Billigware aus Asien: Bundesregierung will Zollreform durchsetzen

Veröffentlicht: 20.06.2025
imgAktualisierung: 20.06.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 2 Min.
20.06.2025
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Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) spricht am Rednerpult im Deutschen Bundestag
Foto: Tobias Koch
Günstige, bisher zollfreie Waren aus Drittstaaten könnten künftig abgabepflichtig werden. Dafür macht sich jetzt die Bundesregierung stark.


Die Bundesregierung unterstützt die EU-Pläne zur Überarbeitung von Zöllen und Gebühren für Waren aus Drittstaaten. „Wir müssen faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen und damit auch Arbeitsplätze schützen. Wer ordentliche Löhne bezahlt und die Regeln einhält, darf am Ende nicht der Dumme sein“, sagte Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) im Rahmen eines Treffens mit EU-Finanzminister:innen in Luxemburg. Im Zentrum der Beratung steht eine Reform der Zollunion.

„Ramsch-Produkte“ aus China schaden Deutschland

Bereits vor etwa zwei Jahren hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Zollfreigrenze für Waren im Wert von unter 150 Euro abzuschaffen, die es Anbietern wie Temu, Shein und weiteren Plattformen erleichtere, günstige Produkte in die EU einzuführen. Zudem erwägt die EU-Kommission derzeit eine Steuer für Pakete aus Drittstaaten.

Die Bundesregierung wolle sich bei dem Beratungstreffen explizit dafür einsetzen, dass über „Ramsch-Produkte“ aus China, Dumpingpreise und Überkapazitäten gesprochen wird, wie u. a. die Wirtschaftswoche berichtet. „Solche Handelspraktiken schaden Deutschland, sie schaden Unternehmen in Deutschland und sie schaden Unternehmen in Europa“, so Lars Klingbeil. Bereits im September des vergangenen Jahres hatte die SPD auf eine Beschleunigung des legislativen Prozesses zur Abschaffung der Zollfreigrenze gedrängt.

Mit wachsender Beliebtheit von Temu, Shein oder AliExpress hat der Warenzustrom günstiger Waren aus dem EU-Ausland – allen voran aus China – in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Laut EU kamen 2024 täglich 12 Millionen Pakete aus Drittstaaten an, deutlich mehr als in den Vorjahren.  

Online-Händler registrieren Verschiebung im Wettbewerb

Darüber hinaus trägt derzeit die erratische Zollpolitik der USA zu Wettbewerbsverzerrungen im Markt bei und begünstigt den Zustrom günstiger Produkte aus dem Ausland. Das beobachtet etwa das Schweizer Online-Handelsunternehmens Galaxus, das seit 2018 auch aktiv in Deutschland verkauft. Der deutsche Markt sei als Absatzkanal für Marken, denen in den USA Möglichkeiten genommen werden, zunehmend interessanter, erklärt Luise Dalhoff, Category Leader bei Galaxus und verantwortlich für den Fashion-Bereich.

Erste Anzeichen für strategische Anpassungen im Markt gebe es bereits: „Wir sehen bei amerikanischen Online-Händlern derzeit verstärkte Bemühungen, im deutschen Markt aktiver zu werden, zum Beispiel im Niedrigpreissektor.“

Asiatische Händler deponieren außerdem noch mehr günstige Waren, die eigentlich in die USA gehen sollten, in Europa. Beispielsweise kündigte gerade erst AliExpress an, künftig aus Lagerstandorten innerhalb von Europa versenden zu wollen. „Das könnte auch Online-Händler wie Galaxus beeinflussen, obwohl unser Sortiment ein ganz anderes und auf Qualität ausgerichtet ist“, so Dalhoff. 

Veröffentlicht: 20.06.2025
img Letzte Aktualisierung: 20.06.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Hanna analysiert Trends im digitalen Handel und beleuchtet Leadership-Themen sowie persönliche Geschichten aus dem Alltag von Händler:innen.

KOMMENTARE
2 Kommentare
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Chrissy
27.06.2025

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Ein Schritt der sehr zu begrüßen wäre. Wir ehrlichen, deutschen Händler werden kaputt reguliert mit GPSR, DSGVO, Lieferkettengesetzen inkl. Entwaldungsfreiheit usw. Alles natürlich nobele Initiativen, keine Frage, allerdings in der Realität erstickt ein kleiner Familienbetrieb wie wir mit einem dutzend Mitarbeitenden im bürokratischen Aufwand einfach nur noch. Wir haben uns seit einem Jahr kaum mit der Entwicklung unseres Kerngeschäfts befassen können, da wir nur noch irgendwelchen Regularieren hinterherhetzen in der Hoffnung nicht die nächste Abmahnung oder Bußgeld zu kassieren. In China lacht man sich dagegen ins Fäustchen und importiert weiterhin jeden Schund für kleinstes Geld zum Endverbraucher.
Thorsten
23.06.2025

Antworten

Ich frage mich bei diesem Thema immer wieder: Wann wird endlich etwas bzgl. der Versandkosten aus China nach Europa geändert? Wenn die Versandkosten endlich dem tatsächlichen Aufwand entsprechen würden, sollten doch zumindest ganz kleine Bestellungen schon einmal uninteressant werden.