter etwas vorzustellen. Manche könnten der philosophisch anmutenden Frage nachgehen: „Wenn der Computer ausgeht, existieren die Bitcoins dann immer noch?“ – So lachhaft diese Frage für einige Experten auch sein mag, so deutlich ist sie in der Lage, die Unwissenheit vieler Menschen dem Thema gegenüber zu verdeutlichen.

Auch mir sind die verschiedenen Hintergründe und Funktionsweisen der Kryptowährung nicht in allen Einzelheiten klar. Es ist mir zum Beispiel völlig unverständlich, wie Mt.Gox insgesamt 850.000 Einheiten der Währung VERLIEREN konnte! Was ich jedoch weiß, ist, dass ich es äußerst bedenklich finde, wenn verschiedene Medien gestern berichten, dass die insolvente Plattform plötzlich und unerwartet 200.000 verschollene Bitcoins in einer Online-Geldbörse wiederfand.

Wenn ich nach einem kalten, langen Winter meine Sommersachen aus dem Schrank hole und in einer dünnen Jacke zwei Euro finde, dann bezeichne ich dies durchaus als ein glückliches Ereignis. Was muss es wohl für ein Gefühl sein, nach Monaten der Kritik und der Schmäh auf einmal Kryptowährung im Wert von vielen Millionen US-Dollar zu finden? Freude? Genugtuung? Scham?

Auch diese Frage kann ich nicht beantworten. Sollte ich jedoch irgendwann mehrere Millionen Euro besitzen, so werde ich sie ganz gewiss nicht in einer digitalen Ecke in den Tiefen des World Wide Web vergessen. Außerdem hat mein gefundenes Zwei-Euro-Stück immer noch einen (fast) identischen Wert wie im vergangenen Herbst. Damit konnte ich mir damals etwa zwei Kugeln Eis, eine Runde Billard oder ein Pfund Hackfleisch leisten – und kann dies mit etwas Glück immer noch.

Da die Bitcoins jedoch keiner staatlichen Regulierung unterliegen, sind sie dementsprechend extrem großen Wertschwankungen unterworfen. In Hochzeiten betrug ihr Wert beispielsweise bis zu 1.000 US-Dollar pro Bitcoin, nach teils radikalen Kurseinbrüchen nur noch etwa 220 Dollar. Der Reichtum eines Bitcoin-Besitzers ist also von äußeren Faktoren abhängig und man weiß nie, was von dem Geld nach einem Jahr noch übrig ist.

Also, geneigte Leser, falls Sie irgendwann mal Ihren Computer anmachen und einen Bitcoin finden, könnte es weise sein, ihn umgehend auszugeben, bevor er vielleicht noch verloren geht oder rapide an Wert verliert…

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