Nach monatelangem Lockdown und damit einhergehenden Geschäftsschließungen scheint die Akzeptanz der deutschen Einzelhändler nun endgültig am Ende zu sein. Zahlreiche Unternehmen fordern vehement ein Ende der bestehenden Maßnahmen und wollen schnellstmöglich ihre Geschäfte wieder öffnen. Um das durchzusetzen, sind bei deutschen Gerichten bereits zahlreiche Klagen eingegangen. MediaMarkt-Saturn beispielsweise will die Ladenöffnungen gerichtlich erzwingen und hat beim Oberverwaltungsgericht Münster einen Eilantrag auf das Ende der Geschäftsschließungen in Nordrhein-Westfalen gestellt. „Die bereits seit mehr als zwei Monaten bestehenden Betriebsschließungen in Deutschland sind unverhältnismäßig. Der Einzelhandel war nachweislich nie ein Infektionshotspot“, betont Deutschland-Chef Florian Gietl bei Golem. Anträge in weiteren Bundesländern sollen noch folgen, um die Öffnungen der Märkte am 8. März durchzusetzen.

Teil der Klagewelle sind auch die Textilketten Peek & Cloppenburg und Breuninger sowie der Baumarkt Obi. „Wir haben Klagen vor den Verwaltungsgerichtshöfen in Baden-Württemberg, in Hessen, in Nordrhein-Westfalen, in Thüringen und Sachsen eingereicht – überall dort, wo wir Häuser haben. Ziel ist die sofortige Aussetzung der Lockdown-Maßnahmen, weil sie nicht verhältnismäßig sind und eine Ungleichbehandlung gegenüber dem Lebensmittelhandel bedeuten“, so ein Breuninger-Sprecher beim Manager Magazin. Der Modehändler hatte bereits vergangene Woche eine entsprechende Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim eingereicht, scheiterte mit dieser aber. Dennoch will man sich davon nicht unterkriegen lassen. „Denn jeder Tag, an dem unsere Stores geschlossen sind, kostet richtig Geld“, so das Unternehmen.

Neben den großen Namen wehren sich aber auch immer mehr kleine Händler und wollen die Filialöffnung gerichtlich erwirken. So bereitet der Einkaufsverbund Unitex eine Sammelklage vor, der sich bereits über 300 Händler angeschlossen haben und Schadensersatz fordern. Auch der Kampagne #HandelnfuerdenHandel sind bereits mehr als 170 Unternehmen beigetreten. Man fordert zeitnahe alternative Öffnungskonzepte. „Wir brauchen Alternativen, wie man die Bevölkerung schützen kann und trotzdem öffentliches Leben möglich ist. Was die Bundesregierung hier bisher geliefert hat, ist sehr dürftig“, betont Mona Buckenmaier, Teil der Geschäftsführung beim schwäbischen Modehaus Riani. Das Unternehmen hat sich ebenfalls der Klagewelle angeschlossen und fordert eine Gleichstellung mit den Friseuren und damit die Ladenöffnungen zum 1. März.

Deutsche Bank versucht sich wieder als Payment-Anbieter

Die Deutsche Bank zeigt mal wieder Interesse am E-Commerce und will als Zahlungsanbieter den großen der Branche die Stirn bieten. Nach Informationen von t3n hat man sich dafür Mastercard als Partner ausgesucht, gemeinsam arbeite man an digitalen Zahlungsverkehrslösungen, wie es heißt. Damit will der Konzern allen voran die Großkunden bei ihrem Einstieg in den Direktvertrieb unterstützen, besonders der zunehmende B2B-Handel sieht die Deutsche Bank als Chance für sich. Künftig möchte man die Händler über den gesamten Zahlungsprozess hinweg unterstützend zur Seite stehen.

Fressnapf trotzt der Coronakrise

Der Tierhändler Fressnapf erlebte im Coronajahr 2020 ein Auf und Ab. Nachdem die Nachfrage der Kunden auf Tierbedarf massiv gestiegen ist, musste das Unternehmen seine Arbeit unter den neuen Hygienebedingungen neu organisieren und erlebte sogar einen Umsatzeinbruch. Dennoch war 2020 das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte, wie Geschäftsführer Hans Jörg Gidlewitz jetzt gegenüber dem Handelsblatt bestätigt. Durch Corona war Fressnapf zu einem „Digitalisierungsturbo“ gezwungen, im Online-Handel konnte der Tierbedarfshändler um 40 Prozent zulegen. Dieses Wachstum soll auch in diesem Jahr weiter aggressiv verfolgt werden, sowohl online als auch stationär. Laut Gidlewitz plant Fressnapf 100 neue Märkte in 2021 zu eröffnen, im vergangenen Jahr waren es bereits 38 neue Standorte.