DHL GoGreen Plus – Ist die automatische Buchung rechtens?

Veröffentlicht: 13.06.2025
imgAktualisierung: 13.06.2025
Geschrieben von: Yvonne Bachmann
Lesezeit: ca. 3 Min.
13.06.2025
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ca. 3 Min.
Vor einem blauem Himmel ist das DHL-Logo zu sehen
alexeynovikov / Depositphotos.com
Ab Juli 2025 erhebt DHL automatisch den sogenannten GoGreen Plus-Zuschlag – für viele Online-Händler ein Schritt zu weit.


DHL will mit dem seinem GoGreen Plus-Programm die eigene Logistik nachhaltiger gestalten und ab dem 1. Juli 2025 standardmäßig alle Geschäftskundenverträge integrieren. Die Idee: Durch Investitionen in klimafreundliche Transportmittel – wie Elektrofahrzeuge oder nachhaltigen Flugkraftstoff – sollen CO₂-Emissionen vermieden werden. Der Haken: Die Umstellung erfolgt automatisch. Geschäftskunden müssen aktiv widersprechen, um den Zuschlag nicht zahlen zu müssen. Für viele Online-Händler ist das eine fragwürdige Praxis, die im Verbraucherbereich sofort als Abofalle abgeschmettert worden wäre. Das schreit nach einer juristischen Einordnung.

Versteckte Mehrkosten durch „Opt-out“-Prinzip

Der zusätzliche Betrag – häufig zwischen sieben und 15 Cent pro Sendung oder als monatliche Pauschale – erscheint zwar gering, kann sich bei großen Versandvolumen jedoch schnell summieren. Mit der voreingestellten Option „ermöglichen wir unseren Kunden, die in vielfältiger Weise ebenfalls bestrebt sind, nachhaltigere Lösungen auch bei sich zu verankern, unseren Service zu nutzen und ihre CO2e-Emissionen im nationalen Warenversand mit DHL zu reduzieren. Gleichzeitig respektieren wir die Entscheidungen einzelner Kunden, die diesen Weg nicht einschlagen möchten“, teilte ein Unternehmenssprecher der Redaktion auf Nachfrage mit. 

Die Kritik an dem Vorgehen von DHL kommt daher nicht von ungefähr. Zwar informiert der Logistiker über die Einführung und bietet Möglichkeiten zur Deaktivierung im Geschäftskundenportal – doch die Voreinstellung bedeutet auch: Wer nichts tut, zahlt.

Diese Form des sogenannten Opt-outs erinnert viele an klassische Abo-Fallen, etwa bei Gebührenerhöhungen von Banken oder durch Streamingdienste. Dass der Zuschlag ohne explizite Zustimmung aktiviert wird, stößt dabei jedoch auch in B2B-Bereich rechtlich an seine Grenzen.

Trotz gewerblicher Geschäftsbeziehung vertragsrechtlich bedenklich

Auch wenn im Geschäftsverkehr zwischen zwei Unternehmen nicht dieselben strengen Schutzvorschriften gelten wie im Verbraucherrecht, bedeutet das nicht, dass Anbieter Vertragsbedingungen nach Belieben ändern dürfen. Grundsätzlich bedarf eine Änderung eines bestehenden Vertrages eines Einverständnisses. 

Eine einseitige Einführung eines kostenpflichtigen Zusatzprodukts ohne ausdrückliche Zustimmung ist im B2B-Bereich außerdem dann zulässig, wenn dies durch eine klare und vorher vereinbarte Vertragsklausel (ein sogenannter „Änderungsvorbehalt“) gedeckt ist. DHL teilt auf Nachfrage mit, dass man sich auf § 2 der Allgemeinen Vertragsbedingungen des Geschäftskundenvertrages berufe, in welchem geregelt sei, dass DHL seinen Kunden Leistungsänderungen oder auch -erweiterungen entsprechend anzeige. Dies sei im Rahmen des Kundenanschreibens erfolgt. Eine rechtliche Prüfung dieser Klausel ist damit nichtsdestotrotz nötig.

Wenn ein Vertrag ausdrücklich eine Klausel enthält, die dem Anbieter erlaubt, Leistungen oder Preise unter bestimmten Bedingungen einseitig zu ändern, kann eine stillschweigende Zustimmung im Einzelfall zulässig sein – wenn:

  • die Klausel klar und transparent formuliert ist (keine versteckten Preisanpassungen),
  • dem Kunden ein Widerspruchsrecht eingeräumt wird, und
  • er rechtzeitig und eindeutig über die Änderung und die Folgen des Schweigens informiert wird.

