Nach Kritik: Pflichten für kleine und mittlere Firmen sollen sinken

Veröffentlicht: 24.02.2025
imgAktualisierung: 24.02.2025
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
24.02.2025
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Bürokratie in der Praxis: Papiere, Dokumente und Ordner auf einem Schreibtisch
eric1513 / Depositphotos.com
Mit einem neuen Gesetzesentwurf reagiert die EU-Kommission offenbar auf Kritik aus der Wirtschaft.


Die Last der Bürokratie ist ein Thema, das Unternehmen aller Art und Größe beschäftigt: Bürokratie verschlingt Zeit, personelle Ressourcen, Geld und hindert insbesondere auch die kleinen und mittleren Firmen daran, sich auf Kerngeschäfte, Wachstum und Innovationen zu konzentrieren. An Kritik aus der Wirtschaft mangelt es folglich nicht. Nun könnte ein neues Gesetz allerdings Abhilfe schaffen und für Entlastung sorgen.

Bürokratische Last soll für alle sinken

Im Zuge eines Gesetzesentwurfs plant die EU-Kommission, kleine und mittelgroße Unternehmen von bisherigen Pflichten auszunehmen. Einerseits betrifft dies die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit (CSRD), andererseits ist unter anderem angedacht, die Sorgfaltspflichten rund um die Lieferkette (CSDDD) künftig weniger streng ausfallen zu lassen. Vereinfacht werden soll überdies auch die EU-Taxonomie, also das System zur Klassifizierung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten.

Ein entsprechender Entwurf soll nach Angaben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „die bisherigen Gesetze unter einem Dach bündeln (,Omnibus‘)“ und von der Europäischen Kommission bereits am Mittwoch vorgelegt werden.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, hatte als klares Ziel gesetzt, die bürokratischen Lasten für Unternehmen um 25 Prozent zu mindern. Für kleine und mittlere Firmen soll die Senkung mit 35 Prozent nochmals stärker ausfallen. Mit dem Schritt solle die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft gestärkt werden.

CSRD: Wer soll von Pflichten ausgenommen werden?

Um nachhaltiger zu werden und mehr Verantwortung bei Aspekten wie Luft- und Wasserverschmutzung, aber auch sozialer Inklusion oder dem Schutz indigener Völker zu übernehmen, müssen Wirtschafts-Player in der EU aktuell verschiedene Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) erfüllen. Bisher gelten die Regelungen für Firmen mit mehr als 250 Angestellten und einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro. 

Mit den anvisierten Änderungen soll der Anwendungsbereich der Richtlinie derart verkleinert werden, dass jene Unternehmen ausgenommen werden, die im Schnitt höchstens 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und im Jahr einen Umsatz von weniger als 450 Millionen Euro haben. Die Einführung weiterer sektorspezifischer Standards der Berichterstattung wolle die EU-Kommission hingegen aufgeben.

CSDDD: Staaten erhalten mehr Zeit für die Umsetzung

Auch die europäische Lieferkettenrichtlinie CSDDD, die im Juli 2024 in Kraft getreten war, hatte in der Vergangenheit viel Kritik ausgelöst, da sie den Befürchtungen zufolge hohe bürokratische Hürden mit sich bringe. Im Zentrum der Richtlinie steht der Kampf gegen Umweltverbrechen und Kinderarbeit sowie der Schutz von Menschenrechten. Die EU-Kommission plane hier, den Katalog von Vorschriften zu kürzen. Unternehmen sollen dabei etwa auch deutlich mehr Zeit erhalten, eigene Lieferketten-Partner zu überprüfen, ob diese die vorgeschriebenen EU-Standards einhalten. Die Frist soll von einem Jahr auf fünf Jahre angehoben werden.

In vielen europäischen Staaten wurde die Lieferkettenrichtlinie CSDDD noch nicht in nationales Recht umgesetzt. Für die Umsetzung sollen die Mitgliedstaaten nun zwei Jahre länger Zeit haben, die Deadline soll dem Entwurf nach auf Juni 2028 verschoben werden.

