Schicksal der Telefonzelle: Online und Mobile schmälern Relevanz von Geldautomaten

Veröffentlicht: 16.04.2018 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 16.04.2018

Die Digitalisierung und der E-Commerce sorgen dafür, dass die Zahl der Geldautomaten in Deutschland rückläufig ist – und das wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken.

Geldautomat Schriftzug
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Die Älteren unter uns erinnern sich an Zeiten, als an jeder Ecke eine Telefonzelle stand, als es keine Handys gab und die Bezahltelefone hoch frequentiert waren. Sogar Superman verzog sich früher in eine Telefonzelle, wenn er „unbemerkt“ sein Outfit ändern wollte. Heutzutage wird man nostalgisch, wenn man sie überhaupt noch irgendwo sieht. Ein Schicksal, das womöglich bald auch der Geldautomat teilt, auch wenn das noch eine Weile dauern dürfte. In diesem Jahr wird der Geldautomat (in Deutschland) 50 Jahre alt und nie wurde seine Relevanz so sehr herausgefordert wie heute.

Der Online-Handel ist mal wieder (mit) schuld

Der erste Automat wurde 1968 in Tübingen aufgestellt, im Jahr 1994 waren es 29.400, 2015 wurde der Höchstwert von etwa 61.100 Geräten erreicht. Ende 2017 waren es dann „nur“ noch knapp 58.400, wie Heise weiß. Erstmals ist die Zahl rückläufig, allein von 2016 auf 2017 wurden 1.600 Automaten wieder abgebaut. Woran liegt’s? Zum einen am Kostendruck: „Wir haben die Daumenregel, dass das Betreiben eines Geldautomaten in etwa zwischen 20.000 und 25.000 Euro (im Jahr) kostet. Das muss auch verdient werden. Dauerhaft ist Zuschießen kein Geschäftsmodell“, sagt Jürgen Gros, Chef des Bayerischen Genossenschaftsverbands, zu dem die Volks- und Raiffeisenbanken gehören.

Die Gründe, warum sich die Geräte nicht mehr rechnen, sind wie so oft in der Digitalisierung zu suchen. Allen voran der Online-Handel sorgt dafür, dass Bargeld heute nicht mehr so notwendig ist wie noch vor einigen Jahren. Aber auch die Gewohnheiten im Stationär-Geschäft ändern sich. An Supermarktkassen gehört es zum guten Ton, dass man auch Geld abheben kann – der Umweg zum Geldautomaten ist nicht mehr nötig.

Außerdem tut die Durchdringung von Smartphones – analog zu den Handys und den Telefonzellen – ihr Übriges. In China zum Beispiel ist das Bezahlen per App längst Standard. Der Zahlungsdienstleister Wirecard geht davon aus, dass in „absehbarer Zukunft“ die komplette Infrastruktur des Bezahlens über mobile Geräte organisiert wird. „Zwar finden heutzutage weltweit immer noch rund 85 Prozent aller Transaktionen unter Verwendung von Bargeld statt, doch das Potenzial für hiesige, rein digitale Payment-Lösungen wie boon, Orange Cash oder Allianz Prime ist sehr groß“, so Markus Eichinger von Wircard.

Die deutsche Kreditwirtschaft geht davon aus, dass die Zahl der hiesigen Geldautomaten in den kommenden Jahren konstant rückläufig sein wird. Das liegt allerdings nicht ausschließlich an den digitalen Alternativen, sondern auch an Kriminellen. Anschläge auf Geldautomaten sind für die Betreiber mit hohen Kosten verbunden, auch abgesehen vom Geld-Diebstahl. Die Kosten für Versicherung und Wiederinstandsetzung treiben die Kosten in die Höhe.

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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