Rückschritt: Online-Handel mit rezeptpflichtigen Medikamenten soll verboten werden

Veröffentlicht: 14.12.2016 | Geschrieben von: Yvonne Bachmann | Letzte Aktualisierung: 14.12.2016

Online-Apotheken stehen den stationären Apotheken in nichts nach. Sie bieten über moderne Kommunikationswege Beratungsmöglichkeiten und können auch bei schneller Lieferung punkten. Beim Preis heben sie sich sogar meist hervor, was die Entscheidung des Europäischen Gerichtshof zur Arzneipreisbindung noch bestärkte. Für rezeptpflichtige Medikamente sieht Gesundheitsminister Gröhe im Online-Handel aber keine Zukunft.

Versandapotheke
© chuckstock / Shutterstock.com

Apothekenlobby versus Wettbewerb

Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, weiß wie das ins Geld gehen kann. Eine günstige Alternative zu stationären Apotheken bieten daher Online-Apotheken, die attraktive Preis-Modelle und Sparaktionen anbieten. Bestärkt wurde dies erst kürzlich auf europäischer Ebene. Die deutsche Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verstößt gegen das Unionsrecht, so der EuGH im Herbst. Einfach ausgedrückt, heißt die Entscheidung, dass die deutsche Preisbindung für ausländische Anbieter nicht bindend ist – für deutsche Apotheken aber sehr wohl weiterhin. Das ist den lokalen Apotheken natürlich ein Dorn im Auge. Sie dürfen rezeptpflichtige Medikamente im Gegensatz zur ausländischen Konkurrenz derzeit nicht rabattieren.

Wenn es nach Gesundheitsminister Hermann Gröhe geht, muss deshalb dringend eine Gesetzesänderung her. Dabei soll keine Zeit verschwendet werden. Wie das Nachrichtenportal des Mitteldeutschen Rundfunks berichtet, liegt bereits ein erster Gesetzesentwurf vor, der unter anderem Änderungen am Arzneimittelgesetz, Apothekengesetz sowie am Betäubungsmittelgesetz vorsieht. Der Gesetzesentwurf schießt jedoch weit über das Ziel hinaus.

Zurück ins Jahr 2004?

Die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten und der Schutz der Apotheken auf der einen Seite. Digitalisierung, Technologisierung und freier Wettbewerb auf der anderen Seite... Pro und Contra von Versandapotheken werden mindestens genauso lange diskutiert, wie es den Online-Handel mit rezeptpflichtigen und freiverkäuflichen Medikamenten gibt. Mittlerweile feierte der Online-Handel mit Medikamenten trotzdem schon seinen zwölften Geburtstag und wird von Verbrauchern gut angenommen. 

Der aktuelle Gesetzesentwurf von Gesundheitsminister Gröhe ist jedoch ein Schritt zurück, denn er zielt darauf ab, dass der Versand von rezeptpflichtigen Medikamenten verboten wird. Damit könnte die Gefährdung einer ganzen Branche auf dem Spiel stehen. Kunden müssen Medikamente auf verschiedenen Wegen erwerben und Versandapotheken könnten daher generell an Attraktivität verlieren. Statt den Online-Handel mit rezeptpflichtige Medikamenten zu unterbinden, muss eine praxisnahe Lösung gesucht werden.

Um sich aktiv gegen diesen Gesetzesentwurf einzusetzen, wird der Händlerbund ein Fachforum für Versandapotheken ins Leben rufen. Wer daran mitwirken möchte, kann den Händlerbund unter apotheken@haendlerbund.de kontaktieren. Wir werden werden immer aktuell dazu informieren.

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