Posttraumatische Belastungsstörung:

Ex-Moderatorin verklagt Facebook

Veröffentlicht: 25.09.2018 | Geschrieben von: Sandra May | Letzte Aktualisierung: 07.11.2018

Eine ehemalige Facebook-Moderatorin verklagt Facebook: Durch den täglichen Anblick von teilweise sehr verstörenden Bildern und Videos habe sie eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten. Ihr Anwalt sieht Facebook in der Pflicht.

Bilder fliegen durch den virtuellen Raum
© metamorworks - shutterstock.com 

Täglich werden millionenfach Bilder auf Facebook geladen. Darunter befinden sich auch Inhalte, die eindeutig nicht den Regeln entsprechen: Gewalt, Blut, Sex – das sind die dunklen Seiten der Social-Media-Plattform, die der normale Nutzer in der Regel nicht sieht. Tagtäglich sind es aber die Moderatoren („Content Manager"), die sich durch alle hochgeladenen Bilder klicken müssen, um zu entscheiden, ob sie gelöscht werden. Eine ehemalige Moderatorin klagt jetzt wegen einer erlittenen posttraumatischen Belastungsstörung.

Facebook lagert Moderation aus

Die kürzlich erschienene Dokumentation „The Cleaners” zeichnet ein dunkles Bild der bunten Welt von Facebook: Um der Bilderflut Herr zu werden, lagert Facebook die Kontrolle der durch die Nutzer hochgeladenen Bilder und Videos an Subunternehmen aus. Unter anderem wird dabei auf ein Unternehmen in Manila (Philippinen) zurückgegriffen. Nach einer kurzen Einführung sitzen die Moderatoren zehn Stunden täglich vor einem Bildschirm und entscheiden am Fließband über die Löschung von Bildern. Die Dokumentation zeigt eindrucksvoll die dunklen Seiten des Internets: Mord, Vergewaltigung, Folter. Bilder und Videos dieser Gewalttaten werden auf Facebook geladen. Dass die tägliche Ansicht solcher Bilder den Geist eines Menschen verändert, ist sicherlich abzusehen. Um mit diesen Medien umzugehen, seien die Moderatoren aber nicht ausreichend geschult. Eine psychologische Unterstützung fände nicht statt.

Sammelklage in den USA

In den USA klagt nun eine ehemalige Moderatorin. Die Klägerin habe durch das tägliche Ansehen brutaler Bilder eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten, so der Spiegel. Ab Juni 2017 habe die Klägerin neun Monate als Zeitarbeitskraft bei Facebook gearbeitet. Später sei bei ihr das Trauma festgestellt worden. Ihr Anwalt bereitet nun eine Sammelklage im Namen aller betroffenen Facebook-Mitarbeiter vor. Aus Sicht des Anwalts sei Facebook in der Pflicht, gesundheitliche Schäden von den Mitarbeitern abzuwenden. Facebook prüft zurzeit die Behauptungen. Laut eigenen Angaben würde das Unternehmen den Mitarbeitern jedoch psychologische Hilfe anbieten.

Über die Autorin

Sandra May
Sandra May Expertin für: IT- und Strafrecht

Sandra schreibt seit September 2018 als juristische Expertin für OnlinehändlerNews. Bereits im Studium spezialisierte sie sich auf den Bereich des Wettbewerbs- und Urheberrechts. Nach dem Abschluss ihres Referendariats wagte sie den eher unklassischen Sprung in den Journalismus. Juristische Sachverhalte anschaulich und für Laien verständlich zu erklären, ist genau ihr Ding.

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