Erst ein Jahr ist Temu in Deutschland aktiv, doch in dieser kurzen Zeit hat es der Billig-Marktplatz geschafft, den hiesigen Online-Handel spürbar aufzumischen – beigetragen haben dazu nicht nur die angepriesenen Schnäppchenpreise, sondern auch extrem aggressives Marketing.
Allerdings reißt auch der stete Strom an Kritik nicht ab: In dessen Zentrum stehen etwa Aspekte wie der Verkauf minderwertiger und potenziell gefährlicher Produkte oder etwa Probleme bei der Rückgabe. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht viel Nachholbedarf und hat die Plattform nun abgemahnt.
Kunden sollen vor Temus Geschäftspraktiken geschützt werden
Expertinnen und Experten des vzbv beanstanden im Rahmen der Abmahnung eine ganze Reihe verschiedener Aspekte der Verkaufsplattform: angefangen bei der Optik bzw. Darstellung der Website über Klima-Versprechen bis hin zu Informationen über Anbieter oder Bewertungen.
„In Deutschland und der Europäischen Union gelten Gesetze zum Schutz der Verbraucher:innen, an die sich alle Unternehmen halten müssen. Die Plattform Temu verunsichert und übervorteilt Verbraucher:innen mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs, das muss aufhören. Verbraucher:innen müssen vor derartigen Geschäftspraktiken geschützt werden“, kommentiert Ramona Pop, Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
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Diese Aspekte bemängeln die Verbraucherschützer konkret
Bei den monierten Faktoren werden die Verbraucherschützerinnen und -schützer des vzbv auch ganz konkret. Die entsprechende Auflistung der Vorwürfe umfasst unter anderem folgende Punkte:
- Temu präsentiert Rabatte, die zum Teil bei 70 Prozent liegen. Spezifische Informationen zu Referenzpreisen gebe es allerdings nicht.
- Kundinnen und Kunden können laut den Aussagen von Temu den CO2-Fußabdruck ihrer Bestellung verringern, wenn sie sich die Wunschprodukte in eine Abholstelle statt nach Hause liefern lassen. Allerdings haben die Waren bereits lange Transportwege hinter sich.
- Temu nutze spezielle Designs, um Kundinnen und Kunden zu manipulieren. Darunter fallen etwa Hinweise wie „Beeile dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb“ oder „Mehr als 54 Nutzer haben wiederholt gekauft! Warum nicht 2 auf einmal…“. – Solche „Dark Patterns“ werden im Rahmen des Digital Services Act reguliert und sind in der EU seit dem 17. Februar 2024 verboten.
- Nur unzureichend sei laut vzbv außerdem die Information für Kundinnen und Kunden, wie Temu die Echtheit der präsentierten Produktbewertungen sicherstellt. Solche Angaben seien jedoch für die Anbieter verpflichtend.
- Ebenfalls unzureichend seien die Informationen zur Identität der jeweiligen Anbieter.
Auf Temu könnte auch eine Klage zukommen
Wie der Verbraucherzentrale Bundesverband weiter schreibt, habe man auf die Abmahnung bereits eine Reaktion von Whaleco Technology Limited, der Plattform hinter Temu, erhalten. Allerdings habe das Unternehmen bislang keine Unterlassungserklärung abgegeben. Aus diesem Grund lote die Verbraucherorganisation nun weitere Schritte ab und werde „als Nächstes über eine Klage gegen Temu entscheiden“.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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Dennoch bin ich der Meinung, dass der Online-Markt in EU und insbesondere in DE überreguliert ist und ständigneue Bestimmungen dazu kommen, die so schwammig bzw. offen formuliert sind, dass erst die Bemühung der Gerichte hier einigermaßen Rechtssicherhei t herstellt. (Dieses Problem haben wir auch auf anderen Gebieten). Hier sollte man dem Verbraucher mehr Selbstverantwor tung zutrauen! Und es ist leider seit den DotCom-Pleiten um 2000 herum nicht mehr gelungen, relevante europäisch geführte Markplätze zu etablieren. Amazon, Ebay und Co., selbst spezialisierte Plattformen wie Etsy sind US-amerikanisch e Unternehmen, deren Geschäftsgebare n europäische/deu tsche Händler ständig in Konflikte mit den EU-Bestimmungen bringen, weil sie die Regelungen der EU nicht von vorneherein mitdenken.
Nun, ich schweife etwas vom eigentlichen Thema "Temu" ab, aber ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt deutlich(er) machen. Allen hier Frohe Ostern und erholsame Feiertage!
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Ich hab auch große Probleme damit, angelogen und bedrängt zu werden, was zu kaufen. Wer in der EU handelt, muss sich auch an die Regeln halten, für einen fairen Wettbewerb.
@catchtheday, Kattner und Alexander
Regulierungswut hin oder her, es gibt diese Regeln und es kann nicht sein, dass sich jemand einfach darüber hinwegsetzt und damit andere Onlineshops benachteiligt, welche sich daran halten, Punkt.
Ich hab auch schon bei Themu bestellt und das Erlebnis war...ernüchter nd. Schlechte Qualität, unzureichende Produktdetails, irreführende Bilder, Raubkopien.
Von 10 Artikeln waren vielleicht 3 brauchbar und sowas sollte es mehr geben in der EU? Nein, vielen Dank.
Geld, um es zum Fenster rauszuwerfen hab ich nicht.
Wenn es Amazon, Facebook, TikTok und Google es bisher nicht geschafft haben, die Regeln in der EU zu biegen, dann Temu erstrecht nicht.
Und welchen tollen Kundenservice biete Temu denn, den man hier nicht kriegt?
Das ich Sachen reklamieren kann, mein Geld wieder kriege und das Zeug dann aber trotzdem behalten darf, weil der Rückversand zu teuer ist?
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All diese Artikel wurden von irgendwelchen Namenhaften Firmen designt. Diese müssen natürlich auch bezahlt werden. Und ja das kostet nun einmal Geld. 3 von meinen Herstellern die es viele Jahre lang schon gab haben bereits aufgegeben. Wieviele Firmen müssen noch folgen??? Nur damit Sie billig und noch billiger kaufen können? Und warum ist es so billig weil die Chinesen kaum Versandkosten nach Deutschland bezahlen müssen. Ich hoffe inständig, dass endlich etwas gegen Temu unternommen wird.
Und im übrigen, wenn jemand bei mir einkauft wird die Ware sofort am nächsten Tag versendet und ist dann 1 bis 2 Tage später beim Kunden. Gibt es eine Reklamation oder Anfrage dann wird sich natürlich darum gekümmert.
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Ich hatte diese Diskussion mal mit "Wer-liefert-Wa s", die mein Angebot kostenpflichtig einstellen wollten. Wer "Wer liefert Was" und "Alibaba" vergleicht, dem wird der Unterschied sofort deutlich.
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Wer bei temu kauft, dem ist bewusst dass er billig kauft - deshalb kauft man ja auch dort.
temu ist halt eine weitere Direkverkaufspl attform vor allem chinesischer Hersteller, die europäische Kunden direkt und ohne Zwischenhändler bedienen wollen.
Das ist legitim und sollte auch so bleiben.
Dass es europäische Unternehmen nicht hinbekommen, einen globalen Marktplatz für Endkunden im Stile von temu oder Alibaba zu programmieren und zu betreiben, bedeutet nicht, dass man die Konkurrenz auf dem Rechtsweg bekämpfen muss. Besser wäre es, von temu, Alibaba & Co zu lernen. Das findet aber nicht statt.
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