AGB nicht gelesen: 20.000 WLAN-Nutzer verpflichten sich zum Kloputzen

Veröffentlicht: 17.07.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.07.2017

Klo putzen für freies WLAN: Der britische Anbieter Purple verpflichtet seine WLAN-Nutzer dazu, gemeinnützige Arbeit zu machen. Die Aktion soll zeigen, wie nachsichtig Menschen mit den AGB umgehen.

Kloputzen

© Rasulov – Shutterstock.com

Hand aufs Herz: Wie oft lesen Sie die AGB von Unternehmen und Anbietern? Und wenn Sie sich mal dazu durchringen wollen, wie lange halten Sie durch? Dass die Menschen mit AGB äußerst nachlässig umgehen, ist kein Geheimnis. Im Internet gibt es schon länger den Gag, dass der Satz „Ich habe die Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen“ die häufigste Lüge der Menschheitsgeschichte ist. Um zu demonstrieren, dass das tatsächlich so ist, hat sich der britische WLAN-Anbieter Purple etwas Besonderes ausgedacht.

Wie die Welt berichtet, hat das Unternehmen zwei Wochen lang einen Absatz in seinen AGB geführt, nach dem sich jeder dazu verpflichtet, 1.000 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Unter anderem gehe es darum, Klos auf Festival zu putzen, Kaugummis von Gehwegen zu kratzen oder Abwasserrohre mit der Hand zu reinigen. 20.000 Menschen haben die AGB so akzeptiert – eben weil sie den Inhalt der Geschäftsbedingungen wohl nicht gelesen haben.

Purple will mit der Aktion aufrütteln und die Menschen auf das Problem hinweisen. „Wir wollten zeigen, wie wenig Konsumenten darauf achten, zu was sie sich verpflichten, wenn sie freies WLAN nutzen“, erklärt das Unternehmen. Unter anderem betreibt Purple WLAN-Hotspots bei Pizza Express oder im Legoland. Ob die Verpflichtung zum Kloputzen für die Nutzer bindend ist, sei juristisch unklar.

67 Arbeitstage, um alle AGB zu lesen

Dass AGB oft zu lang und für die Nutzer in vielen Fällen unverständlich sind, bemängeln Verbraucherschützer bereits seit Längerem. Berühmt ist auch der Umstand, dass sich in den Nutzungsbedingungen von Apples iTunes der Passus befindet, dass man das Programm nicht dazu nutzen dürfe, um Nuklearwaffen, Bio- oder Chemie-Kampfstoffe zu entwickeln. Einige Internet-Nutzer nehmen das mit Humor: „Wer mit iTunes eine nukleare Waffe baut, der hat sie auch verdient“, meint etwa der Facebook-Nutzer Philipp Müller.

Auch in der Politik ist das Thema inzwischen angekommen: Justizminister Heiko Maas rechnete vor gut zwei Jahren vor, dass ein Mensch 67 Arbeitstage bräuchte, um alle AGB, denen er zustimmt, komplett zu lesen. Wir haben vor einiger Zeit zumindest einmal die Amazon-AGB angeschaut und für Jedermann verständlich und kurz aufgeschlüsselt.

Übrigens: Purple hat einen Preis für diejenigen versteckt, die tatsächlich die AGB lesen (oder zumindest überfliegen) und die Verpflichtung zur gemeinnützigen Arbeit entdecken. Immerhin eine Person hat sich gemeldet. Damit beträgt die Quote der Menschen, die AGB lesen, immerhin 0,005 Prozent.

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