Mit einem formalen Verfahren wegen Verstößen gegen den Digital Services Act (DSA) möchte die EU-Kommission nun gegen den Billig-Marktplatz Temu vorgehen. Dabei steht Temu zum einen im Verdacht, nicht genug gegen gefährliche und illegale Produkte vorzugehen, zum anderen wird der Plattform vorgeworfen, gezielt Praktiken anzuwenden, die Verbraucher:innen in ihrer Kaufentscheidung manipulieren. Mit Belohnungsprogrammen soll die Plattform sogar „potenziell süchtig“ machen, berichtet die Tagesschau.
Gefälschte und gefährliche Produkte
Bestimmte unseriöse Händler:innen tauchen laut Angaben der Kommission immer wieder auf der Plattform auf und verkaufen gefälschte oder gar gefährliche Produkte, die schädlich für Verbraucher:innen sein können. Vor allem Spielzeug und Kosmetika stehen hier im Fokus. Die Kommission wirft Temu vor, nicht genug gegen den Verkauf solcher Produkte zu unternehmen, obwohl der DSA die Plattform dazu verpflichtet. Stellt sich heraus, dass Temu zu wenig gegen den Verkauf solcher Produkte vorgeht, verliert die Plattform ihr Haftungsprivileg, berichtete Heise. Das heißt, dass Temu in einem solchen Fall selbst als Plattform für Schäden aufkommen muss, nicht wie sonst der Händler oder die Händlerin.
Suchtfaktor und Manipulation
Neben den gefährlichen Produkten wird Temu weiter vorgeworfen, manipulative Praktiken anzuwenden, sodass bei Verbraucher:innen ein gewisser Suchtfaktor entsteht. Durch ein Belohnungsprogramm und unzureichende Möglichkeiten bei der algorithmischen Sortierung soll Temu außerdem dafür sorgen, dass Verbraucher:innen ungeplante Käufe tätigen. Dabei soll es zu negativen Auswirkungen auf das körperliche und geistige Wohlbefinden der Käufer:innen kommen.
Lang geplantes Verfahren
Die EU-Kommission plant bereits seit mehreren Monaten ein Verfahren gegen Temu. Am 21. Oktober ist nun eine Frist zur Stellungnahme des Unternehmens verstrichen. Temu sollte angeben, wie das Unternehmen Risiken im Zusammenhang mit dem Verbraucherschutz, der öffentlichen Gesundheit und dem Wohlergehen der Nutzer:innen eindämmt. Am Donnerstagnachmittag teilte Temu nun mit, dass es den Verbraucherschutz weiter stärken wolle: „Wir werden uneingeschränkt mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, um unser gemeinsames Ziel eines sicheren und vertrauenswürdigen Marktplatzes für Verbraucher zu verwirklichen“, so ein Temu-Unternehmenssprecher laut Heise.
Bei nachgewiesenen Verstößen kann es zu Bußgeldern in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes kommen.
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