Auch nach fast zwei Jahren Datenschutzgrundverordnungen scheinen die Deutschen noch immer nicht wirklich warm zu werden mit den neuen Richtlinien. Laut einer Umfrage des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter rund 600 Unternehmen der Informationswirtschaft überwiegen in fast jedem zweiten Unternehmen (49 Prozent) die negativen Aspekte. Bei nur vier Prozent waren die positiven Faktoren der Neuregelungen zum Schutz personenbezogener Daten in der Mehrheit.
Komplizierte Prozesse und zusätzliche Kosten
Firmen der Branche Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) stehen der DSGVO noch am wohlwollendsten gegenüber. Rund 62 Prozent der IKT-Hardwarehersteller und 58 Prozent der IKT-Dienstleister gaben laut der Befragung an, dass die positiven und negativen Aspekte ausgeglichen sind, teilweise überwogen sogar die positiven Faktoren. Ein großer Kritikpunkt der DSGVO sind laut dem ZEW die komplizierten Prozesse. „In etwa 60 Prozent der Unternehmen haben sich die Geschäftsprozesse durch die Einführung der DSGVO verkompliziert“, bestätigt Dr. Daniel Erdsiek, ZEW-Experte für digitale Ökonomie. Bei mehr als zwei Drittel der Unternehmen hat die Umsetzung der neuen Regeln zu einem hohen Arbeitsaufwand geführt.
Auch hat die Datenschutzgrundverordnung für zusätzliche Kosten gesorgt. Mit 59 Prozent gaben mehr als die Hälfte aller befragten Unternehmen an, mehr Ausgaben durch beispielsweise Mitarbeiterschulungen und den gestiegenen Bedarf an externer Beratung zu haben.
Kaum Vertrauenszuwachs der Kunden durch die DSGVO
„Bereits im Dezember 2017, also kurz vor Inkrafttreten der DSGVO, haben wir die Unternehmen der Informationswirtschaft zu den erwarteten Auswirkungen der Neuregelungen befragt. Im Vergleich zu den aktuellen Ergebnissen zeigt sich, dass jede abgefragte negative Konsequenz der DSGVO häufiger eingetreten ist, als im Dezember 2017 erwartet“, so Erdsiek weiter. Obwohl mit den neuen Richtlinien das Bewusstsein für die Bedeutung von Datenschutz gestiegen ist, gehen nur zwölf Prozent der deutschen Unternehmen auch von einem Vertrauenszuwachs der Kunden aus. Aber natürlich ist nicht alles schlecht an der Datenschutzgrundverordnung: So gaben laut der Untersuchung des ZEW 36 Prozent der Unternehmen an, ihre Prozesse überprüft und optimiert zu haben. Zusätzlich haben 29 Prozent die Verfahren zur Verarbeitung von Daten standardisiert.
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