Vorgesetzte des einzigen Tesla-Werkes in Deutschland sollen unangekündigte Hausbesuche bei krankgeschriebenem Personal durchgeführt haben. Hintergrund sei ein hoher Krankenstand, der laut internen Angaben im August bei bis zu 17 Prozent gelegen habe. Tesla erhofft sich durch diese Kontrollen offenbar, Missbrauch von Krankschreibungen zu verhindern und die Produktivität im Werk zu steigern.

Privatsphäre adé: Tesla kommt nicht zum Kranken-, sondern zum Kontrollbesuch

Die Reaktionen der Betroffenen fielen erwartungsgemäß nicht besonders wohlwollend aus, nachdem sie unerwarteten Besuch vom Werksleiter oder Personalchef erhalten haben sollen. Manche machten einfach die Tür nicht auf, andere reagierten aggressiv und wollten die Polizei rufen, heißt es im Handelsblatt, welches auf interne Tonbandaufnahmen einer Betriebsversammlung verweist. Teslas Verantwortliche sollen in dem Gespräch betont haben, dass diese Besuche nicht auf einem Generalverdacht basieren. Der Spiegel verweist jedoch darauf, dass Langzeitkranke sowie erstmalig Kranke unter den besuchten Personen waren.

Der hauseigene Betriebsrat soll mit der Überwachungsmaßnahme einverstanden gewesen sein. Die Aktion stieß jedoch auf Widerstand, insbesondere seitens der Gewerkschaften, die Bedenken hinsichtlich der Wahrung der Privatsphäre äußerten.

Vertrauen ist gut, Kontrolle macht’s aber auch nicht besser

Rechtlich bewegen sich solche Kontrollmaßnahmen in einem Graubereich. Während Arbeitgebende grundsätzlich die Möglichkeit haben, Krankheitsfälle zu überprüfen, müssen sie dabei die Persönlichkeitsrechte der Angestellten achten. Ein unangekündigter Hausbesuch könnte als unangemessene Überwachung und Verletzung der Privatsphäre angesehen werden. Ohnehin ist nicht jede Krankheit sofort im Gesicht ablesbar.

Druck auf das Personal, gerade in einem ohnehin belastenden Arbeitsumfeld, könnte kontraproduktiv sein. Statt solcher Maßnahmen sollten Unternehmen eher auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen setzen, um Fehlzeiten zu reduzieren. Insgesamt bleibt fraglich, ob Teslas Vorgehen daher langfristig zu einer Senkung des Krankenstands führt oder eher das Vertrauen in das Unternehmen weiter beschädigt​. 

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