Zalando sperrt Kunden wegen zu vieler Retouren: Legal oder willkürlich?

Veröffentlicht: 09.04.2025
imgAktualisierung: 09.04.2025
Geschrieben von: Yvonne Bachmann
Lesezeit: ca. 2 Min.
09.04.2025
img 09.04.2025
ca. 2 Min.
Eine Lupe hält auf einen Computerbildschirm mit Zalandos Startseite
enzowelle / Depositphotos.com
Zalando sperrt Kundenkonten wegen einer zu hohen Retourenquote. Was steckt dahinter und was bedeutet das aus rechtlicher Sicht?


Der Umgang mit Retouren ist längst ein bedeutendes Thema: Einerseits gehören kostenlose Rücksendungen für viele Kunden wie selbstverständlich zum Service, andererseits verursachen sie enorme Kosten und belasten die Umwelt. Zalando setzt nun ein deutliches Zeichen und geht gegen seine eigenen Kunden vor: Nutzer, die überdurchschnittlich viele Artikel bestellen und einen Großteil davon retournieren, werden vorübergehend von weiteren Bestellungen ausgeschlossen. 

Laut Zalando betrifft diese Maßnahme nur einen ganz kleinen Teil der Kundschaft. Dennoch sorgt sie für viel Aufsehen – nicht nur bei Verbrauchern, sondern auch bei Händlern, die sich fragen, ob damit ein grundsätzliches Umdenken im E-Commerce einsetzt.

Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zur aktuellen Entwicklung.

Warum sperrt Zalando aktuell Kundenkonten?

Zalando möchte Kunden ausschließen, die extrem viele Bestellungen tätigen und den Großteil der Ware zurücksenden. Ziel ist es, Missbrauch einzudämmen und die Kosten sowie den ökologischen Aufwand für Retouren zu reduzieren.

Wen betrifft die Kontosperrung?

Laut Zalando sind lediglich 0,02 Prozent der aktiven Kundschaft betroffen. Es handelt sich um Nutzer mit auffällig hohem Bestell- und Retourenverhalten innerhalb eines Jahres.

Wie lange dauert die Sperrung?

Die betroffenen Konten werden für zwölf Monate für neue Bestellungen gesperrt. Der Zugang zu bisherigen Bestellungen und Retouren bleibt erhalten.

Werden Kunden vorab gewarnt?

Nein, aktuell erfolgt die Sperrung ohne vorherige Ankündigung. Kunden erhalten eine Nachricht, sobald ihr Konto betroffen ist.

Ist es rechtlich zulässig, Kundenkonten wegen einer hohen Retourenquote zu sperren?

Ob Sperren wegen zu vieler Retouren tatsächlich rechtens sind, ist fraglich. Unternehmen wie Zalando sind jedoch rechtlich auch nicht verpflichtet, mit jedem Kunden Verträge abzuschließen. Im Rahmen der Vertragsfreiheit können Anbieter frei entscheiden, mit wem sie Geschäfte eingehen. Einschränkungen könnten sich allenfalls aus Diskriminierungsverboten oder speziellen AGB-Regelungen ergeben.

Können betroffene Kunden gegen die Sperrung klagen?

Eine Klage ist grundsätzlich möglich. Die Erfolgsaussichten gelten in den meisten Fällen jedoch als gering, da die Vertragsfreiheit Unternehmen weite Spielräume gewährt.

Gibt es Möglichkeiten, die Sperrung zu umgehen?

Offiziell nicht. Es gibt Berichte, dass eine Neuregistrierung mit einer anderen E-Mail-Adresse möglich ist, dies ist jedoch nicht im Sinne der Richtlinien und könnte langfristig weitere Konsequenzen haben.

Was bedeutet die Maßnahme für Verbraucher?

Verbraucher sollten animiert werden, bewusster zu bestellen und Retouren zu vermeiden. Insbesondere vielfaches zur Auswahl Bestellen, ohne klare Kaufabsicht, könnte kritisch betrachtet werden.

Wie können Händler und Plattformen Retouren reduzieren?

Aber auch die Shops sind in der Pflicht. Durch bessere Produktbeschreibungen, größengenaue Beratung, realistische Darstellungen und transparente Kommunikation können Fehlkäufe und damit Retouren reduziert werden, denn oftmals werden Angebote irreführend dargestellt.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 09.04.2025
img Letzte Aktualisierung: 09.04.2025
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Expertin für IT-Recht

KOMMENTARE
7 Kommentare
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brrrrr
10.04.2025

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persönlich misstraue ich sofort JEDEM Anbieter, der kostenlose Retouren anbietet. Schliesslich musste er diese Option bereits im Angebot eingepreist haben für Artikel, bei denen die Kundenzufriedenheit sehr niedrig ausfallen könnte. Anders herum, den kritischen und letztlich überzeugten Endkunde erreicht man durch Qualitätsaussagen und nicht über scheinbar kostenloses Herumschippern überteuerter Ramschwaren mit all seinen belastenden Nebeneffekten.
Stella
10.04.2025

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Ich bin mir ziemlich sicher sobald Kunden für Ihre Retouren selbst aufkommen müssten, hätten sich diverse Retouren erledigt. In manchen Fällen werden die Hin- und Rücksendekosten (man beachte auch Teillieferungen) den generierten Umsatz des jeweiligen Kunden sogar übersteigen. Spätestens dann sollte jeder Shop die Absichten des Kunden hinterfragen. Solche Kunden braucht kein Mensch!
Roe Jogan
10.04.2025

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Derartige Maßnahmen sind aus meiner Sicht längt überfällig. Zalando zolle ich meinen vollsten Respekt den Schritt in die, meiner Meinung nach, richtige Richtung einzuschlagen.
Schmidt
10.04.2025

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Der neuste Schrei / Rückgabegrund bei Ebay ist, "Habe einen besseren Preis gefunden" Ist das ein Grund für einen Widerruf? Müsste der Käufer hier nicht auch die Hinsendekosten tragen?
MS
10.04.2025
Lies mal deine eigene Widerrufsbelehrung. Der Kunde muss keinerlei Begründung angeben.
K.I
10.04.2025

Antworten

Meinung: Der Verbraucher sollte die Retouren selbst bezahlen müssen! Schon ist das Problem gelöst!
dirk
10.04.2025
...wenn es so einfach wäre. Bei uns muss seit jeher der Käufer die Kosten der Rücksendung tragen, trotzdem haben wir eine Retourenquote von über 20% (Textilien) - Tendenz steigend. Es helfen auch alle Hinweise wie "Fällt klein aus - wir empfehlen eine Nummer größer als gewohnt" sowie Größentabellen etc. nichts, wenn die Käufer nicht lesen, sondern nur Bilder angucken und denken, ich seh zwar nicht aus wie das Model dort in Gr. S, denn ich wiege 90kg, aber passt bestimmt trotzdem...