Wer mit selbstgemachten Produkten, Dienstleistungen oder Verkäufen nur geringe Einnahmen erzielt, muss in der Regel keine Steuern zahlen – denn das gilt oft als sogenannte Liebhaberei.
Doch Vorsicht: Was auf den ersten Blick einfach klingt, ist es nicht. In diesem FAQ erklären wir, was genau unter Liebhaberei zu verstehen ist und welche Konsequenzen damit verbunden sein können.
Grundlagen der Liebhaberei
Was versteht das Finanzamt unter Liebhaberei?
Liebhaberei bezeichnet Tätigkeiten ohne erkennbare Gewinnerzielungsabsicht. Solche Aktivitäten werden steuerlich der privaten Lebensführung zugeordnet und sind daher nicht einkommensteuerpflichtig. Verluste aus Liebhaberei können nicht mit anderen Einkünften verrechnet werden.
Was unterscheidet die Liebhaberei von der Kleinunternehmerregelung?
Die Liebhaberei und die Kleinunternehmerregelung unterscheiden sich grundlegend in Zielsetzung und steuerlicher Behandlung:
Kurz erklärt:
Liebhaberei liegt vor, wenn keine nachhaltige Gewinnerzielung angestrebt wird – solche Tätigkeiten sind steuerlich irrelevant.
Die Kleinunternehmerregelung betrifft echte Unternehmen, die lediglich wegen geringer Umsätze von der Umsatzsteuer befreit sind.
Kriterien und Prüfung durch das Finanzamt
Welche Kriterien führen zur Einstufung als Liebhaberei?
Das Finanzamt betrachtet eine Tätigkeit als Liebhaberei, wenn über längere Zeit Verluste entstehen und keine Maßnahmen zur Gewinnsteigerung erkennbar sind. Indizien hierfür sind:
- Fortlaufende Verluste ohne betriebliche Anpassungen
- Fehlende betriebswirtschaftliche Planung
- Tätigkeit dient primär persönlichen Interessen
- Keine Aussicht auf Totalgewinn über einen angemessenen Zeitraum
Kann ein Gewerbe einfach selbst als Liebhaberei eingestuft werden, um die Anmeldung beim Finanzamt zu vermeiden?
Nein, die Einstufung als Liebhaberei kann nicht eigenständig entschieden werden. Die Gewinnerzielungsabsicht wird vom Finanzamt geprüft und festgestellt. Eine gewerbliche Tätigkeit muss grundsätzlich beim Finanzamt angemeldet werden, unabhängig davon, ob Liebhaberei später vorliegt.
Wichtige Punkte:
- Anmeldepflicht bleibt bestehen: Jede gewerbliche Tätigkeit ist grundsätzlich meldepflichtig.
- Finanzamt entscheidet: Erst nach Prüfung durch das Finanzamt wird die Tätigkeit eventuell als Liebhaberei eingestuft.
- Folgen bei Nichtanmeldung: Die eigenmächtige Einstufung und unterlassene Anmeldung kann als Ordnungswidrigkeit oder Steuerhinterziehung gewertet werden.
- Belege erforderlich: Wer eine Tätigkeit als Liebhaberei geltend machen möchte, muss nachvollziehbar belegen können, dass keine Gewinnerzielungsabsicht besteht.
Steuerliche Auswirkungen der Liebhaberei
Welche steuerlichen Folgen hat Liebhaberei?
Bei Liebhaberei sind weder Einnahmen noch Verluste steuerlich relevant. Verluste können nicht mit anderen Einkünften verrechnet oder in Folgejahren vorgetragen werden. Auch Abschreibungen auf betriebliche Investitionen sind nicht möglich.
Wie kann die Gewinnerzielungsabsicht nachgewiesen werden?
Die Gewinnerzielungsabsicht kann durch folgende Maßnahmen belegt werden:
- Erstellung eines Businessplans mit Gewinnprognose
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Geschäftsstrategie
- Nachweis betriebswirtschaftlicher Maßnahmen zur Kostensenkung
- Dokumentation von Marketing- und Vertriebsaktivitäten
Wann endet die Einstufung als Liebhaberei?
Die Einstufung als Liebhaberei endet, wenn eine nachhaltige Gewinnerzielungsabsicht erkennbar wird. Dies kann durch fortlaufende Gewinne oder eine positive Totalgewinnprognose über einen angemessenen Zeitraum belegt werden.
Welche Tätigkeiten sind häufig von Liebhaberei betroffen?
