Die Billigplattform Temu muss sich erneut einer rechtlichen Auseinandersetzung stellen: Das Bundeskartellamt hat am Mittwoch bekannt gegeben, ein Verfahren gegen die entsprechende Betreiberfirma Whaleco Technology Limited eingeleitet zu haben.
In diesem Rahmen soll geprüft werden, ob Temu auf seinem deutschen Marktplatz unrechtmäßigerweise Einfluss auf die Preisgestaltung der Händlerinnen und Händler genommen hat. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte zuvor eine Beschwerde gegen das Unternehmen eingereicht.
„Erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen“ durch Temu?
„Wir gehen dem Verdacht nach, dass Temu unzulässige Vorgaben für die Preisgestaltung der Händler auf dem deutschen Marktplatz machen könnte“, erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. „Solche Vorgaben könnten erhebliche Wettbewerbsbeschränkungen darstellen und letztlich auch Preiserhöhungen auf anderen Vertriebswegen zur Folge haben.“
Temu gehört zu den größten Online-Marktplätzen, die hierzulande agieren und wurde im vergangenen Jahr im Zuge des Digital Services Act (DSA) demzufolge auch als „Very Large Online Plattform (VLOP)“ (zu Deutsch: sehr große Online-Plattform) eingestuft. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen umfangreichere Pflichten gegenüber der Europäischen Union hat und beispielsweise regelmäßige Risikoanalysen und Compliance-Prüfungen durchführen, aber etwa Transparenzberichte veröffentlichen muss.
Die bestehenden Vorwürfe habe Temu laut Spiegel zurückgewiesen. Auf Anfrage hätte ein Sprecher bekräftigt, dass man die rechtlichen Vorgaben einhalte: „Wir halten uns an die geltenden Gesetze und Vorschriften der Länder, in denen wir tätig sind“, wird Temu zitiert. Zudem gebe sich das Unternehmen zuversichtlich, dass man in der Lage sei, die Bedenken auszuräumen.
Temu: Schnelles Wachstum durch aggressive Preis- und Werbepolitik
Nach Angaben des Bundeskartellamtes kann Temu pro Monat auf seinen europäischen Plattformen mehr als 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzer vorweisen. Allein in Deutschland seien es aktuell rund 19,3 Millionen Menschen, die im Monat verzeichnet werden.
Temu wurde 2022 gegründet und ist bereits 2023 aus dem asiatischen Raum nach Deutschland gedrängt. Mit einer höchst aggressiven Werbestrategie und extrem niedrigen Preisen hat es das Unternehmen geschafft, innerhalb weniger Monate zu einem der wichtigsten hiesigen Anlaufstellen unter den Online-Marktplätzen anzuwachsen. Anders als beispielsweise Amazon agiert das Unternehmen dabei nur als Marktplatzbetreiber, nicht aber selbst als Händler.
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