Aber auch mit einer entsprechenden Vertragsklausel durch die DHL-Verträge gibt es also keinen unmittelbaren Freifahrtschein. Das AGB-Recht fordert auch im unternehmerischen Verkehr Transparenz und Zumutbarkeit. Eine Klausel, die nicht klar erkennen lässt, wann und wie neue Kosten entstehen, kann unwirksam sein. Zudem kann beispielsweise die Widerspruchsmöglichkeit als nicht wirklich händlerfreundlich und praxistauglich bewertet werden. Einige Händler haben die Nachricht erst so spät erhalten, dass eine Kündigung zu Ende Juni eine ganz knappe Kiste war.

Gerade in Vertragsverhältnissen auf Augenhöhe sollten neue Kosten ohnehin niemals automatisch entstehen, sondern nur auf Basis klarer und freiwilliger Zustimmung. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Was betroffene Händler tun können

Für Geschäftskunden, die sich gegen die automatische Aktivierung von GoGreen Plus wehren möchten, ist schnelles Handeln gefragt. Die Deaktivierung ist unter anderem über das Geschäftskundenportal möglich. Wer die rechtzeitige Umstellung verpasst, dies aber als unzulässige Vertragsänderung ansieht, sollte trotzdem noch einmal schriftlich widersprechen und eine rechtliche Prüfung veranlassen.

Wir haben den Artikel am 16.06.2025 um die Statements von DHL erweitert und angepasst.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 13.06.2025
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Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Yvonne bringt juristische Klarheit in komplexe Fragen – zu Abmahnungen, EU-Recht, Wettbewerbsregeln und Urheberrechtsfragen.

KOMMENTARE
12 Kommentare
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Andreas
16.06.2025

Antworten

Man kann das aktuell im Geschäftskundenkonto noch nicht abstellen. So zumindest der Stand von letzter Woche, da war es noch nicht "freigeschaltet". Soll dann unter Einstellungen zu finden sein.
ARTEMISIUM
16.06.2025

Antworten

Ich persönlich finde das mit dem GoGreen Plus zwar für die Firmen, die es nicht nutzen wollen, auch etwas ungeschickt, weil man das nun mal erst einmal für den ersten Monat akzeptieren muss, bevor es wieder gekündigt wird, da die Fristen zwischen Mitteilung und Aktivierung meiner Meinung nach einfach zu kurz waren. Da wir uns schon vor Monaten bewusst für GoGreen Plus entschieden haben, macht das für uns also keinen Unterschied. Was ich aber wirklich dreist finde ist die Einführung der Monatspauschale. Mutiert DHL jetzt etwa zu einem Abo-Anbieter? Ich meine, DHL ist ein Paketdienstleister und kein Streaminganbieter, also was soll das mit dieser Pauschale? Das finde ich dann doch eher Abzocke und völlig unangebracht. Diese 119,95 Euro im Monat muss man ja jetzt irgendwie auch wieder auf jede Bestellung umlegen, aber die Versandkosten darf man ja in der heutigen Gesellschaft auch nicht anheben, sonst bestellt niemand mehr bei dir. Es will ja jeder inzwischen bald nur noch kostenlosen Versand. Aber die Produkte dürfen deswegen natürlich auch nicht teurer werden, weil die Konkurrenz ja so oder so auch schon einen immer wieder unterbietet. Diesen Preiskampf untereinander kann man also nicht zuletzt durch solche Monatspauschalen und immer wieder steigende Paketentgelte irgendwann nur verlieren. Die großen Gewinner bleiben am Ende nur TEMU und Co., mit denen DHL noch enger zusammen arbeiten will wie bisher. Aber was bedeutet das? TEMU, SHEIN, Alibaba und Co. dürfen irgendwann kostenlos in die EU verschicken, weil der dumme europäische Händler das mit zahlen muss? Leider ist die Konkurrenz von DHL für uns einfach keine Option, da der Service einfach zu schlecht ist. Aber so langsam aber sicher macht sich auch DHL wirklich unbeliebt.
Christian
16.06.2025

Antworten

Wir haben jetzt das normale GoGreen. Was passiert wenn man bei GoGreen Plus widerspricht? Hat man dann noch das "alte" GoGreen oder gar nichts mehr? Gibt es das "alte" GoGreen dann überhaupt noch? DHL muss dazu erst einmal selbst prüfen...
Karl Heser
16.06.2025

Antworten

Bitte sagen Sie auch Wo man im Geschäftskundenportal dem Gr Green widersprechen kann.
Paul von kaufMAX
16.06.2025

Antworten

Wir wurden zwar über den "neuen Service" informiert (Schreiben vom 28.05.2025). Von einer automatischen Aktivierung ist jedoch keine Rede - ganz im Gegenteil: "Sprechen Sie Ihre Kontaktperson im Vertrieb möglichst bald auf GoGreen Plus an, da das Insetting begrenzt ist. Bei ausreichender Verfügbarkeit schalten wir Sie gerne für den Service frei." Eine Möglichkeit Änderungen diesbezüglich im Geschäftskundenportal zu machen habe ich ebenfalls nicht gefunden...
Anette
16.06.2025

