Unser Fall spielt sich in dieser Woche auf Ebay ab: Ein Händler verkauft ein Produkt und wenige Monate nach dem Kauf meldet der Kunde sich. Das Produkt sei kaputt. Der Händler bot direkt aus Kulanz und für eine schnelle Lösung einen kostenlosen Umtausch an; der Kunde lehnte aber ab und verlangte stattdessen sein Geld zurück. Als der Händler nicht nachgab, meldete der Kunde den Fall bei Ebay. Der Ebay-Käuferschutz entscheidet zugunsten des Käufers. Dieser schickt die defekte Ware zurück und bekommt das Geld erstattet. Auf eine weitere Nachricht des Händlers reagiert er nicht. Für ihn ist die Sache offenbar damit erledigt. Zu Recht?
Grundsatz: Käuferschutz-Programme sind keine Gerichte
Das Problem gibt es, seitdem Plattformen wie Amazon, Ebay und PayPal Käuferschutzprogramme betreiben. Für Verbraucher:innen soll es so einfach sein, zu ihrem Recht zu kommen. Für die andere Seite können die Programme aber zum Problem werden. Das gilt insbesondere dann, wenn im Einzelfall am Gesetz vorbei entschieden wird.
Geht ein Produkt kurz nach dem Kauf kaputt, so kann es sich möglicherweise um einen Gewährleistungsfall handeln. In solchen Fällen gilt der Vorrang der Nacherfüllung. Vereinfacht gesagt bekommen Verkäufer:innen damit eine zweite Chance, den Vertrag noch zu erfüllen. Die Rückabwicklung in Form des Rücktrittsrechts wird erst dann spannend, wenn die Nacherfüllung fehlschlägt oder von der Vertragspartei verweigert wird.
Werden von Käuferschutzprogrammen nun direkt Rückerstattungen veranlasst, wird der verkaufenden Partei also die von Gesetzes Wegen vorgesehene zweite Chance genommen. Oder doch nicht? Nun, mit der Frage, wie abschließend die Entscheidungen sind, haben sich bereits mehrere Gerichte beschäftigt. Das Ergebnis ist aber oftmals das gleiche: Die Entscheidungen von Käuferschutzprogrammen sind weder bindend, noch abschließend. Händler:innen dürfen also ihre Ansprüche weiter geltend machen.
- Bundesgerichtshof: A-Z-Garantie für Amazon-Händler nicht bindend
- PayPal-Urteil könnte mehr Schutz für Verkäufer bringen
- Dreist oder berechtigt: Ware behalten: Kundin holt sich Geld über Amazon zurück
Fazit: Verkäufer darf Kaufpreiszahlung verlangen
Für unseren Fall bedeutet das, dass sich der Verkäufer nicht mit der Entscheidung des Ebay-Käuferschutzes zufriedengeben muss. Er kann vom Kunden verlangen, den Kaufvertrag zu erfüllen und den entsprechenden Kaufpreis zu bezahlen. Dem Kunden wiederum steht es natürlich frei, das Umtauschangebot des Händlers anzunehmen oder aber den Weg über das Gewährleistungsrecht zu gehen.
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Danach kann der Händler entscheiden ob er die defekte Ware zurücknimmt oder die Rückgabe ablehnt. Auch wenn der Käufer sein Geld von PayPal zurück verlangt, bekommt der Verkäufer recht wenn der Verkäufer die Ware mit Sendungsverfolg ung Fristgerecht versendet hatt.
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Restriktive Plattformen, geringe Margen, zunehmend Direktverkäufe von Herstellern und ein nicht mehr zu übersehendes Rechtswirrwarr drängen die kleineren Händler zunehmend aus dem Markt.
Seit über 20 Jahren verfolge ich dies und kann es, wie viele meiner Kollegen, kaum abwarten in naher Zukunft als Händler aufzuhören...sc hade!
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Somit kann ich schon einmal vorbeugen um Betrügereien seitens des Kunden ganz klar das Handwerk zu legen.
Ich habe gerade erst so einen aktuellen Fall gehabt. Kunde kauf einen Artikel. Die Ware war von mir geprüft und abgelichtet (Lieferumfang). Kunde gibt nach Erhalt der Ware sofort an: Modell funktioniert nicht. Ich skeptisch. Natürlich die Auswahl getroffen um mir die Rücksendekosten aufzuhalsen. Habe ich per Mail abgewährt. Dann hieß es plötzlich: 1 Teil fehlt auch bei der Lieferung. Also Unvollständig. Gut das ich das Foto hatte. Habe Kunden per ebay Mail darauf hingewiesen das ich eine Anzeige mache. Echt so dreist muss man sein, schickt er das Modell zurück. Und was soll ich sagen: Das Modell funktionierte einwandfrei. Ziel war es das Zubehörteil zu entwenden. Dann legte die Käuferin eine ebay Beschwerde an das Sie Ihr Geld wieder bekommen möchte. Ich habe mich umgehend in der Fallentscheidun g mit ebay in Kontakt gesetzt um dies zu besprechen: Erst entschied ebay im System Verlauf für den Kunden mit der Mail das Sie Ihr Geld wieder bekommt. Nach weiteren 2 Stunden der Prüfung hat ebay diese Entscheidung zurück gezogen. Ich habe die Ware zwar nicht vollständig zurück, habe aber auch das Geld zurück bekommen. Kundin ist verwarnt worden und ebay hat Ihr Kundenkonto laut Aussage von ebay belastet. Ob das so ist, kann ich nicht nachprüfen. Aber ebay entscheidet auch im Sinne des Händler. Nur es erfordert einiges an Arbeit und Belege die man vorbringen sollte. Daher nie aufgeben. Und wir sollten diesen steigenden Betrügereien entgegenwirken. Traurig ist aber so!
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Frust am Rande des Marktplatzes - zwar nachhaltig erinnert, aber solange nur gelegentlich - muss man einpreisen. Anders wird man schnell zum Borderliner (so tatsächlich vorgeworfen) und letztlich zwischen Kundendienst/Kä ufer/Juristen aufgerieben.
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Ich hatte jetzt den Fall, dass der Kunde mich daraufhin bat - der Kunde bat mich!!! - ob er seine negative Bewertung korrigieren dürfe.
Selbstverständl ich habe ich ihm das erlaubt.
Es lohnt sich auf negative Bewertungen ganz dezidiert, freundlich und sachlich zu reagieren, ganz sehr superfreundlich . Auch wenn Sie automatisch bewertet haben:einen passenden Ergänzungskomme ntar abgeben, sehr super hyper freundlich. Manche merken es dann wie unfair Sie waren.
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Solange der Kunde bei Ebay eine negative Bewertung dem Verkäufer hinterlassen kann, Ebay sich weigert diese zu entfernen, weil "die Bewertung eine Äußerung über die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit des Kunden und keine falsche Darstellung" beinhaltet und zugleich dem Verkäufer die Möglichkeit seitens Ebay genommen wird, seinerseits dem Kunden eine negative Bewertung zu hinterlassen, um seine Sicht des Vorgangs ebenfalls zu veröffentlichen , solange sind alle Verkäuferrechte de jure, wie oben beschrieben sinnlos, weil der Käufer sich einfach tot stellt und eine Beschreitung des Rechtsweges zur Durchsetzung der Zahlung des Kaufpreises zumeist zeitlich wie finanziell in keinem Verhältnis zum Verlust bei diesem einzelnen Kauf steht.
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