EU-Reaktion auf US-Zölle: Werden Gebühren für PayPal fällig?

Veröffentlicht: 01.04.2025
imgAktualisierung: 01.04.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
01.04.2025
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Schattenriss mit Smartphone, auf dem PayPal-Logo zu sehen ist vor EU-Flagge
Mojahid_Mottakin / Depositphotos.com
Am Mittwoch will die USA ihren Zollplan verkünden, die EU entschlossen reagieren. Die deutsche Wirtschaft ist in Sorge.


Am Mittwoch wird US-Präsident Donald Trump nun seinen umfangreichen Plan für weitere Zölle vorstellen. Trump bezeichnet den Tag, an dem Zölle für alle Handelspartner der USA eingeführt werden, als „Liberation Day“ (Tag der Befreiung). Die neuen Zollbestimmungen werden auch weitere Waren aus Europa treffen, nachdem bereits zuvor Zölle auf Stahl- und Aluminiumerzeugnisse erhoben worden waren. Vorab hatte die EU Verhandlungsversuche unternommen, die jedoch gescheitert sind.

Die EU befindet sich bereits jetzt im Handelskrieg mit den USA und hatte angekündigt, mit deutlichen Maßnahmen auf die US-Zölle reagieren zu wollen. Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im Europaparlament, gab nun Einzelheiten dazu preis. So wird derzeit damit gerechnet, dass die USA Zölle auf Holz und pharmazeutische Produkte erhebt. „Wir wissen aus den Gesprächen der EU-Kommission mit seiner Administration, dass auch Maschinenbau, Kupfer und Halbleiterchips im Fokus der Amerikaner stehen. In Brüssel glauben manche sogar, Trump könnte Strafzölle auf ausnahmslos alle europäischen Produkte verhängen“, sagte der SPD-Politiker dem Tagesspiegel.

EU-Zölle auf Markenkleidung – und PayPal?

Laut Lange werde die EU voraussichtlich Zölle auf hochwertige Markenkleidung oder Agrarprodukte – etwa Soja – erheben. Auf Smartphones oder Computer von Apple werden indes wahrscheinlich keine Gebühren erhoben. „Die EU-Kommission achtet auch darauf, nur Produkte zu belasten, für die es Alternativen in Europa gibt, sodass unsere Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu sehr belastet werden“, erklärte Lange.

Allerdings könnten nicht nur physische Waren von den Gegenzöllen betroffen sein. Doch das könnte sich ändern, so Lange: „Bisher sind Dienstleistungen wie beispielsweise PayPal bei Gegenmaßnahmen außen vor. Ich schließe aber grundsätzlich nichts aus, genauso wenig wie die EU-Kommission das tut.“ Wenn Trump den Konflikt weiter eskaliere, wäre es möglich, „dass die wettbewerbsrechtliche Marktüberwachung im Digitalen viel Geld kostet und wir daher eine Abgabe auf digitale Geschäfte mit US-Firmen erheben“, führt der Politiker aus.

Forscher:innen warnen vor Rezession in Deutschland

Die geplanten Zollmaßnahmen alarmieren die deutsche Wirtschaft. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) könnten die Zollmaßnahmen Deutschland in eine Rezession treiben. Die Zölle als solche würden nicht die einzige Belastung für die Wirtschaft darstellen,  „sondern die dadurch entstehende Unsicherheit über eine Eskalation und fehlende Planungssicherheit“, erklärte DIW-Präsident Marcel Fratzscher den Zeitungen der Funke Mediengruppe, meldet n-tv. „Dies dürfte die Investitionen der deutschen Unternehmen weiter schwächen und könnte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr erneut in die Rezession treiben“, so Fratzscher. Am stärksten würde die deutsche Industrie wegen ihrer starken Abhängigkeit von Vorleistungen sowie vom Verkauf der Waren im Ausland leiden.

Fratzscher mahnt zu einer „nüchternen“ und „deeskalierenden“ Reaktion auf die US-Zölle. Gleichzeitig betonte er, dass deutsche Interessen „nur als Teil eines starken Europas“ geschützt werden können. Er appellierte daher an die neue Bundesregierung, die Stärkung Europas zu priorisieren. 

Kundschaft fordert Kennzeichnung von EU-Waren im Handel

Hiesige Verbraucher:innen wollen im Handelskonflikt ebenfalls politisch Stellung beziehen. Eine erneute YouGov-Umfrage ermittelte laut der Deutschen Presseagentur, dass sich insgesamt 77 Prozent ganz oder teilweise die Kennzeichnung von EU-Waren im Handel wünschen. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH Köln, hält Auswirkungen auf den Konsum für denkbar. „Bei vielen Menschen sind Wut und Verunsicherung ein Treiber. Regionalität ist schön länger ein wichtiges Verkaufsargument im Supermarkt. Der Handelsstreit dürfte den Trend verstärken.“

In Dänemark gibt es in einigen Supermärkten bereits entsprechende Hinweise für Waren. Deutsche Lebensmittelhändler haben allerdings derzeit keine Pläne, eine entsprechende Kennzeichnung von Produkten vorzunehmen. „Boykotte oder Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger und Betriebe treffen. Letztlich entscheiden unsere Kunden durch ihre Nachfrage über das Sortiment“, sagte eine Rewe-Sprecherin. Auch bei Kaufland und Lidl gebe es derzeit keine Bestrebungen für eine Auszeichnung von US-Waren. Edeka habe wenige Anfragen von Kund:innen dazu erhalten und behält sich vor, eine Kennzeichnung zu prüfen, wenn sich diese Nachfrage in Zukunft verstärken wolle. Laut dpa sagten die Unternehmen aber hinter vorgehaltener Hand, dass eine Kennzeichnung angesichts der Größe der Sortimente nicht einfach umsetzbar sei. 

