Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nutzt seit einer Weile Künstliche Intelligenz, um Marktmanipulationen schneller zu erkennen. Doch was nach einer guten Nachricht für einen fairen Markt klingt, könnte bald auch für andere Branchen richtungsweisend sein. Etwa für den Online-Handel. Denn wenn auch andere Behörden, Abmahnkanzleien oder Wettbewerbsverbände nachziehen, könnten Bußgelder, Abmahnungen oder andere Sanktionen noch mehr zur Bedrohung werden.
Bafin erleichtert Arbeit mit Künstlicher Intelligenz
Mark Branson, Präsident der Bafin, verkündete am Montag einen Meilenstein: Seit rund einem Jahr arbeitet die Behörde mit einem KI-gestützten System namens ALMA, um verdächtige Handelsmuster zu erkennen. So soll die Behörde präziser, schneller und effizienter werden. Die Ergebnisse sprechen laut dem Behördenleiter für sich. Die Chancen, bei Marktmissbrauch erwischt zu werden, seien noch nie so groß gewesen.
Es ist ein Fortschritt, der lange überfällig war. Denn zu oft agieren Behörden überfordert, antiquiert und einfach nur lahm, weil ihnen Personal, finanzielle Mittel und Pioniergeist fehlen. Dass staatliche Organe nun aufrüsten und neue Technologien einsetzen, ist im Grundsatz begrüßenswert – besonders wenn dadurch große Fische ins Netz gehen, die sich bislang zu geschickt durch Schlupflöcher manövriert haben.
Problem: Was hier gefeiert wird, dürfte auch in anderen Bereichen nicht unbemerkt bleiben. Und das hat Folgen – besonders für einen Sektor mit komplexen Rechtsvorgaben und einem knallharten Wettbewerb, der immer auf dem virtuellen Präsentierteller steht: dem Online-Handel. Was passiert, wenn auch andere Institutionen – Wettbewerbsverbände, Datenschutzbehörden, Konkurrenten – Künstliche Intelligenz auf Online-Händler loslassen? Drohen bald automatisierte Abmahnwellen und Bußgelder durch Maschinen?
Wenn die KI nun auch in deinem Shop stöbert
Ohne Frage: Schon heute setzen Kanzleien, Abmahnvereine und Plattformbetreiber Software ein, um potenzielle Verstöße zu identifizieren. Das ist nichts Neues und auch keine Raketenwissenschaft mehr. Crawler durchforsten Shops nach Impressumsverstößen, Preisfehlern oder kopierten Bildern. Der Unterschied zur KI: Diese Tools erkennen nur das, wofür sie programmiert wurden.
KI-Systeme hingegen lernen Muster selbstständig, analysieren große Mengen an Daten und erkennen Verstöße, die nicht klar definiert wurden. Sie erkennen Zusammenhänge, die vorher kein Mensch gesehen, geschweige denn definiert hat – und das kann insbesondere kleinere Händler mit limitierten Ressourcen hart treffen. Ein Beispiel: Während Keyword-basierte Tools vielleicht „versicherter Versand“ oder „TÜV-geprüft“ markieren, versteht eine KI den sprachlichen Kontext – und schlägt auch dann Alarm, wenn die Formulierung rechtlich nur grenzwertig ist. So entstehen Risiken an Stellen, wo Händler bisher dachten, noch auf der sicheren Seite zu sein.
Kommen Händler jetzt unter die Räder?
Die Gefahr besteht jedoch, dass die Logik der Maschine das menschliche Ermessen ersetzt – und aus einem Grenzfall eine einfach hingenommene Entscheidung wird. Dass sich viele Menschen zu sehr auf das fremde Gehirn verlassen, ist jedoch bereits jetzt real. Klingt überzogen? Nach Zukunftsmusik? Schließlich war selbst das Internet lange #neuland für uns. Aber: Die Technologie existiert. Und Behörden, Konkurrenten und Verbände könnten damit beginnen, sie produktiv einzusetzen.
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