Da der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auch spürbare Folgen auf die deutsche Wirtschaft hat, braucht es Maßnahmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat sich in die Debatte eingeschaltet und sich über den Kurznachrichtendienst Twitter „für mehr Wachstumsimpulse, mehr Gründungen, mehr Überstunden“ ausgesprochen, „um unseren Wohlstand zu sichern“, so der Politiker.
Zugleich schloss er einen „Kriegssoli“, also die Erhebung eines finanziellen Solidaritätsbeitrags zur Unterstützung der Ukraine, aus. Diesen hatte laut Zeit zuvor etwa der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) in die Diskussion eingebracht hatte.
Ganz klar: Einen Kriegssoli wird es mit mir nicht geben. Wir sind in einer fragilen Lage. Was wir jetzt brauchen sind mehr Wachstumsimpulse, mehr Gründungen, mehr Überstunden, um unseren Wohlstand zu sichern. Steuererhöhungen würden die Stärkung der Wirtschaftslage sabotieren. CL
— Christian Lindner (@c_lindner) June 24, 2022
Arbeitnehmer leisten 1,7 Milliarden Überstunden
Lindners allgemeine Forderung an die Bundesbürgerinnen und -bürger, mehr Überstunden zu leisten, rief im sozialen Netzwerk deutliche Kritik hervor. Viele Menschen verwiesen darauf, dass unbezahlte Überstunden im beruflichen Alltag zahlreicher Angestellter schon jetzt in vielen Bereichen gang und gäbe seien.
Wenn es an einer Sache in unserer Gesellschaft gerade nicht mangelt sind das Überstunden.
— Stephan Dörner (@Doener) June 24, 2022
Ich habe in meinem Leben schon soviel kostenlose Überstunden geleistet, dass es jahrelang für die Energieumlagen reichen würde.
— Bunge (@IngeBunge) June 27, 2022
In Germany we don't say „Wir müssen jetzt bei rasant steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen und stagnierenden Löhnen untere und mittlere Einkommen zügig entlasten“, we say „Was wir jetzt brauchen sind mehr Überstunden“ and I think that's typisch deutsch.
— Kaffeecup (@kaffeecup) June 25, 2022
Tatsächlich geht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung davon aus, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland von 2000 bis 2021 zusammen mehr als 1,7 Milliarden Überstunden geleistet haben. Bei deutlich mehr als der Hälfte, rund 893 Millionen, handele es sich zudem um unbezahlte Überstunden, wie auch folgende Grafik zur Entwicklung von Überstunden veranschaulicht.
Nutzer verweisen auf gesundheitliche Folgen wie Burnout
Kritisiert wird von zahlreichen Nutzerinnen und Nutzern bei Twitter, dass Überstunden in vielen Fällen auf schlechte Strukturen bzw. Missmanagement in Unternehmen zurückzuführen seien. Auch sei dies kein adäquater Ansatz, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.
Menschen, die unbezahlte Überstunden machen und am Wochenende arbeiten, nennt man übrigens nicht "fleißig" sondern "naiv".
— sonnenkindi (@sonnenkindi_) June 18, 2022
Viele Überstunden sind fast immer schlechtes Management oder schlechter Selsbtwert
— Tobias Tiefert (@tobiastiefert) June 24, 2022
Ich bin für die normale Fünf-Tage-Woche. Überstunden nur, wenn sie wirklich dringend erforderlich sind. Es ist immer besser, neue Leute einzustellen, um zu viele Überstunden zu vermeiden.
— Tafkat69 (@tafkat69) June 26, 2022
Der Arbeitskräftemangel wird nicht durch mehr Überstunden gelöst, lieber @c_lindner. Wir sollten die große Stille Reserve im Arbeitsmarkt heben — viele (va Frauen) arbeiten nicht oder weniger, weil es sich finanziell zu wenig lohnt und zu hohe Hürden gesetzt werden (zB Kitas). https://t.co/Dd8pNI1knC
— Marcel Fratzscher (@MFratzscher) June 24, 2022
Überstunden bringen uns nicht mehr Kaufkraft. Überstunden bringen uns keine kWh mehr verfügbare Energie. Überstunden bringen uns keine einzige zusätzliche Fachkraft. Stattdessen werden so diejenigen verbrannt, von denen wir jetzt schon zu wenige haben. Katastrophal kurzsichtig.
— Carlo Graf Bülow (@milk_elangelo) June 24, 2022
Darüber hinaus werden auch die potenziellen Folgen für Beschäftigte in den Fokus gerückt: Denn durch mehr Überstunden bleibe den Bürgerinnen und Bürgern auch weniger Zeit, sich zu regenerieren – ein Fakt, der auch steigende Fälle von Burnout begünstigen könne.
Ich bin Unternehmer und halte die Aufforderung des Bundesfinanzministers zu mehr Überstunden zu greifen gegen die Krise für groben Unfug.
— Erik Flügge (@erik_fluegge) June 24, 2022
Leistung wird nicht besser, wenn Leute weniger Freizeit haben. Qualität statt Burnout!
