EU verschärft Regeln für Online-Handel: Neue Paketgebühr geplant

Veröffentlicht: 05.02.2025
imgAktualisierung: 05.02.2025
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
05.02.2025
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Viele Pakete in einem Warenlager
londondeposit / Depositphotos.com
Die EU will offenbar eine neue Gebühr auf Waren einführen, um die Flut von Billigprodukten aus China einzudämmen. Kann das klappen?


Die EU-Kommission plant eine neue Gebühr auf Pakete von Online-Händler:innen, um die Kontrolle von Waren, die vor allem aus China kommen, zu erhöhen. Das erklärte die Kommission am Mittwoch. Online-Händler:innen sollen künftig verpflichtet werden, die auf ihren Plattformen angebotenen Produkte darauf zu überprüfen, ob sie legal und sicher sind, so der Spiegel, dem der Entwurf der Kommission im Vorfeld vorlag.

Konkret werde vorgeschlagen, „eine Bearbeitungsgebühr für Artikel des elektronischen Handels zu erheben“. Die Gebühr soll auch als Entschädigung für den Aufwand der Zollbehörden dienen, der „bei der ordnungsgemäßen Kontrolle dieser Waren, die direkt an die Verbraucher geliefert werden, entsteht“. Das Ziel der EU-Kommission ist klar: Plattformen wie Temu und Shein sollen effektiver kontrolliert werden. Die Kommission plant neben der Gebühr auch die Aufhebung der Zollfreigrenze von 150 Euro zu forcieren und darüber hinaus, die Produktsicherheit effizienter zu überprüfen.

Der Digitalverband Bitkom begrüßt die Vorschläge der Kommission in einer ersten Reaktion: „Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa müssen besser vor Produkten mit gesundheitlichen Risiken und missbräuchlichen Werbetaktiken geschützt werden, wie sie durch einige Billig-Plattformen zunehmend verbreitet werden“, so Dr. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer. Wer online einkauft, müsse sich auf die Sicherheit der angebotenen Produkte verlassen können.

Problem: Definition „Online-Händler“

Ein mögliches Problem der geplanten Gebühr ist die Definition des Begriffs „Online-Händler“, der von der EU-Kommission scheinbar unscharf verwendet wird. Bislang gelten die Käufer:innen bei Importware selbst als Importeure, nicht die Plattformen, also etwa Temu. Das soll sich künftig ändern, die Plattformen sollen in die Pflicht genommen werden.

Unklar ist, ob eine neue Gebühr ausschließlich Plattformen wie Temu und Shein, aber auch andere Marktplätze wie zum Beispiel Amazon und Ebay, treffen würde oder ganz generell Online-Händler:innen. Denn so würde die EU, ähnlich wie mit ihrem Plan einer Steuer auf Online-Shops, die Konkurrenzsituation für hiesige Anbieter weiter verschärfen.

Gefährliche Produkte aus China

Erst vor Kurzem hatte die Bundesregierung den Aktionsplan E-Commerce vorgelegt, der Händler:innen gegenüber großen Plattformen stärken soll. Temu und Co. setzen die Konkurrenz mit Kampfpreisen unter Druck und sollen dabei auch zu unlauteren Mitteln greifen, etwa indem sie die Zollfreigrenze umgehen.

Außerdem verstoßen sie mit gefährlichen und nicht zertifizierten Produkten gegen europäisches Recht. Wie genau die Zollbehörden aber kontrollieren sollen, ob Waren den Gesetzen entsprechen, geht aus dem Entwurf der EU-Kommission nicht hervor. Täglich kommen tausende Pakete aus China nach Europa – dass alle Päckchen auch kontrolliert werden, ist schier unmöglich.

Die US-Post ist bereits einen Schritt weiter gegangen und lässt aktuell keine Pakete aus China mehr ins Land.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 05.02.2025
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Christoph Pech

Christoph Pech

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KOMMENTARE
16 Kommentare
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Melanie
08.02.2025

Antworten

Sehe da leider die Gefahr eines neuen Bürokratiemonsters, das Kosten und Aufwand auch für EU-ansässige Händler steigert. Mal sehen, ob die EU ausnahmsweise mal ein Gesetz zum Schutz hiesiger Händler schafft.
Hendrik
08.02.2025

Antworten

Viele kaufen in China, weil sie es sich hier nicht mehr leisten können oder auch wollen. Das China sich soetwas bieten lässt, verstehe ich nicht, da viele Arbeitsplätze an den Plattformen hängen. Mal schauen, was noch alles passiert. Diese ständigen EU Regeln nerven nur noch
cf
07.02.2025

