E-Commerce unter Druck: Warum Trumps Zollpolitik jetzt Händler trifft

Veröffentlicht: 03.04.2025
imgAktualisierung: 03.04.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
03.04.2025
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Shopify-Logo auf Smartphone, das auf Laptop-Tastatur steht
rafapress / Depositphotos.com
Der US-Präsident hat seine Drohungen wahr werden lassen und weitere Zölle für Einfuhren in die USA verhängt. Das hat einschneidende Folgen.


Am Mittwoch verkündete US-Präsident Donald Trump seinen umfassenden Zollplan in Washington. Der Umfang ist enorm – und wirkt sich auch auf den hiesigen Online-Handel aus.

Pauschal werden Zölle in Höhe von zehn Prozent auf sämtliche Einfuhren aus insgesamt 186 Ländern bzw. Wirtschaftsregionen in die USA fällig. Darüber hinaus werden rund 60 Länder mit zusätzlichen Abgaben belegt. Für die Länder der Europäischen Union sind es beispielsweise 20 Prozent, für die Schweiz sind es 31 Prozent, für China 34 Prozent und für Lesotho 50 Prozent, zeigt eine Liste der Gebühren bei der Washington Post. „Angesichts des unerbittlichen Wirtschaftskriegs können die Vereinigten Staaten ihre Politik der einseitigen wirtschaftlichen Kapitulation nicht länger fortsetzen“, begründete Trump die Maßnahme. Die Basiszölle von 10 Prozent treten am 5. April in Kraft, die höheren Gegenzölle am 9. April. 

So verteuert die Zollpolitik E-Commerce-Software

Besonders starke Folgen werde die Zollpolitik Analyst:innen der Bank of America (BofA) zufolge für den Tech-Bereich haben. Anbieter von E-Commerce-Software seien davon „am stärksten betroffenen“, berichtet das Portal Investing.com. Unternehmen wie Shopify, Bigcommerce oder Lightspeed Commerce, die umfangreiche Shopsystemsoftware und Tools für Online-Händler:innen anbieten, sind in hohem Maße von internationalen Lieferketten abhängig, denn grenzüberschreitende Handelstransaktionen und Logistikintegrationen gehören zum Geschäft. Höhere Einfuhrzölle auf Waren, die über die E-Commerce-Plattformen gehandelt werden, könnten das Transaktionsvolumen verringern.

Die Zölle treiben somit die Kosten der Anbieter in die Höhe, was sich auf ihre Marge auswirken könnte. Das führt möglicherweise zu Preisanpassungen, die Software könnte also für Online-Händler:innen teurer werden. Das wirkt sich wiederum auf den Umsatz der Plattform-Anbieter aus.  

Softwarefirmen, die sich stärker auf inländische Kunden konzentrieren und damit weniger vom Welthandel abhängig sind, seien vor diesen Auswirkungen möglicherweise besser geschützt, so die BofA.

EU: Schwerer Schlag für die Weltwirtschaft

Die Verschärfung im Handelskrieg schürt die Angst vor weltweiten Rezessionen. In der Folge stürzten die Aktienkurse ab, Anleger:innen wandten sich sichereren Optionen wie Anleihen, Gold und Yen zu. Der Dollar fiel auf ein Sechsmonatstief, meldet Reuters. „Das ist ein Wendepunkt, nicht nur für die US-Wirtschaft, sondern für die Weltwirtschaft“, erklärte Olu Sonola, Leiter der US-Wirtschaftsforschung bei Fitch Ratings.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bedauerte Trumps Entscheidung. Es sei ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft, erklärte sie in einem Statement. Die Zölle schaden Verbraucher:innen durch höhere Preise und steigende Inflation. „Alle Unternehmen – ob groß oder klein – werden vom ersten Tag an darunter leiden: von größerer Unsicherheit über die Unterbrechung von Lieferketten bis hin zu aufwendiger Bürokratie. Die Kosten für Geschäfte mit den Vereinigten Staaten werden drastisch steigen“, so von der Leyen. Die EU werde Gegenmaßnahmen ergreifen, arbeite aber daran „Barrieren abzubauen, nicht sie zu erhöhen“.

