Im deutschen Online-Handel herrscht ein eisernes Gesetz, das besagt: Prinzipiell gibt es für alle Bestellungen ein Widerrufsrecht. Punkt. Und wenn etwas anders ankommt als bestellt, gibt es die Gewährleistung. Auch bei Amazon – dem E-Commerce-Riesen, der sich seit Jahren den Ruf als kundenfreundlichste Plattform der Welt erarbeitet hat. Amazon ist bekannt für seine Kulanz: Rückerstattungen ohne Diskussion, verlorene Pakete werden anstandslos ersetzt, Reklamationen benutzter Artikel trotzdem auf Knopfdruck erstattet. Die A-bis-Z-Garantie greift fast immer – und lässt so manchen Händler auf dem Schaden sitzen. Für Verbraucher fast schon paradiesisch.
Doch genau hier wird es paradox. Ausgerechnet Amazon – der Ort, an dem Rückgaben sonst schneller durchgehen als man „Bestellung abschicken“ klicken kann – zeigt mir plötzlich die kalte Schulter. Kein Rücksendeetikett, keine Erstattung, kein Dialog. Und das bei einem Fall, der juristisch eigentlich glasklar ist. Was genau passiert ist? Hier beginnt mein persönlicher Erfahrungsbericht – und er zeigt, wie schnell man vom „König Kunde“ zum Störenfried werden kann.
Ausgelaufen, beschädigt, aber nicht rückgabefähig – wie bitte?
Der Rückgabeprozess bei Amazon ist bekannt für seine Bequemlichkeit – bis man auf ein Produkt trifft, das intern als „nicht rückgabefähig“ kategorisiert ist. Dann erlebt man, was Ohnmacht bedeutet – und zwar vom ersten Klick an.
Aber beginnen wir von vorne. Es sollte ein ganz normaler Kauf sein: ein Lebensmittel, bestellt über Amazon, unsachgemäß verpackt und somit bei Lieferung nicht mehr ganz heil. Etwas war ausgelaufen, das Etikett schließlich abgelöst, der Karton durchnässt. Soweit so ungut. Ein klarer Fall von beschädigter Ware, also ein Gewährleistungsfall nach § 434 BGB. Amazon hat dafür ein Rückgabesystem, dachte ich mir.
Was folgt, ist eine Odyssee durch Menüstrukturen, Chatbots und digitale Sackgassen, die eines ganz deutlich machen: Recht haben und recht bekommen, sind bei Amazon zwei unterschiedliche Paar Schuhe und der Marktplatz hat seinen eigenen Standpunkt (und Algorithmus) dafür. Ich klickte mich bestimmt 387 Mal durch die Retourengründe: „falsch geliefert“, „Artikel passt nicht“, „anders als erwartet“ – alles egal. Der Chatbot bietet nur Textbausteine. Eine menschliche Kontaktaufnahme? Weitgehend abgeschafft oder gut versteckt. Egal, welchen Rückgabegrund man wählt – der Ausgang ist immer derselbe. „Dieser Artikel kann nicht zurückgegeben werden.“
Die Spitze des Irrsinns
So absurd es klingt – das passiert nicht nur bei Lebensmitteln. Auch bei anderen Produkten verweigert Amazon den Rückgabeprozess automatisch, obwohl das rechtlich gar nicht haltbar ist. Ein besonders beliebter Vorwand: Hygieneartikel. Zu denken ist an Produkte wie Unterwäsche, welche ebenfalls automatisch von der Rückgabe ausgeschlossen wird. Dabei ist stark anzuzweifeln, dass Unterwäsche rechtlich gesehen überhaupt als Hygieneprodukt zu sehen ist. Zum anderen müssen diese Artikel wirklich versiegelt UND entsprechendes Siegel entfernt worden sein. Liegen diese Umstände nicht vor, gibt es weiterhin ein Widerrufsrecht. Punkt.
Kleine Randnotiz: Ironischerweise kann man gleichzeitig Bademode zurückgeben – offenbar, weil der Algorithmus sie nicht als „kritisch“ einstuft.
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