Was bringt das Bürokratieentlastungsgesetz für Online-Händler?

Veröffentlicht: 16.01.2025
imgAktualisierung: 16.01.2025
Geschrieben von: Yvonne Bachmann
Lesezeit: ca. 2 Min.
16.01.2025
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Comicbild eines Schreibtisches, der mit Papieren überlagert ist
mitay20 / Depositphotos.com
Endlose Formulare und komplizierte Vorschriften kosten Zeit und Nerven. Doch es gibt gute Nachrichten.


Alle wissen: In Deutschland wird nichts dem Zufall überlassen – schon gar nicht der Papierkram. Formulare und Vorschriften sind hierzulande quasi Teil der DNA. Doch Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Mit dem jüngsten Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV) sollen zumindest einige Belastungen von Unternehmen genommen werden und die Wirtschaft entlasten. Was sich konkret für Online-Händler verbessert und wie Unternehmen davon profitieren können, erklären wir hier – ganz ohne Behördenjargon.

Kürzere Aufbewahrungsfristen für Unterlagen

Es ist Zeit, den Papierfriedhof zu entrümpeln. Eine der wichtigsten Neuerungen betrifft die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege. Bisher mussten Verantwortliche geschäftliche Dokumente und Buchungsbelege wie z. B. Rechnungskopien, Kontoauszüge und Lohn- und Gehaltslisten zehn Jahre lang aufbewahren. Wer das mal hochrechnet, weiß: Das bedeutet Berge an Papier – oder unzählige Dateien im digitalen Nirvana. Seit dem Jahreswechsel heißt es: Acht Jahre reichen aus! Das bedeutet zwei Jahre weniger Aktenkeller und mehr Platz für Dinge, die wirklich wichtig sind.

Eine jährliche Entlastung von rund 626 Millionen Euro soll dabei herausspringen, die bei der Aktenlagerung und für die elektronische Speicherung eingespart werden könnten.

Digitale Vereinbarungen statt Papierkram

Noch so eine Tradition, die an Deutschlands Gründlichkeit erinnert: Viele geschäftliche Vereinbarungen mussten auch im 21. Jahrhundert immer noch schriftlich erfolgen – mit Tinte und auf Papier. Paradebeispiel war der Arbeitsvertrag. Dank des BEG IV reicht in vielen Fällen jetzt die Textform. Heißt: Ein Vertrag per E-Mail oder sogar ein Klick auf einen digitalen Button ohne eigenhändige Unterschrift genügt. Beispielsweise wurde der Arbeitsvertrag vollständig digital. Das spart Zeit, vereinfacht Prozesse und erspart die verzweifelte Suche nach dem Kugelschreiber, der ohnehin nie da ist, wo er vor wenigen Minuten noch war.

Hotelmeldepflicht: Check-in ohne Papierkrieg

Wer oft geschäftlich unterwegs ist, kennt das Problem: Jedes Mal diese Hotelmeldezettel ausfüllen. Ein nerviges Ritual, das nur von der Frage „Mit oder ohne Frühstück?“ unterbrochen wurde. Die Hotelmeldepflicht für deutsche Staatsangehörige entfiel jedoch und soll Bürgerinnen und Bürger knapp drei Millionen Stunden an Zeit verschaffen.

Deutschland bleibt bürokratisch, aber es wird besser…

Das Bürokratieentlastungsgesetz ist vielleicht kein bürokratischer Frühlingsputz, aber immerhin eine kleine Erleichterung. Kürzere Aufbewahrungsfristen und mehr digitale Prozesse bedeuten hoffentlich: mehr Zeit und Energie für das Wesentliche. Die Verantwortlichen feiern das Gesetz als „größtes Bürokratieabbau-Programm in der Geschichte unseres Landes“. Zugleich ist klar: Weitere Fortschritte beim Bürokratieabbau sind bitter nötig. Nach den Plänen der aktuellen Regierung soll es jedes Jahr ein Bürokratieentlastungsgesetz geben. Ob sich diese Bestrebungen Ende Februar fortsetzen, bleibt abzuwarten.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 16.01.2025
img Letzte Aktualisierung: 16.01.2025
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Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Expertin für IT-Recht

