Eigentlich war es eine gute Nachricht, die Amazon-Händlerinnen und -Händler jüngst erreichte: Der Marktplatzbetreiber hat offiziell angekündigt, die freiwillige 30-tägige Rückgabegarantie einzuschränken. Ab dem 23. Juni 2025 werden Produkte aus zahlreichen Kategorien nicht mehr unter die freiwillige Rückgabegarantie fallen – diese war für Seller bislang verpflichtend. Für die entsprechenden Produkte greift dann nur noch das gesetzliche Widerrufsrecht, wodurch die Kundinnen und Kunden also weniger verwöhnt werden.
So weit, so gut. Allerdings lässt sich anhand erster Reaktionen aus der Branche ablesen, dass einige Seller die Neuerung durchaus mit Verwunderung, andere gar mit Vorsicht aufnehmen, wie etwa ein Blick ins Sellerforum zeigt.
Retouren mit gefälschtem Rückgabegrund als Folge?
Da Amazon für seinen ausgeprägten Kundenfokus bekannt ist, ruft die verkündete Einschränkung eher Verwunderung hervor. Zwar ist der Tenor grundsätzlich ein Positiver, doch durch die Erfahrungen aus der Praxis scheinen einige Seller zu glauben, dass die Kundinnen und Kunden dennoch Mittel und Wege finden werden, zu kostenlosen Retouren ihrer bestellten Produkte zu kommen – und zwar auch nach der gesetzlichen Widerrufsfrist von 14 Tagen.
„Freut euch nicht zu früh. Generell ist der Weg natürlich wünschenswert, aber was ist die Folge?“, schreibt etwa ein User im Forum. „Schon seit Änderung der Rückgaberichtlinien (kein kostenloser Rückversand bei nicht-Prime Artikeln) ist ein deutlicher Anstieg an Fake-Verkäuferfehlern als Rückgabegrund zu verzeichnen – zumindest beobachten wir das. Solche Fälle werden dann noch weiter zunehmen“, so die Vermutung.
Auch Missbrauch von Amazons A-bis-Z-Garantie in der Kritik
Ähnliche Einschätzungen finden sich indes auch unter der offiziellen Nachricht von Amazon rund um die neuen Rückgabebedingungen: „Na und? Das interessiert doch keinen Amazon Kunden! Der will nach einem Jahr noch zurückschicken und gibt irgendwelche Mängel an. Wenn dem nicht stattgegeben wird – schlechte Bewertung und A-Z Antrag. Alles schon gehabt“, heißt es in der Wortmeldung eines Sellers. Ein anderer schließt sich dieser Vermutung an: „Der Kunde braucht nur Defekt angeben und bekommt einfach sein Geld zurück ohne dass Amazon irgendwas überprüft.“
Ob es nach der Anpassung Mitte Juni in der Praxis tatsächlich vermehrt zu falschen Mängelanzeigen und unwahren Rückgabegründen kommt, wird sich wohl in den kommenden Wochen zeigen.
Neue Rückgabebedingungen umfassen folgende Produkte
Die Einschränkungen der freiwilligen Rückgabegarantie betreffen laut Amazon eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte aus insgesamt zehn Produktgruppen:
- Bücher
- Software
- Spielzeug
- Baumarkt
- Video
- Küche
- Auto & Motorrad
- Elektronische Geräte für die Körperpflege
- Home Entertainment
- Elektro-Großgeräte
Für die betroffenen Waren findet in Zukunft nur noch das gesetzliche Widerrufsrecht Berücksichtigung. Das heißt, dass entsprechende Käufe demnach nur noch mit einer 14-tägigen und nicht mehr mit einer 30-tägigen Frist zurückgegeben werden können. Dies könnte bestenfalls zu einer Senkung der Retourenquoten führen, so die Hoffnung.
Achtung, Händler: Rechtstextanpassung notwendig!
Die neuen Rückgabebedingungen bei Amazon verlangen von Händlerinnen und Händlern, auch selbst tätig zu werden. Heißt konkret: Die Änderungen müssen auch in den entsprechenden Rechtstexten Ausdruck finden – diese müssen also angepasst werden.
Mitglieder des Händlerbundes werden rechtzeitig über alle notwendigen Schritte und Details informiert, sodass sie auch weiterhin rechtssicher unterwegs sind.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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