Kaum ist der Unmut über die GPSR verflogen, hat die EU eine weitere Aufgabe für alle Wirtschaftsakteure parat. Eine Novelle der Verpackungsverordnung, offiziell als Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) bekannt, bringt große Veränderungen mit sich – auch für den Online-Handel. Händler müssen Verpackungen künftig nachhaltiger gestalten, ihre Recyclingfähigkeit sicherstellen und strenge Berichtspflichten erfüllen. Was das für die Praxis bedeutet, erklären wir nun.

Was ist die EU-Verpackungsverordnung (PPWR)?

Die neue Verpackungsverordnung der EU verfolgt folgendes Ziel: Die Menge an Verpackungsmüll soll reduziert und der Anteil an recycelbaren und wiederverwendbaren Verpackungen massiv erhöht werden. Im Einzelnen:

  • Reduktion von Verpackungsabfällen.
  • Einführung strengerer Recyclingquoten und -standards; das Verpackungsdesign soll dafür sorgen, dass bis 2030 jede Verpackung recycelbar ist.
  • Förderung von wiederverwendbaren Verpackungslösungen, insbesondere im Versand.
  • Harmonisierung der Anforderungen für alle EU-Länder.
  • Erweiterte Herstellerverantwortung für die gesamte Lebensdauer der Verpackungen – einschließlich Rücknahme und Recycling.
  • Verpackungen müssen zukünftig klar gekennzeichnet sein, um die Recyclingfähigkeit und eine korrekte Entsorgung zu gewährleisten.

„All dies ist kein ,nice to have’: Die Nichteinhaltung der neuen Vorschriften kann zu erheblichen Strafen führen“, kommentiert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und kritisiert gleichzeitig die Schieflage im Wettbewerb mit Ware aus Fernost, die immer noch flächendeckend durchs Raster fällt.

Die Verordnung ersetzt die bisherige Verpackungsrichtlinie und gilt direkt in allen EU-Mitgliedstaaten. Sie wurde am 16. Dezember 2024 vom Europäische Rat angenommen und gerade im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Am 20. Tag nach der Veröffentlichung tritt sie in Kraft und gilt 18 Monate später, also ab dem 12. August 2026.

Welche Auswirkungen hat die PPWR auf den Online-Handel?

Die PPWR wirkt sich auf alle Beteiligten aus, die Verpackungen herstellen und vertreiben, also insbesondere auf den Online-Handel, da Versandverpackungen einen großen Teil des Geschäftsmodells ausmachen. Künftig müssen sie ihre Verpackungspraktiken grundlegend anpassen.

  1. Verpackungen dürfen nicht mehr überdimensioniert oder unnötig groß sein. Dies kann bedeuten, dass Verpackungen neu konzipiert werden müssen.
    Beispiel: Übermäßig große Kartons für kleine Produkte werden unzulässig.
  2. Versandverpackungen müssen zu einem hohen Prozentsatz recycelbar sein (z. B. Papier, Karton). Plastikverpackungen müssen bestimmte Recyclingstandards erfüllen. Dies bedeutet, dass verwendete Materialien ggf. ausgetauscht werden müssen.
  3. Händler könnten verpflichtet werden, wiederverwendbare Verpackungen anzubieten – vor allem bei häufigem Versand an denselben Kunden.
    Beispiel: Mehrwegboxen für den Versand von Kochbox-Abos.
  4. Händler müssen noch dezidierter dokumentieren, welche Verpackungsmaterialien sie nutzen, und ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft nachweisen.
  5. Da die PPWR in allen EU-Staaten gleichermaßen gültig ist, löst sie die unzähligen verschiedenen Gesetze der Nationen ab und beendet die Rechtszersplitterung. Das hilft Online-Händlern, die bislang beim internationalen Versand eine lästige und teure Verpackungslizenzierung in den jeweiligen Zielländern vornehmen mussten. Wegfallen sollen die Registrierungspflichten in den jeweiligen nationalen Verpackungsregistern wie hierzulande dem LUCID aber nicht.

Praxistipps: So können Händler sich vorbereiten

Die neue Verpackungsverordnung der EU ist – wieder einmal – ein komplexes Regelwerk, dessen Anforderungen nicht von heute auf morgen umgesetzt werden können. Besonders die Umstellung auf nachhaltige Verpackungslösungen und die Einhaltung der neuen Berichtspflichten erfordern Zeit, Planung und in vielen Fällen erhebliche Investitionen.

Händler sollen und müssen daher im Laufe des Jahres ihre Verpackungen analysieren und anhand ihres Sortiments optimieren, um Material zu sparen und zudem auf recycelbare oder wiederverwendbare Lösungen umzusteigen. Hierbei sind vermutlich Investitionen nötig, um die PPWR-Compliance zu erfüllen. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Lieferanten und Logistikdienstleistern kann dabei helfen, nachhaltige Alternativen zu finden und rechtzeitig umzusetzen. Hier werden sich die Verantwortlichen nun nach und nach aufstellen müssen.

Fazit

Die neue PPWR der EU mag ihre guten Seiten haben – Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind zweifellos wichtige Ziele. Doch für viele Händler fühlt es sich vermutlich an wie eine GPSR 2.0 und somit wie ein weiterer bürokratischer Kraftakt, der erneut mehr Arbeit und Kosten bringt, ohne dass immer klar ist, wie groß der tatsächliche Nutzen sein wird. Es bleibt allen Verantwortlichen jedoch keine Wahl. Die Regelungen kommen, und wer im Online-Handel tätig ist, muss sich nun Schritt für Schritt damit auseinandersetzen. Wir berichten und analysieren die PPWR daher künftig auf unserem Portal.