Am Mittwoch verkündete US-Präsident Donald Trump seinen umfassenden Zollplan in Washington. Der Umfang ist enorm – und wirkt sich auch auf den hiesigen Online-Handel aus.
Pauschal werden Zölle in Höhe von zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren aus insgesamt 186 Ländern bzw. Wirtschaftsregionen in die USA fällig. Darüber hinaus werden rund 60 Länder mit zusätzlichen Abgaben belegt. Für die Länder der Europäischen Union sind es beispielsweise 20 Prozent, für die Schweiz sind es 31 Prozent, für China 34 Prozent und für Lesotho 50 Prozent, zeigt eine Liste der Gebühren bei der Washington Post. „Angesichts des unerbittlichen Wirtschaftskriegs können die Vereinigten Staaten ihre Politik der einseitigen wirtschaftlichen Kapitulation nicht länger fortsetzen“, begründete Trump die Maßnahme. Die Basiszölle von 10 Prozent treten am 5. April in Kraft, die höheren Gegenzölle am 9. April.
So verteuert die Zollpolitik E-Commerce-Software
Besonders starke Folgen werde die Zollpolitik Analyst:innen der Bank of America (BofA) zufolge für den Tech-Bereich haben. Anbieter von E-Commerce-Software seien davon „am stärksten betroffenen“, berichtet das Portal Investing.com. Unternehmen wie Shopify, Bigcommerce oder Lightspeed Commerce, die umfangreiche Shopsystemsoftware und Tools für Online-Händler:innen anbieten, sind in hohem Maße von internationalen Lieferketten abhängig, denn grenzüberschreitende Handelstransaktionen und Logistikintegrationen gehören zum Geschäft. Höhere Einfuhrzölle auf Waren, die über die E-Commerce-Plattformen gehandelt werden, könnten das Transaktionsvolumen verringern.
Die Zölle treiben somit die Kosten der Anbieter in die Höhe, was sich auf ihre Marge auswirken könnte. Das führt möglicherweise zu Preisanpassungen, die Software könnte also für Online-Händler:innen teurer werden. Das wirkt sich wiederum auf den Umsatz der Plattform-Anbieter aus.
Softwarefirmen, die sich stärker auf inländische Kunden konzentrieren und damit weniger vom Welthandel abhängig sind, seien vor diesen Auswirkungen möglicherweise besser geschützt, so die BofA.
EU: Schwerer Schlag für die Weltwirtschaft
Die Verschärfung im Handelskrieg schürt die Angst vor weltweiten Rezessionen. In der Folge stürzten die Aktienkurse ab, Anleger:innen wandten sich sichereren Optionen wie Anleihen, Gold und Yen zu. Der Dollar fiel auf ein Sechsmonatstief, meldet Reuters. „Das ist ein Wendepunkt, nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern für die Weltwirtschaft“, erklärte Olu Sonola, Leiter der US-Wirtschaftsforschung bei Fitch Ratings.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bedauerte Trumps Entscheidung. Es sei ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft, erklärte sie in einem Statement. Die Zölle schaden Verbraucher:innen durch höhere Preise und steigende Inflation. „Alle Unternehmen – ob groß oder klein – werden vom ersten Tag an darunter leiden: von größerer Unsicherheit über die Unterbrechung von Lieferketten bis hin zu aufwendiger Bürokratie. Die Kosten für Geschäfte mit den Vereinigten Staaten werden drastisch steigen“, so von der Leyen. Die EU werde Gegenmaßnahmen ergreifen, arbeite aber daran „Barrieren abzubauen, nicht sie zu erhöhen“.
Im Vorfeld wurden bereits einige konkrete EU-Reaktionen bekannt. Dabei war auch eine Gebühr für digitale Dienste im Gespräch. Davon könnten die Tech-Riesen Apple, Google, Meta, Elon Musks Starlink, aber auch Dienstleister wie PayPal betroffen sein. Nach wie vor ziele die EU auf Verhandlungen mit den USA ab. Deutschland unterstützt den Kurs der EU.
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