Die Gesundheit der Bevölkerung null zu schützen, um dann, wenn der Personalmangel - aufgrund akuter Erkrankungen und Krankheitsfolgen - Überhand nimmt, zu sagen, die Bevölkerung solle doch gefälligst mehr Überstunden kloppen, das ist schon nächstes Level dreist.
— Mrs. R (@Rrehtla1) June 26, 2022
Bei mir wird gerade über eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit diskutiert, hört sich gut an, ist es aber nicht. Ich mache jetzt schon regelmäßig überstunden, also ist das nichts anderes als eine Gehaltskürzung.
— Broksbase (@broksbase) June 26, 2022
Lindner fordert Überstunden von den arbeitenden Menschen, während sich der Bundestag in die 2-monatige Sommerpause verabschiedet.
— Holger Kopp (@holgerkopp) June 24, 2022
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Wir haben momentan einen erheblichen Umsatzrückgang zu verzeichnen. Die Ursachen liegen in den gestörten Lieferketten, den unverschämten Preissteigerung en, den Coronamaßnahmen und dem unsäglichen U-Krieg. Und diese Dilettanten wollen mehr Überstunden, einfach nur unglaublich!
Und Kommentatoren von t-online befürworten den Blödsinn auch noch.
Es werden Mill. € für irgendwelche "Berater" ausgegeben, damit verbinde ich die Aussage, der gewählte Politiker und seine Mitarbeiter sind unfähig. Denn wer einen gesunden Menschenverstan d besitzt, sollte ohne auskommen und klar strukturierte Entscheidungen treffen.
@ Bundeskanlzer Scholz, bitte eine richtige Wahlrechtsrefor m. Es gibt nur noch einen Abgeordneten je Landkreis und fertig. (400) Der Bundestag schrumpft auf die Hälfte, Einsparpotentia l ca. 500 Mill. €/Jahr. Das ist Führungsqualitä t und nicht dieses alberne Geschwaffel.
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Vor Corona lief es gut, aber jetzt habe ich zu wenig Ware und durch die steigenden Kosten haben die Kunden weniger Geld in der Tasche.
Eine sinnvolle Maßnahme wäre eine erhebliche Steuersesnkung bei kleinen und mittleren Gehältern und Konsumsteuern. Ich habe zum Beispiel keinerlei Verständnis dafür, warum der Staat Für Brot, Kartoffeln, Seife und Strom mitverdienen muß. DAnn hat der normale Arbeitnehmer nämlich auch etwas Geld in der Tasche um sich bei mir etwas zu kaufen und meinen Job so zu bezahlen. Gilt ja auch z.B: für Gastronomie etc. Außerdem weiß er dann auch, warum er morgens überhaupt aufsteht und zur Maloche geht.
Die AGs, GmbHs etc. kann man dagegen höher besteuern. Dann investieren sie ihr Geld nämlich anstatt großen Gewinn zu machen und kurbeln so die Wirtschaft an.
Wie komtm es eigentlich, dass praktisch jeder Blödmann auf der Straße mehr Ahnung von den Themen hat als die entsprechenden Minister? Man wird das Gefühl einfach nicht los, das man aus den nächsten 15 Leuten, die einem auf der Straße entgegenkommen ein fähigeres Kabinett aufbauen könnte als das amtierende. Das hat leider wenig mit Kruger Dunham zu tun, die sind leider einfach brutal schlecht in ihren Jobs. Das sollte nicht so sein!
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einige rutschen dann noch in die höhere einkommensteuer und haben dann minus am ende des monats.
es werden schon genug überstunden nicht bezahlt.
eine bekannte hat eine zeit viel überstunden leisten müssen und hat dann bei der abrechnung gemerkt, das nur knapp 3.- nach abzug aller kosten dafür über geblieben sind.
wenn ich mir anschaue, um wieviel € die gehälter über 2000.- steigen, dann die unter 2000.- dann ist der arbeiter und einfache arbeiter angeschmiert.
aber solange die gewerkschaften weiter auf % und nicht gleiche menge € für jeden arbeiter / angestellten / beamten usw besteht.
bleiben die normalen arbeiter angesch..... .
allein um wieviel die gehälter der gewerkschaftsfü hrer bei zb bei 5% steigen, ist reiner irrsinn.
die haben dann eine erhöhung, wo wir einfachen dann 1 oder mehr monate für arbeiten müssen.
ein gewerkschaftsbo ss hat schnell mal gesamteinkommen von 250.000.- bis 400.000.- da sie oft noch selbst in den großen firmen ganz oben angestellt sind.!
dadurch wird die armutsschere immer weiter auseinander klaffen.
einfach überstunden steuerfrei machen.
für jeden in der arbeitswelt nur einen gleichen € betrag mehr, nicht %.
denn auch für den mit 2500.- und mehr wird die butter, das mehl und öl nicht teuer wie für einen kleinen handwerker oder arbeiter.
glaube ich muß mal eine eigene gewerkschaft gründen. ! ?
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