„In dem Entwurf nimmt die EU-Behörde Bezug auf das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, in dem es heißt, dass die Unternehmen in ihrer Due-Diligence-Prüfung dieselben Maßstäbe in ihrer gesamten Lieferkette anwenden müssen. Das will die Kommission ausdrücklich nicht ändern“, berichtet die FAZ weiter.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 24.02.2025
img Letzte Aktualisierung: 24.02.2025
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

KOMMENTARE
16 Kommentare
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Frau S.
26.02.2025

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Die Notwendigkeit der Angabe eines Herstellers beim Produktsicherheitsgesetz wird von gr Unternehmen wie Otto oder Tedi gar nicht umgesetzt, soll aber zwingend gerade vom ein Mann Unternehmen , der nur auf ebay verkauft umgesetzt werden, da ist dringender Handlungsbedarf, ich möchte nicht wissen, wieviele Leute schon aufgegeben haben oder ihre alte Ware wegschmeissen , um auf Nummer sicher zu gehen, das kann ja wohl nicht der Sinn des Ganzen sein.
Lendle
26.02.2025

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Als one man show im Onlinehandel versende ich Schikane-bedingt nur noch bundesweit. In ein paar Jahren ist Feierabend, dann werde ich mir dieses EU-Schmieren-Theater von außen ansehen!
Markus
26.02.2025

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Unsere EU verfolgt einzig und alleine das Ziel kleine Betriebe von 1-50 Mitarbeitern durch die enorme Bürokratie zu zermürben, damit diese aufgeben/schließen oder verkaufen und es in einigen Jahren nur noch große Firmen gibt. Wenn doch schon die Definition von "kleinen und mittelgroßen Firmen" die oben genannte Def. der EU ist, wen wundert hier dann noch irgendwas? Wacht endlich auf!
Jörg
27.02.2025
Das ist so nicht ganz richtig. Meine Erfahrung ist : Die machen sich schlicht und einfach keine Gedanken um kleine Unternehmen . Wir haben jetzt über unseren Verband veto eingelegt und vielen Kollegen und siehe da man wird erhört und Gesetzte angepasst. Glück hat halt jeder der ein gutes Netzwerk hat.
David
26.02.2025

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Mein Unternehmen mit 2 Millionen Euro Umsatz verkauft inzwischen ausschließlich nur noch nach Deutschland. Früher haben wir auch EU weit verkauft. Dachte eigentlich die EU hat den Zweck den EU-weiten Handel zu vereinfachen, statt dessen erschwert Sie ihn über Gebühr mit unendlichen sinnfreien Regeln und Anforderungen. Leider sind wir inzwischen selbst bei dem innländischen Handel nur noch mit Bürokratie beschäftig, zum Wachstum anzukurblen kommen wir gar nicht mehr..
Jens
26.02.2025

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WOW ich muss mich schonmal seelisch und moralisch darauf vorbereiten, dass ich bald mehr Zeit fürs Tagesgeschäft haben werde.. Tolle EU.. *sarkasmus aus*
Dirk
26.02.2025

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Wie lustig Unternehmen mit 1000 Mitarbeitertn und 450 Millionen Umsatz, was bin ich dann bitte ein Nichts oder was. Sollte Erleichterungen für Unternehmen geben bis max 50 Mitarbeiter und weiter unter 1 Mio Umsatz, schön das man die großen unterstützt.
ralf
25.02.2025

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Also Erleichterungen wovon die kleinen Unternehmen gar nicht betroffen sind. Weder von der Lieferkettenrichtlinie noch von der CSRD. Von der GPSR Erleichterung keine Spur. Ebenfalls keine Erleichterung in Sachen Verpackungverordnung für Europa. Sprich von den geplanten 35 % Erleichterung kommen null bei uns an. Danke EU.
Rk
25.02.2025

