Die Coronapandemie fordert Wirtschaft, Firmen und Arbeitnehmern viel ab – auch beim Schutz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Die Maßnahmen zum Schutz vor einer Coronainfektion werden jedoch von einzelnen Branchen und Unternehmen teils recht unterschiedlich umgesetzt, wie die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Politikern zeigt. Vor allem kleine Betriebe schneiden in Sachen Infektionsschutz oft schlecht ab.

Die entsprechenden Daten stammen aus der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der COVID- 19 Krise“ der BeCovid-Studie. Die Antworten sind demnach noch von August / September 2020 – also noch vor dem starken Anstieg der Fallzahlen im Winter und dem jetzigen Lockdown. Die Statistiken beziehen sich auf verschiedene mögliche Schutzmaßnahmen wie Verhaltens- und Hygieneregeln, Gestaltung der Arbeitsumgebung oder Reduzierung der Kontakthäufigkeit in den jeweiligen Branchen bzw. Unternehmen. 

Problem Kontakthäufigkeit: 41 Prozent der Firmen ändern Arbeitszeiten nicht

Ein Großteil der vorgeschlagenen bzw. vorgeschriebenen Maßnahmen – wie etwa die Einhaltung des Sicherheitsabstandes von mindestens 1,5 Metern – wird dabei von vielen Betrieben auch umgesetzt. Bei anderen Maßnahmen hapert es jedoch, etwa bei der Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung am Arbeitsplatz. Rund ein Viertel aller Unternehmen hat auf die Einführung einer solchen Vorgabe verzichtet. Auch bei der Reduzierung der Kontakthäufigkeit der anwesenden Mitarbeiter zeigen sich Nachlässigkeiten, zum Beispiel bei einer möglichen Neuregelung der Arbeits- und Pausenzeiten. Zwar hat rund ein Drittel der Firmen hier die Zeiten angepasst – 41 Prozent der Firmen beharren aber auf ihren angestammten Regeln. 

Trotz Corona kein Homeoffice: Ein Drittel der Firmen ohne neue Regeln

Vor allem der Umgang mit Homeoffice steht in der Coronakrise im Fokus. In den Antworten zeigt sich, dass Arbeiten von Zuhause in vielen Unternehmen nicht gewünscht wird oder nicht umgesetzt werden kann: 36 Prozent der Firmen haben ihre Regeln bezüglich Homeoffice nicht geändert – oder überhaupt welche eingeführt. Immerhin ein Viertel der Firmen hat auf Corona mit dem Start von Homeoffice oder neuen Regeln diesbezüglich reagiert. In einer Bitkom-Studie zum Thema Homeoffice hatte Bitkom-Präsident Achim Berg jüngst die immer noch „starke Präsenzkultur“ in vielen Unternehmen als „unverantwortlich“ kritisiert. Einen möglichen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice haben wir bereits in unserem Format „Drei Juristen, vier Meinungen“ diskutiert.

Größere Betriebe setzen Corona-Schutzmaßnahmen häufiger um

Auch die Betriebsgröße bei den Unternehmen hat entscheidenden Einfluss auf die Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen: Je mehr Mitarbeiter ein Betrieb hat, desto häufiger werden auch entsprechende Maßnahmen angewendet. So haben etwa nur 64 Prozent der Kleinbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz eingeführt – aber 85 Prozent der Betriebe mit über 250 Angestellten. Auch bei anderen Maßnahmen zeigt sich ein ähnliches Bild.

Jutta Krellmann von der Linken-Bundestagsfraktion kritisiert bei Spiegel Online die teils mangelnde Umsetzung durch die Unternehmen: „Die Coronakrise legt die Lücken beim Arbeitsschutz schonungslos offen.“ Es könne nicht sein, dass man am Arbeitsplatz einfach alles laufen lasse, während es im privaten Bereich immer mehr Einschränkungen gebe.