Die Mindestlohnkommission in Deutschland hat Ende vergangener Woche beschlossen, den gesetzlichen Mindestlohn in zwei Stufen kräftig anzuheben: Ab dem 1. Januar 2026 steigt er von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro. Ein Jahr später, am 1. Januar 2027, folgt eine weitere Erhöhung um 70 Cent auf dann finale 14,60 Euro pro Stunde – insgesamt entspricht das einer Steigerung um 13,9 Prozent. Für ungefähr sechs Millionen Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor bedeutet das bereits ab 2026 ein monatliches Plus von brutto etwa 190 Euro, und ab 2027 insgesamt rund 310 Euro mehr pro Kopf.
Bei der Entscheidung über die Anhebung orientierte sich die Kommission an mehreren Kriterien: Dazu gehören unter anderem die Tarifentwicklungen, der Referenzwert von 60 Prozent des Bruttomedianlohns Vollzeitbeschäftigter sowie die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Gemischte Reaktionen auf die Anhebung
Ökonomin Monika Schnitzer, Mitglied im Rat der „Wirtschaftsweisen“, begrüßt die Anhebung des Mindestlohns und in welcher Art und Weise diese durchgeführt wird. „Die Erhöhung in zwei Schritten gibt der Wirtschaft die Zeit, sich anzupassen“, wird sie bei T-Online mit Verweis auf den Spiegel zitiert. „Wir kommen aus einer Phase, in der die Inflation sehr hoch gestiegen ist, während der Mindestlohn nur moderat angehoben wurde. Nun holt man diesen Inflationsanstieg gewissermaßen nach.“ Auch der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann äußert sich positiv über die Entscheidung. „Das ist gelebte Sozialpartnerschaft und zeigt, dass die Kommission funktioniert. Die Lohnfindung bleibt auch in Zukunft Sache der Tarifpartner.“
Kritik kommt derweil von der SPD und den Linken. In ihren Augen fällt die Erhöhung zu gering aus, die beiden Parteien plädierten vorher auf eine Anhebung auf 15 Euro. „Dass die Mindestlohnkommission daran scheitert, den Mindestlohn auf das europäische Mindestmaß anzuheben, ist ein Armutszeugnis“, so die Parteichefin der Linken, Ines Schwerdtner. Auch die SPD empfindet einen Mindestlohn von 15 Euro als das „Minimum für ein Leben in Würde“.
Drohen Stellenstreichungen und Insolvenzen?
Für viele Firmen, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe, sowie in Branchen wie Gastronomie, Einzelhandel oder Logistik, bedeutet der neue Mindestlohn höhere Personalkosten. Vor allem Betriebe, die bisher knapp über dem Mindestlohn lagen oder bewusst darauf setzten, sehen sich gezwungen, ihre Lohnstrukturen anzupassen. Viele Kleinbetriebe könnten Probleme haben, die Mehrkosten zu schultern, speziell wenn ihre Margen gering sind. Der Handelsverband und andere Verbände befürchten sogar Arbeitsplatzverluste oder die Gefahr von Insolvenzen, sollte der Kostendruck zu stark werden.
Das wirkt sich direkt auf die Kunden aus, denn ein Teil der Firmen könnte die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weitergeben und die Preise erhöhen. Jedoch bleibt abzuwarten, wie stark Preissteigerungen in einzelnen Branchen ausfallen.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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