Der Rechtsstreit zwischen Sportartikelhersteller Adidas und dem US-amerikanischen Rapper Kanye West geht in die nächste Runde. Anfang Mai wurde bekannt, dass mehrere Investor:innen Adidas verklagen, weil das deutsche Unternehmen es versäumt haben soll, wegen des problematischen Verhaltens des Rappers Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Anleger:innen zu ergreifen. Nun streitet sich Adidas selbst in einem Schiedsgerichtsverfahren mit West, auch bekannt unter dem Namen Ye. 75 Millionen US-Dollar soll West an Marketing-Geldern veruntreut haben. Adidas fordert West zu deren Rückzahlung auf.
Wurden Gelder umgelenkt?
Obwohl sich Kanye West in den letzten Monaten aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, wird es nicht ruhig um den Skandal-Rapper. Im vergangenen Jahr kam es zum Bruch zwischen Adidas und West, nachdem jener sich immer wieder beleidigend und antisemitisch in den sozialen Meiden geäußert hatte. Zunächst hielt der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach an der einst erfolgreichen Zusammenarbeit fest. Aufgrund von heftiger anhaltender Kritik und auch Wests offener Kritik an den Adidas-Führungskräften beendete das Unternehmen allerdings doch die Partnerschaft im Oktober 2022.
Jetzt behauptet Adidas, wie Fashionunited berichtet, West habe einen erheblichen Teil des jährlichen Marketingbudgets von 100 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 90 Millionen Euro) missbräuchlich verwendet und davon 75 Millionen US-Dollar auf andere Konten umgelenkt. 50 Millionen US-Dollar seien auf ein Yeezy-Bankkonto im US-Bundesstaat Wyoming überwiesen worden. Weitere 25 Millionen Dollar gingen auf ein Konto von West in New York. Nach Angaben von Adidas waren die Gelder ausschließlich für Marketingzwecke bestimmt. West habe sie aber auf einem separaten allgemeinen Konto mit anderen Yeezy-Geldern vermischt.
Ungenutzte Marketing-Gelder nicht zurückgezahlt
Adidas verklagte West daraufhin, weshalb der Streit aktuell vor einem Schiedsgericht verhandelt wird. Der Sportbekleidungsriese beruft sich darauf, dass West mit seinem Vorgehen gegen die gemeinsame Vereinbarung verstoßen habe. Der im Mai 2016 unterzeichnete und 53 Seiten umfassende Lizenz- und Werbevertrag zwischen Adidas und Ye liegt dem Gericht vor. Darin enthalten sind auch Briefvereinbarungen, Zahlungsbestätigungen, aufgenommene Änderungen, aber auch Vertraulichkeitsklauseln. Inhalt einer Klausel ist, dass Ye’s Unternehmen alle im Vorjahr erhaltenen und ungenutzten oder nicht ordnungsgemäß verwendeten Gelder aus dem Marketingbudget wieder an Adidas zurückzahlen muss.
Während des laufenden Rechtsstreits versuchen wohl beide Parteien eine Lösung zu finden und die komplexen vertraglichen Vereinbarungen aufzuarbeiten. Wie das Verfahren ausgehen wird, ist noch völlig offen. Erhebliche Konsequenzen dürfte es aber für beide Seiten haben.
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