Im Vorfeld wurden bereits einige konkrete EU-Reaktionen bekannt. Dabei war auch eine Gebühr für digitale Dienste im Gespräch. Davon könnten die Tech-Riesen Apple, Google, Meta, Elon Musks Starlink, aber auch Dienstleister wie PayPal betroffen sein. Nach wie vor ziele die EU auf Verhandlungen mit den USA ab. Deutschland unterstützt den Kurs der EU.

  

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 03.04.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

KOMMENTARE
6 Kommentare
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ZC
04.04.2025

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Die sogenannten "Analysten" haben schlechte Arbeit geleistet. Es kann nicht sein, dass die Shop-Software durch Zölle teuer wird, warum auch? Die machen die ganze Zeit Umsatz, auch wenn weniger bestellt wird. Statt 100 Millionen Jahresumsatz, machen Sie eben nur 90 Millionen, deswegen wird das Abo von Shopify auch nicht teuer. Oder habe ich etwas übersehen?
cf
07.04.2025
Ja, denn die verzichten sicher nicht auf die genannten "10 Millionen". Konsequenz: Preise hochdrehen. Oder würden Sie in Ihrem Shop bei einer Erhöhung der MwSt von z.B. 19% auf 21 % diese Erhöhung nicht an die Kunden weitergeben und somit höhere Preise im Shop auszeichnen?
Robert
07.04.2025
Eine potenzielle Preiserhöhung des Shopify-Abos wäre aus meiner Sicht nur dann nachvollziehbar, wenn sie auf die Weiterentwicklung von Funktionen oder neuen Features zurückzuführen ist – nicht jedoch auf US-Zollmaßnahmen unter Donald Trump. Da Shopify seinen "Sitz in Kanada" hat, erscheint ein direkter Zusammenhang in diesem Kontext wenig plausibel. Wie der Artikel hier eine Verbindung herstellt, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Für US-Nutzer mag es durchaus Auswirkungen geben, was dann allerdings eine Angelegenheit zwischen den USA und Kanada wäre. Sollte sich die Aussage auf den Verkauf von Produkten über Shopify beziehen, die einen direkten Bezug zum US-Markt haben, könnte das natürlich zutreffen – eventuell war genau das die Intention der Autorin.
cf
04.04.2025

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Nachtrag: Vielleicht wäre das dann jetzt auch der Moment, in dem die Handelshemmnisse für Kleinstunternehmen innerhalb von Europa schnellstens abgebaut werden sollten. Weg mit irgendwelchen Abfall-Registrierungen mit örtlich ansässigen Beauftragten pro Land und dem ganzen Registrierungswahn. Es kann doch nicht so kompliziert sein, dass es eine zentrale Abgabestelle gibt. Zudem einmal mit den Paketdiensten Deals über Höchstbeträge für EU-Sendungen sprechen, denn Versandkosten von über 20 Euro innerhalb von Europa zahlt wohl keiner für Produkte mit Wert unter 100 Euro. Da ist China mit seinen niedrigen Versandpreisen ein gutes Vorbild. Vielleicht nicht immer auf andere schimpfen, sondern das gute mal nachmachen. Dann floriert der Handel in der EU zumindest schonmal und die Unternehmen haben wieder mehr Möglichkeiten bei uns. Es könnte "so einfach" sein...
rk
04.04.2025
This. Ermöglicht den Kleinst-Mini-Mikro-Unternehmen wieder innerhalb der gesamten EU zu verkaufen, dann fällt es leichter, auf die USA zu verzichten.
cf
04.04.2025

Antworten

Meinung: Jeder der einigermaßen hinsieht sollte erkennen, dass Trump ausschließlich wirtschaftlich geprägt ist und (ganz nach Klischee) "immer laut poltern muss". Da hilft es meiner Meinung nach wenig, wenn die EU ganz kleinlaut mit "wir wollen verhandeln" um die Ecke kommt. Das ist wohl einfach das Thema wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen. Empfehlung an die EU: Einfach auch mal "laut zurückpoltern", pauschal auf alle US-Waren 30% Zoll ankündigen, dann 1 Wochen später 20% verabschieden und umsetzen und dabei mal ganz entspannt und zufrieden in die Kamera gucken. Das dauert dann vermutlich nicht mehr lange, bis wieder Gespräche möglich sind. #KulturelleUnterschiedeBerücksichtigen