KOMMENTARE
7 Kommentare
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Hans
17.01.2025

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Wo ist denn da eine Entlastung wenn auf der anderen Seite die EU sich immer weiteren Schwachsinn ausdenkt. Seit 40 Jahren höre ich immer wieder, vor allem wenn Wahlen anstehen, Bürokratieabbau und Entbürokratisierung
Micha
17.01.2025

Antworten

Es ist schade um die Zeit die das Lesen dieser sogenannten Entlastungsmaßnahmen kostet. Ich frage mich zunehmend ob ich in einer Parallelwelt lebe und vielleicht irgendwann wieder in der "Richtigen" aufwache... Schönes Wochenende und viel Spaß beim Ordner vernichten ;-)
Ralf
17.01.2025

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Wahnsinn, da wird Leben doch glatt leichter, wenn man Belege nur noch 8 Jahre aufheben muss. Vor allem die Suche nach einem Kugelschreiber, von denen ich auf dem Schreibtisch ein halbes Dutzend habe, erspare ich mir, wenn ich im Jahr ein bis zwei mal weniger diesen benötige und ich deswegen nicht danach greifen muss. Spart ja Zeit für den Klick die Maus zu nehmen, anstatt einen Kugelschreiber zu schwingen. Und solange man noch eine Maus mit Kabel hat, also nicht eine Kabellose, besteht auch nicht die Gefahr, dass man diesse für den Klick auf dem Button suchen muss. Einfach dem Kabel entlang und am Ende befindet sich das Mäuschen mit dem man dann klickt. Und natürlich der Hotelmeldezettel. Der hat hier bei uns den Betrieb völlig aufgehalten, wenn alle paar Jahre mal ein betrieblicher Hotelaufenthalt von Nöten war. Das nenne ich mal eine Erleichterung an Bürokratie. Da ist man schon gepannt, was als nächstes kommt und wieder eine Sekunde im Jahr an Aufwand verkürzt.
CF
18.01.2025
Wir haben die Einsparung der paar Sekunden für Maus statt Kugelschreiber leider gerade für die nächsten 1.000 Jahre verbraucht, da es nur noch usb-c Mäuse gibt und wir einen ADAPTER kaufen mussten um sie an den PC anschließen zu können… Soviel dazu…
Robert86
17.01.2025

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"Die Verantwortlichen feiern das Gesetz als „größtes Bürokratieabbau-Programm in der Geschichte unseres Landes“" und die Verantwortlichen in der EU arbeiten derweil weiter fleißig am größten Bürokratieaufbau-Programm der Geschichte :D
cf
16.01.2025

Antworten

Ich frage mich, was das hilft... Wenn ich in meiner digitalen Buchhaltung im DMS die Rechnungsbelege 2 Jahre früher löschen darf, spare ich mir vielleicht 2-3 GB Datenspeicher, die mich pro Jahr ein paar Cent kosten. Dafür muss ich aber mehrere neue Vollzeitkräfte einstellen um die neuen Dokumentationspflichten aus CSRD, LkSG, barrierefreier Umbau des Shops, etc. zu erfüllen. Wo genau ist da jetzt die Entlastung?
AD
17.01.2025
Die zwei Jahre weniger Aufbewahrungspflicht sind doch nur für Leute gemacht, die nicht nach den Regeln spielen. Es kann ja nicht sein, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der eigentlich alles digital läuft und die Aufbewahrungspflichten theoretisch OHNE Aufwand und mit kaum Kosten ausgedehnt werden könnten, diese Schwelle reduziert wird, die seit Ewigkeiten gilt und gleichzeitig zig Bürokratiemonster aufgebaut werden (Dokumentationspflichten aus CSRD, LkSG, barrierefreier Umbau des Shops, etc.). (Ich finde die reduzierte Aufbewahrungspflicht nicht schlecht, aber sie hat auch wirklich absolut keinen entlastenden Aspekt für ein digitales Unternehmen und verstehe daher den Ansatz einfach nicht.)