Typische Beispiele für Tätigkeiten, die als Liebhaberei eingestuft werden können, sind:
- Künstlerische oder schriftstellerische Aktivitäten ohne Einnahmen
- Gelegentliche Vermietung von Ferienwohnungen mit Verlusten
- Hobbymäßige Landwirtschaft oder Tierzucht
- Freiberufliche Tätigkeiten ohne betriebswirtschaftliche Ausrichtung
Was ist bei Anlaufverlusten zu beachten?
Anlaufverluste in der Gründungsphase sind nicht automatisch ein Indiz für Liebhaberei. Wichtig ist, dass eine realistische Aussicht auf Gewinne besteht und entsprechende Maßnahmen zur Ertragssteigerung ergriffen werden. Andernfalls kann das Finanzamt die Tätigkeit rückwirkend als Liebhaberei einstufen.
Wie reagiert das Finanzamt auf vermutete Liebhaberei?
Bei Verdacht auf Liebhaberei setzt das Finanzamt die Steuer vorläufig fest. Wenn in den Folgejahren keine Gewinne erzielt werden, kann es die Verluste rückwirkend aberkennen und die Steuerbescheide entsprechend ändern.
Kann Liebhaberei in einen steuerpflichtigen Betrieb übergehen?
Ja, wenn eine zuvor als Liebhaberei eingestufte Tätigkeit künftig mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wird, kann sie als steuerpflichtiger Betrieb anerkannt werden. Ab diesem Zeitpunkt sind Einnahmen steuerpflichtig und Verluste steuerlich relevant.
Welche Vorteile hat die steuerliche Einstufung als Liebhaberei?
Die Einstufung als Liebhaberei kann steuerliche Vorteile haben, wenn keine Gewinnerzielung angestrebt wird:
- Keine Steuerpflicht: Einkünfte aus Liebhaberei müssen nicht versteuert werden.
- Keine Buchführungspflichten: Es gelten keine strengen Aufzeichnungs- und Buchführungspflichten.
- Keine Gewerbesteuer: Tätigkeiten der Liebhaberei unterliegen nicht der Gewerbesteuerpflicht.
- Freizeitgestaltung: Hobbys und persönliche Interessen können ohne steuerliche Belastung ausgeübt werden.
Welche Nachteile hat die steuerliche Einstufung als Liebhaberei?
Die Einstufung als Liebhaberei bringt steuerliche Nachteile, insbesondere wenn finanzielle Verluste entstehen:
- Verluste sind steuerlich nicht abziehbar: Verluste können nicht mit anderen Einkünften verrechnet werden.
- Keine Abschreibungen möglich: Investitionskosten können nicht steuerlich geltend gemacht werden.
- Keine Umsatzsteuererstattung: Vorsteuerabzug für betrieblich genutzte Ausgaben entfällt.
Verbraucherrechte und Liebhaberei
Muss man als Liebhaberei-Betreiber trotzdem Verbraucherrechte wahren?
Ja, auch bei einer Einstufung als Liebhaberei müssen Verbraucherrechte beachtet werden. Unabhängig vom steuerlichen Status gelten die zivilrechtlichen Vorschriften des Verbraucherschutzes, sobald Waren oder Dienstleistungen an Privatpersonen verkauft werden.
Wichtige Punkte:
- Verbraucherschutzrecht gilt: Informationspflichten, Widerrufsrechte und Gewährleistungsrechte müssen eingehalten werden.
- Unabhängig von Gewinnerzielung: Maßgeblich ist nicht die Absicht, Gewinn zu erzielen, sondern ob ein geschäftlicher Verkehr mit Verbrauchern vorliegt.
- Impressumspflicht: Bei Online-Angeboten (z.B. Shop, Etsy oder Ebay) besteht eine Impressumspflicht, auch bei Liebhaberei.
- Abmahnrisiko: Bei Verstößen gegen Verbraucherrechte drohen Abmahnungen und Unterlassungsklagen.
Darf man sich mit einem Liebhaberei-Gewerbe auf Verbraucherrechte berufen?
Nein, bei einem Liebhaberei-Gewerbe gilt man gegenüber anderen Händlern nicht als Verbraucher, sondern als Unternehmer. Verbraucherrechte stehen ausschließlich privaten Käufern oder Nutzern zu, nicht Anbietern – auch nicht bei Liebhaberei.
Die Folge: Unternehmer können sich nicht auf Verbraucherrechte wie Widerrufsrecht oder besonderen Kündigungsschutz berufen.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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