Antworten

Eigentlich liegt die Lösung ganz offen auf der Hand: Alle Pakete an Endkunden, die keine EOIR-Nummer in der Zolldeklaration aufweisen, werden am Zoll ausnahmslos kontrolliert. Wenn zu wenig Personal da ist, dann dauert die Zustellung halt mal 3 bis 6 Monate. Was glaubt ihr wie schnell die Kunden nicht mehr bestellen bei solchen Lieferzeiten und dem Wissen, dass über 50% der Klamotten so oder so vom Zoll wegen "Mängeln" beschlagnahmt werden und nicht weitergehen. Das dauert nicht länger als ein paar Wochen, dann ist das Thema für die meisten Endkunden erledigt. Die Pakete von Händlern mit ordnungsgemäßer EOIR-Deklaration können ja dann wie bisland erstmal nur in Stichproben kontrolliert werden um die "echten" EU-Händler nicht damit zu belasten, denn wenn sie Ware einführen, sind sie auch für die Produktsicherheit verantwortlich und bei Bedarf innerhalb der EU rechlich greifbar. Wenn die Paketflut an Privatpersonen dann nach ein paar Monaten auf ein normales Maß sinkt, dann hat der Zoll auch wieder Luft. So einfach könnte die Welt sein....
Hannelore
06.02.2025

Antworten

Ich kann nur sagen raus aus der EU. Was wollen die noch alles kaputt machen . Worauf noch mehr Steuern
Markus
07.02.2025
Liebe Hannelore, lass doch bitte deine AfD Propaganda, wo sie hingehört. Im Mülleimer. Die katastrophalen Folgen des „Raus aus der EU“ können Sie sich in UK gerne anschauen – dort ist Armut (Essen, Heizen, Medikamente - 2 von 3) inzwischen weit verbreitete Realität.
Andreas
08.02.2025
Hallo Hannelore, ich sehe da keine AFD Propaganda, für wenn bitte nutzt die EU . Mein geschäft hat diese mit ihren Regelungen definitiv kaputt gemacht. DI Eu nutzt vielleicht Lobisten und deren Firmen Aber uns doch nicht. Zum Thema, da die Eu Politiker keine Ahnung von dem haben worüber diese Gesetze schreiben , kann ich mir kaum vorstellen, da dabei was sinnvolles rauskommt und nicht wir wieder die Zeche zahlen.
JK
10.02.2025
Das sind genau die Totschlag Argumente (die böse AfD) die raus gezogen werden wenn es an Argumenten fehlt. England hat schon vor dem Brexit mit Problemen wie hohen Staatsausgaben und einer übermäßigen Bürokratie zu kämpfen gehabt. Diese Probleme sind eher auf interne politische Entscheidungen und eine sozialistische Ausrichtung im öffentlichen Sektor zurückzuführen, nicht auf den Austritt aus der EU. Die AfD hingegen fordert entgegen dem Framing der anderen Parteien eben NICHT den Austritt Deutschlands aus der EU, sondern strebt eine Rückkehr zu einer früheren, souveräneren EU-Version an, in der die Mitgliedsstaaten mehr Autonomie haben und weniger von Brüsseler Bürokratie abhängig sind. Unser Onlinehandel leidet enorm unter der ständigen Auflagenflut die meist sachverstandsfrei und natürlich ohne Rücksprache mit den Betroffenen, erfolgt.
Heinz
06.02.2025

Antworten

Da wird immer von gefährlichen Produkten geschwafelt. Welche und wieviel Unfälle/Krankheiten etc. sind auf solche Produkte zurückzuführen? Und wenn jetzt immer die Kinder als gefährdet vorgeschoben werden. Denke mal in Summe sind die Kids mehr durch legale Nahrungsmittel wie Müslis Süßigkeiten Knabberschei... gefährdet.
Max Sonntag
06.02.2025

Antworten

Die Erfahrung mit EU-Verordnungen zeigt, dass diese i.d.R. wenig durchdacht, bzw. bewußt ungenau formuliert sind, so dass ich befürchte, dass am Ende jeder Onlinehändler mit einer zusätzlichen Paketgebühr belastet wird. Die Begründung zur Entlastung der Zollbeamten (Augen auf bei der Berufswahl) kann so schnell auch auf die Entlastung der armen Paketfahrer, oder zur Entschädigung der Gemeinden für die erhöhte Straßenabnutzung durch die Paketfahrzeuge umgemünzt werden. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, wenn es um zusätzliche Einnahmen geht. Wenn man wirklich etwas gegen die Paketflut auf Fernost machen wöllte, müßte man sich für eine Änderung der Einstufung Chinas als Enwicklungsland beim Weltpostverein stark machen und für eine Abschaffung der Subventionen einsetzen. Subventionen, die übrigens der deutsche Paketkunde mit seinen POrtogebühren mitfinanziert.
dirk
06.02.2025

Antworten

Die Frage ist vielmehr - für welche Pakete gilt das? Nur für Drittlandsimporte an Privatverbraucher? Wie soll das funktionieren? An welcher Stelle sollte diese Gebühr erhoben und eingezogen werden? Und wie will man die Pakete an Endverbraucher von denen an gewerbliche Importeure abgrenzen? ???
Köksal
06.02.2025

