Die 10 schlimmsten rechtlichen Fehler in der Handmade-Branche

Handmade-Händler:innen stehen vor zahlreichen rechtlichen Herausforderungen. Fehler können nicht nur teuer werden, sondern auch das Vertrauen der Kundschaft gefährden. Hier sind die 10 häufigsten rechtlichen Stolpersteine:

1. Fehlendes oder unvollständiges Impressum

Ein korrektes Impressum ist gesetzlich vorgeschrieben und muss Name, Adresse, Kontaktmöglichkeiten sowie ggf. eine Umsatzsteuer-ID enthalten. Fehlt das Impressum oder ist es unvollständig, drohen teure Abmahnungen.

Wichtig: Verlinke dein Impressum am besten im Footer deines Online-Shops, damit es von jeder Unterseite leicht auffindbar ist. Nutze eindeutige Beschriftungen, wie „Impressum“ oder „Kontakt“. Auf Plattformen wie Etsy nutzt du am besten den Bereich, der für die Angaben zur Verfügung gestellt wird.

2. Unzureichende Kennzeichnung der Produkte

Viele Handmade-Produkte unterliegen speziellen Kennzeichnungspflichten, z. B. Materialzusammensetzung (Textilkennzeichnung), CE-Kennzeichnung (z. B. bei Spielzeug) oder Warnhinweise. Unzureichende Kennzeichnungen können als irreführend gewertet werden und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Tipp: Setze dich genau mit den Produkten auseinander, die du herstellen und verkaufen willst. Eigne dir das Wissen an, was für deine Produktkategorien wichtig ist.

3. Keine Widerrufsbelehrung

Verbraucher:innen haben bei Online-Käufen grundsätzlich ein Widerrufsrecht von 14 Tagen, das klar kommuniziert werden muss. Ausnahmen (z. B. personalisierte Produkte) müssen explizit genannt werden. Fehlt die Widerrufsbelehrung, verlängert sich die Frist auf ein Jahr.

Tipp: Setze dich mit den Ausnahmen auseinander. Oftmals herrscht der Glaube, dass Kundenauftrag gleich Ausschluss des Widerrufsrechts heißt. Dem ist aber nicht so. Es kommt unterm Strich immer darauf an, ob du das Produkt auch an andere Personen verkaufen kannst. Sind beispielsweise Namen eingestickt, kannst du das Produkt nicht weiterverkaufen. Entsprechend gibt es hier auch kein Widerrufsrecht. Das gilt in der Regel auch für maßgeschneiderte Kleidung.

Wichtig: Auch, wenn du ausschließlich Produkte verkaufst, für die das Widerrufsrecht ausgeschlossen ist, brauchst du eine Widerrufsbelehrung.

4. Falsche oder fehlende Grundpreisangaben

Produkte, die nach Gewicht, Volumen, Fläche oder Länge verkauft werden (z. B. Stoffe, Seifen), erfordern die Angabe des Grundpreises (Preis pro Einheit). Fehlende oder unklare Grundpreisangaben können als Verstoß gegen die Preisangabenverordnung gewertet werden. Achte darauf, dass die Grundpreisangabe immer in unmittelbarer Nähe zum Gesamtpreis erfolgt.

5. Missachtung der GPSR

Die Produktsicherheitsverordnung (GPSR) verlangt, dass Produkte sicher sind und keine Gefahr für Verbraucher darstellen. Als Hersteller:in musst du daher eine Risikobewertung durchführen. Außerdem müssen die Produkte richtig gekennzeichnet sein. Zu den Informationen, die auf das Produkt oder – sollte es nicht anders möglich sein – auf die Verpackung oder die Begleitunterlagen (z. B.: Anleitung, Rechnung, Lieferschein) müssen, gehören:

• Herstellerdaten: Name, Anschrift, elektronische Adresse
• Bei einem Sitz außerhalb der EU außerdem eine verantwortliche Person (meistens der Importeur) mit Sitz in der EU
• Warn- und Sicherheitshinweise falls notwendig (beispielsweise bei Spielzeug)
• Chargen-, Typen-, Artikelnummer oder ein ähnliches Identifikationsmerkmal

Mehr zur Umsetzung der GPSR im Bereich Handmade erfährst du hier.

6. Verwendung geschützter Designs oder Marken

Die Nutzung von lizenzierten Stoffen oder Motiven (z. B. für Disney- oder Marvel-Produkte) ist ohne ausdrückliche Genehmigung des Rechteinhabers illegal. Auch die Nachahmung geschützter Designs kann teure Abmahnungen oder Schadensersatzforderungen nach sich ziehen.

Tipp: Wenn du dennoch Produkte aus Lizenzstoffen fertigen möchtest, schau beim Großhändler nach. Diese verkaufen oft Stoffe, die für die gewerbliche Weiterverwendung lizenziert sind. Stoffe aus dem Einzelhandel sind allerdings oftmals nur für den privaten Gebrauch vorgesehen und entsprechend nicht lizenziert.

7. Fehlerhafte oder unklare AGB

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind nicht zwingend vorgeschrieben, aber oft sinnvoll. Sie helfen dir, Informationspflichten wie etwa den Hinweis auf die Vertragstextspeicherung oder das gesetzliche Gewährleistungsrecht zu erfüllen.

Wichtig: Kopiere nicht einfach die AGB von fremden Shops. Diese können zum einen für dich unpassend sein und zum anderen unterliegen auch solche Texte dem Urheberrecht. Sie einfach ohne Erlaubnis zu kopieren, ist ein Verstoß gegen das Urheberrecht und kann ebenfalls eine teure Abmahnung nach sich ziehen.

8. Missachtung der Verpackungsgesetze

Händler:innen sind laut Verpackungsgesetz verpflichtet, sich an einem dualen System zu beteiligen, um ihre Verpackungen ordnungsgemäß zu lizenzieren. Zusätzlich muss man sich noch bei der Zentralen Stelle LUCID registrieren. Fehlende Registrierung oder Lizenzierung kann zu hohen Bußgeldern führen.

9. Verstoß gegen Steuerrecht

Auch Kleingewerbetreibende müssen sich ordnungsgemäß anmelden und Auskunft über ihre Einnahmen und Ausgaben geben.

10. Fehlende Barrierefreiheit ab Mitte 2025

Ab Juni 2025 müssen Webseiten und mobile Anwendungen barrierefrei sein. Händler:innen, die ihre Angebote nicht entsprechend anpassen, riskieren Bußgelder und den Verlust von Kund:innen.

Tipp: Grundlegendes Rechtswissen aneignen

Zum Schluss gibt es noch einen Tipp: Du musst kein Jurastudium absolvieren, um erfolgreich in der Handmade-Branche zu sein – aber ein solides Verständnis der rechtlichen Grundlagen ist nicht verkehrt. Themen wie Gewährleistungsrecht, Widerrufsrecht, Produktsicherheitsvorschriften und Kennzeichnungspflichten sollten dir vertraut sein. Dieses Wissen schützt dich nicht nur vor teuren Fehlern wie Abmahnungen oder Bußgeldern, sondern stärkt auch das Vertrauen deiner Kund:innen.

Tipp: Investiere Zeit, um die wichtigsten rechtlichen Anforderungen zu verstehen, nutze kostenlose Ressourcen wie Leitfäden oder Webinare und ziehe bei Unsicherheiten Experten zurate. So sicherst du dein Business ab und schaffst eine rechtlich stabile Basis für deinen Erfolg.