Antworten

Dies ist der Link zum Widerspruch ( eine E-Mails als Widerspruch wurde nicht akzeptiert, es MUSS dieser Link ausgefüllt werden, eine Bestätigungs-E-Mail ging danach uns zu ): https://www.dhl.de/de/geschaeftskunden/paket/leistungen-und-services/services/service-loesungen/gogreen-plus/konfiguration-ggplus.html Eine unschöne Geschäftspraktik, leider.
Frank
16.06.2025

Antworten

Guten Morgen, es wäre klasse gewesen gleich einen Hinweis zu geben wie ich das ganze im Geschäftskundenportal deaktiviere. Ich finde dort nämlich nichts. Dann wäre mir der Anruf bei DHL und das ewige Warten in der Warteschleife erspart geblieben :-(
Redaktion
16.06.2025
Hallo Frank,
vielen Dank für deine Nachricht. Das OHN-Team hatte rund um die Deaktivierung bereits einen eigenen Artikel geschrieben. Diesen findest du hier: DHL GoGreen Plus: Wie können Geschäftskunden die automatische Buchung deaktivieren?

Wir haben den Beitrag außerdem zusätzlich nochmals im letzten Abschnitt verlinkt – vielen Dank für den Hinweis. Viele Grüße die Redaktion
Dirk
14.06.2025

Antworten

Die Begründung für GoGreenPlus ist geradezu hanebüchen und reinstes Greenwashing. Als wenn der DeutschePost/DHL-Konzern - Marktführer im Paketbereich, Sponsor vieler herausragender Veranstaltungen, ehemaliger Staatskonzern - nur in nachhaltige Lösungen wie E-Transporter, Solaranlagen auf Paketzentren etc. investieren würde, wenn entsprechende Beiträge über die GoGreen-Zuschläge eingehen, und auch nicht darüber hinaus investieren würde. Nur dann würde DHL den Umbau zu nachhaltiger und umweltschonender Logistik vorantreiben. Wenn kein GoGreen, dann keine entsprechenden Investitionen. Am besten noch den DHL-Kunden und Händlern, die das deaktivieren, die Schuld für zu geringe Bemühungen in Nachhaltigkeit zuschieben. Das ist völliger Bullshit! Das könnte sich die DPAG schon PR-technisch gar nicht erlauben. Um den Kampf gegen den Klimawandel, nachhaltige Transportlösungen und die Nutzung von regenerativer Energie kommt DHL gar nicht herum, und muss sowieso entsprechende Milliarden in den nächsten Jahren dafür in die Hand nehmen - wie es auch schon in der Vergangenheit geschehen ist. Diese Investitionen kommen aus den normalen Etats des Konzerns - wie bei jedem anderen Unternehmen. Man hat sich nur überlegt, zur Refinanzierung zusätzliche Gebühren zu erheben. Und so ist dieser GoGreenPlus-Zuschlag nichts anderes als der - Maut-Zuschlag - Energie/CO2-Zuschlag - Peak-Zuschlag - Peak-in-Peak-Zuschlag usw. alles zusätzliche Kosten, die an Produkt und Dienstleisung nichts ändern oder verbessern, sondern nur das eine Ziel haben: Die Einnahmeseite von DHL zu erhöhen. Alles andere ist Augenwischerei!
Martin Bergs
13.06.2025

Antworten

GKV mit DHL gekündigt, es gibt kostengünstiger Alternativen, die im Preis- / Leistungsverhältnis stehen, was ich bei DHL inkl. Laufzeiten als "unbalanciert" sehe
Anette
16.06.2025
Hier der Link zum Widerspruch ( eine E-Mail mit diesem wurde von DHL NICHT akzeptiert, da die Mitarbeiter sich die Arbeit nicht machen, das müssen schon wir als Händler selbst, es ist also wieder unsere Zeit ): https://www.dhl.de/de/geschaeftskunden/paket/leistungen-und-services/services/service-loesungen/gogreen-plus/konfiguration-ggplus.html Die Bestätigungs-Email erfolgte prompt.
Harald
13.06.2025

Antworten

DHL ist schon lange kein Vertragspartner mehr sondern ein Monopolist, der im Sinne seiner Aktionäre rechnet. Der Vertragspartner ist daher egal. Wir haben schon seit langer Zeit nur noch Scherereien mit der Abholung. Der Service wird immer schlechter. Warensendungen müssen selbst eingeliefert werden obwohl der Postbote abholt täglich. Aber er nimmt die Warensendungen nicht mit. Preise werden wie Roulette hochgesetzt. Billiger wird da gar nix mehr. Leider ist DPD oder GLS auch nicht sehr viel besser. Daher Augen zu und durch...