Antworten

EU: "Mein Ziel ist TeMu. Aber die heimischen Händler sollen dafür bitte den Kopf hinhalten..."
JK
06.02.2025

Antworten

EU-Paketgebühr: Der nächste Sargnagel für deutsche Online-Händler Die geplante „Bearbeitungsgebühr“ der EU-Kommission ist garantiert nichts anderes als eine perfide Mogelpackung, noch mehr Geld für noch mehr Bürokratie. Offiziell geht es um die Kontrolle von Billig-Importen aus China, doch in Wahrheit trifft sie vor allem eines: kleine und mittelständische Online-Händler aus Deutschland, die ohnehin schon unter einer erdrückenden Bürokratie und unfairen Wettbewerbsbedingungen leiden. Ein bürokratisches Monster mit unkalkulierbaren Kosten Die EU suggeriert, dass diese neue Abgabe nur Temu, Shein und Co. treffen soll. Doch die schwammige Definition von „Online-Händler“ lässt vermuten, dass am Ende alle Händler, die Waren über Plattformen oder eigene Shops vertreiben, zur Kasse gebeten werden. Damit droht ein weiteres, völlig intransparentes Bürokratiemonster, das kleine Unternehmen überfordert, während Großkonzerne mit spezialisierten Rechtsabteilungen die neuen Regeln mühelos umschiffen. Das eigentliche Problem bleibt bestehen Anstatt den Import dubioser Billigwaren durch strenge Kontrollen an der Quelle zu unterbinden, setzt die EU auf eine neue Gebühr – ein klassischer Fall von Symbolpolitik. Sie trifft nicht die unseriösen Anbieter aus Fernost, sondern die deutschen Händler, die bereits Steuern zahlen, sich an Umwelt- und Produktsicherheitsauflagen halten und keine Steuervermeidung durch Offshore-Strukturen betreiben. Das Ende des fairen Wettbewerbs Während China-Importeure über Direktversand und aggressive Steuertricks weiter profitieren, wird der deutsche Mittelstand mit noch mehr Kosten und Auflagen erstickt. Gerade kleine Händler haben weder die Ressourcen noch die finanzielle Kraft, um diese neuen Pflichten zu stemmen. Die Konsequenz: Noch mehr Traditionsunternehmen verschwinden, während Temu und Shein ihre Marktanteile ausbauen. Der Mittelstand braucht Entlastung, keine weitere Abzocke Wenn die EU wirklich den Verbraucher schützen will, sollte sie sich endlich auf die effektive Kontrolle von Billigimporten konzentrieren – ohne den deutschen Online-Handel in den Ruin zu treiben. Diese Gebühr ist ein Schlag ins Gesicht aller Händler, die ohnehin schon unter dem regulatorischen Irrsinn Europas leiden.
Ulli
06.02.2025

Antworten

Die Chinesen unterhalten hier schon riesige Läger. Dann wird der Dreck halt weiter per Schiff eingeführt. Eigene Häfen haben sie ja schon. Temu und Co versenden dann quasi nur noch im Inland. Die sind ausgeschlafener und äußerst kreativ
Ilhan
06.02.2025

Antworten

Alles nur politik die wollen china Export einfach eindämmen egal wie , und profit schlagen
KW
06.02.2025

Antworten

Dieser Meinung kann ich mich nur anschliessen. Es verschäft die Situation nur noch mehr für deutsche Onlinehändler, da viele Waren importiert, weiterverarbeitet oder veredelt werden und wieder verkauft werden. Egal, ob über Onlinehändler oder nicht. Man kann doch nicht gezielt wieder nur Onlinehändler in den Blick nehmen, eine solche Gebühr sollte dann auf alle Pakete aus China gelten, was die Preise in Deutschland wieder ansteigen lassen würde für viele Produkte. Das ist definitiv der falsche Ansatz, man sollte schärfer darauf achten, dass diese Produkte GPSR-konform und alle nötigen Produktqualitäten für die EU aufweisen, das würde schon viel bringen, weil dann die Hälfte der Waren nicht mehr eingeführt werden dürften.
cf
06.02.2025

Antworten

Was bitte ist das für eine Formulierung: "Die Gebühr soll auch als Entschädigung für den Aufwand der Zollbehörden dienen"? Das eine Ohr hört "die armen Zollbeamten haben so viel Arbeit" - das ist aber nun mal ihr Job, ich bekomme als Händler auch keine Entschädigung für die Umsetzung der ganzen neuen Verordnungen. Für das andere Ohr klingt es eher nach einer versteckten pauschalen Einfuhrsteuer, was die Frage der Rechtmäßigkeit aufwirft. Ich hoffe es zumindest dahingehend richtig gelesen zu haben, dass es nur Pakete betrifft die aus einem Drittland in die EU eingeführt werden. Wenn es jedes Paket in allen Ländern betrifft, dann sollen sich die Kollengen in der EU mal die jetzt schon horenden Versandkosten ansehen....