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Thema immer noch verfehlt. Die ganz ganz kleinen One-Man/Woman-Unternehmen sind vom EU-weiten Handel ausgeschlossen. Hier braucht es dringend eine Freigrenze! Und wenn es nur 20 Pakete im Jahr sind!
Y.K.
25.02.2025
Absolut richtig!!! Bei ca. 1-2 Sendungen pro Monat, die in EU-Länder außerhalb Deutschlands gehen, rechnen sich die Kosten für die Verpackungslizensierungen einfach nicht. Aber wie soll man wachsen, wenn man diese Chance, EU-weit zu versenden, nicht wahrnehmen kann? Ich bin ja bereit, alles hier in Deutschland zu lizensieren! Daran, dass es keine Freigrenze gibt - in dem Sinne, dass eine bestimmte Anzahl von Paketen noch hier in Deutschland lizensiert werden kann - merkt man, dass Politiker*innen die ganz kleinen Händler*innen überhaupt nicht auf dem Schirm haben.
Max Sonntag
26.02.2025
Die Verpackungslizensierung im Ausland sollte generell wegfallen und über die Lizensierungsstellen im Inland geregelt werden.
Max Sonntag
25.02.2025

Antworten

"...die bürokratischen Lasten für Unternehmen um 25 Prozent zu mindern. Für kleine und mittlere Firmen soll die Senkung mit 35 Prozent nochmals stärker ausfallen." Das ist doch mal typische Politikersprache und -denke. Da werden den Unternehmen erst hohe bürokratische Pflichten auferlegt und dann verkauft man es dem Bürger als "Erfolg" und Zeichen guter Politik, wenn man die Belastungen etwas reduziert. Das wäre genau so, als wenn ich festlege, dass jeder, der mich ungefragt duzt 3 Backpfeifen bekommt, das Ganze nach Kritik dann auf 2 Backpfeife reduzierte und als 33% Erleichterung verkaufe.
Ulli
25.02.2025

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...kleinere Unternehmen mit 1000 Menschen und 450.000.000,- Umsatz... Da gibt es bestimmt gaaanz viele... Die, die sich mühsam und redlich auf den Beinen halten, also die wirklich kleinen Ebay und Co. Händler, der 2. Hand Handel, die bleiben auf der Strecke.
Ich
25.02.2025

Antworten

Während ich als One-man-show also bisher vllt. 30% (ich glaube es ist deutlich mehr, schließlich arbeiten auch mein Steuerberater und andere Helferlein an meinen bürokratischen Aufgaben) sitze, sollen es durch ein weiteres Gesetz dann nur noch rd. 20% sein??? Meiner Erfahrung nach wird es in der Realität so aussehen, dass ich nicht nur ständig prüfen muss, ob ich nicht mit irgendeinem Produkt doch plötzlich ähnliche Pflichten wie die Großen haben oder ob meine bürokratiepflichtigeren Kunden solche Aufgaben nicht sogar an mich auslagern (müssen). Ich wünschte, dass ich mich irre aber meine Überzeugung ist: JEDES weitere Gesetz bringt mehr Last! Politiker, die sich durch ihre Anzahl an aufgestellten Gesetzen und Verordnungen definieren sind ungeeignet für Wirtschaft, Land und Kontinent.
K.I
25.02.2025

Antworten

Meinung: Zitat: solle die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft gestärkt Das ist schon zu spät - der Schaden ist riesig und die anderen sind davon gezogen. Auch in Brüssel massiv Mangelt an Fachkräften aber nicht an Lobbyisten! Das Große und Ganze wird nicht mehr gesehen oder erkannt. Die EU ist mittlerweile nur noch ein Spielball der Mächte USA, Russland und China. Es ist vorbei. Wir bleiben lieber beim gendern reagieren wenn überhaupt noch. Eigentlich ist die EU in der Zuschauer Rolle und wird dort auch verbleiben.
cf
25.02.2025

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Irgendwie scheint die EU etwas nicht verstanden zu haben - kleine und mittlere Unternehmen mit 250 Mitarbeitenden? Was sind dann Unternehmen mit 1-10 Mitarbeitenden - überflüssig und können weg? Die Entlastung wird besonders bei diesen "können weg Unternehmen" benötigt. Zur CSRD sei gesagt: Nur weil ein Unternehmen mehr als 1.000 Mitarbeitende hat, muss es nicht riesige Umweltschäden verursachen, so dass rund 800 Kennzahlen nötig wären - man denke an Dienstleister. Hier würde ein gute*r Statistiker*in locker mit 10 Kernkennzahlen klarkommen.