Veröffentlicht: 01.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 01.04.2025
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

KOMMENTARE
4 Kommentare
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ralf
02.04.2025

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Für was haben wir die GPSR gemacht? Für nix? Ist doch überall der Hersteller angegeben und wo dieser sitzt. Somit hat sich doch die Kennzeichnung, ob die Ware aus der EU kommt, erledigt. Oder haben die hiesigen Verbraucher davon nichts mitbekommen? Steht doch auf jedem Produkt drauf, warum also noch mal Kennzeichnen mit gleichen Informationen? Sind wir bei den Schildbürgern?
S. Hochmuth
02.04.2025

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Nur weil jemand Korruptes vor einem Handelskrieg warnt, heißt das doch nicht, dass wir einen Handelskrieg haben. Geht‘s noch? Die EU könnte sich doch viel eher um die eigenen Probleme kümmern und das Lieferschwellengesetz mit dem OSS zurücknehmen. Und wieso sollte die USA keine Zölle erheben, wenn es die EU macht? Für mich würde es weiterhin mehr Sinn machen, nach die USA zu verkaufen, als innerhalb der EU, weil zu komplex, teuer, zeitaufwendig und in Bezug auf Strafen, riskant. Natürlich machen sich hohe Zölle bei zu teuren Produkten (grüner Stahl) im Preis stärker bemerkbar. Aber was soll man da noch sagen? War halt alles andere als clever (außer man hat natürlich durch Lobbyismus oder mit korrupten Organisationen hierdurch profitiert). „Die geplanten Zollmaßnahmen alarmieren die deutsche Wirtschaft. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) könnten die Zollmaßnahmen Deutschland in eine Rezession treiben.“ Aha..! Wir befinden uns doch bereits in einer Rezession. Die geplanten CO2-, Steuer-, und Mindestlohnerhöhungen werden auch ohne Einfluss der USA unsere Wirtschaft weiter zerstören. Von der Entbürokratisierung bekommt man auch nichts mit. Zudem wird das immense Schuldenpaket, die hohe Anzahl an Bürgergeldempfänger (mit sehr vielen Schwarzarbeitern), viele neue Rentner (Boomer) die Inflation weiter antreiben. Anstatt dass man Deutschland und besonders die EU mit ihren dummen Entscheidungen kritisch hinterfragt, wird ständig nur auf andere gezeigt.
JK
02.04.2025

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Bürokratisches Monster ohne Nutzen! Schon wieder ein völlig überflüssiges Bürokratiemonster, das niemandem hilft, aber alle belastet! Eine neue Kennzeichnungspflicht bedeutet mehr Verwaltungsaufwand, mehr Kosten für den Handel und am Ende höhere Preise für Verbraucher – für nichts! Die Realität ist simpel: Kunden kaufen das, was preislich passt, nicht das, was politisch etikettiert wurde. Statt absurde Regulierungen zu erfinden, die weder den Konsum noch den Handel sinnvoll beeinflussen, sollten sich Politiker mit den echten Problemen befassen: Inflation, explodierende Lebenshaltungskosten und eine wachsende wirtschaftliche Unsicherheit. Aber nein – lieber verkompliziert man die Kennzeichnung von Waren, als sich um die Entlastung der Bürger zu kümmern. Der Handel selbst lehnt diesen Unsinn ab, weil er weiß, was wirklich zählt: Angebot und Nachfrage. Niemand braucht ideologisch motivierte Vorschriften, die niemandem nützen – außer vielleicht einigen Lobbygruppen. Der Vorstoß stammt von Cem Özdemir (Grüne) und Elisabeth Köstinger (ÖVP) und wird vom Bayerischen Bauernverband mitgetragen. Eine klassische Klientelpolitik zugunsten einzelner Interessengruppen, während die breite Bevölkerung mit finanziellen Mehrbelastungen kämpft. Die Initiatoren ignorieren dabei die wahren Probleme: die drastische Kaufkraftminderung, die weit über die offiziellen Inflationsraten hinausgeht, und den massiven Druck auf die Haushalte. Dieses Vorhaben ist nichts weiter als Symbolpolitik ohne jede praktische Wirkung – außer, dass es Verbraucher und Unternehmen weiter belastet!
cf
01.04.2025

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Tolle Idee - noch eine Kennzeichnung an die Produkte mit nächtelanger Arbeit im Lager um alles neu auszuzeichnen. Bitte unbedingt die Kennzeichnung auf einem weiteren zusätzlichen Etikett, dass fest mit dem Produkt verbunden sein muss und nicht nur auf der Verpackung. Gerne auch mit vorgegebener Schriftgröße und zugehörigem Barcode....