DHDL-Investor Ralf Dümmel: „Es gibt keinen 9-bis-17-Uhr-Job mehr, wenn du gründest“

Veröffentlicht: 23.08.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.08.2017

Was erwartet die Fans in der vierten Staffel von „Die Höhle der Löwen“? Ralf Dümmel, einer der fünf Löwen, hat mit uns über das Gründertum, die Sendung und die Kultur des Scheiterns gesprochen.

Ralf Dümmel 

Ralf Dümmel ist dieses Jahr das zweite Mal bei Die Höhle der Löwen dabei. (Foto: Rieka Anscheit)

OnlinehändlerNews: Herr Dümmel, wenn wir jetzt zum Anfang einmal die Gründerkultur insgesamt betrachten… „Die Höhle der Löwen“ hat ihr natürlich einen großen Dienst in den letzten Jahren erwiesen, es wird ja immer stärker dadurch diskutiert. Aber wo steht das Gründertum hierzulande Ihrer Meinung nach?

Ralf Dümmel: Wir haben in den letzten Jahren eine Mega-Entwicklung erlebt. Dafür ist „Die Höhle der Löwen“ nicht der einzige Grund, aber die Sendung hat viel ins Rollen gebracht und dafür gesorgt, dass das Gründen zum Gesprächsthema geworden ist. Die ganze Startup-Szene ist in Bewegung, es gibt immer mehr Veranstaltungen und Unternehmen oder auch Großkonzerne, die Startups unterstützen wollen. Die Zahl der Investoren, die auch frühphasig investieren möchten, steigt. Insofern denke ich, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Ich glaube aber auch, dass wir noch lange nicht am Ende sind, sondern dass noch ein langer Weg vor uns liegt.

In der letzten Staffel waren Sie ja das erste Mal mit dabei und haben da auch fleißig investiert. Ich erinnere mich an eine Folge, bei der wir dachten, dass Sie das perfekte Spiel machen werden und in jedes StartUp investieren würden…

Ja, ich erinnere mich. Nach sechs Deals ist mir dann am Ende das Geld ausgegangen (lacht) …

Ja, so war es dann. Die Fans haben ja auch den Begriff „es dümmelt“ geprägt. Welcher Pitch ist Ihnen da aus Ihrer ersten Staffel da besonders in Erinnerung geblieben?

Mir sind alle in Erinnerung geblieben, weil ich mich auch mit allen extrem beschäftige. Ich investiere ja nicht nur Geld, sondern habe mit allen zu tun. Auch heute telefoniere ich noch mit vielen Gründern regelmäßig. Welcher Pitch mir besonders in Erinnerung geblieben ist? Das Unfaire ist ja, dass man da geneigt ist, die erfolgreichsten zu nennen. Wir haben ganz viele, die erfolgreich sind, aber wir haben auch welche, die nicht so gut funktionieren. Das gehört leider auch dazu. Man sagt ja, dass es nur zehn Prozent aller Startups schaffen. Wir sind happy, dass unsere Quote irgendwo bei 70 Prozent liegt. Das ist ein geniales Ergebnis. Trotzdem tun die 30 Prozent uns leid, da haben wir uns ja auch mehr versprochen. Aber es gehört auch dazu, dass Dinge nicht funktionieren. Ich kann den Gründern zwar ganz viel mit Erfahrung helfen, ob das Logistik, Produktion, Vertrieb oder Marketing ist, bis dahin, dass wir die Ware in den Handel bringen. Aber raustragen muss sie der Kunde. Und ob er das tut, haben wir nicht mehr zu entscheiden.

Es wurde ja auch vor allem in den Medien immer wieder diskutiert, ob die Sendung sich dem Scheitern zu wenig widmet. Könnte es da noch einen Ansatz geben, dass man auch diese Gründer zeigt und dabei zeigt: Es ist in Ordnung, wenn es nicht funktioniert?

Ja, den gibt es. Scheitern war früher ein No-Go, eine Loser-Mentalität. Ich glaube, dass wir da auf einem guten Weg sind, dass sich das ändert. Scheitern ist kein Verbrechen. Viele Menschen – auch viele erfolgreiche Menschen – sind hingefallen und mussten wieder aufstehen. Jetzt muss man aber auch sagen, dass da immer zwei dazugehören. Der Gründer muss ja zustimmen, dass man einen Dreh über ihn und wie er gescheitert ist, macht. Und da muss man ehrlich sagen, dass die wenigsten bereit sind, sich hinzustellen und zu sagen „Film mich mal, ich bin gescheitert“. Die arbeiten vielleicht lieber an der nächsten Idee, um wieder aufzustehen.

Was muss ein Gründer mitbringen, um Ihr Interesse zu wecken?

Es gibt diesen abgedroschenen Spruch „Ich investiere in Menschen und nicht in Zahlen“ –  da ist ganz viel dran. Ich muss merken, dass die Person, die mir ein Produkt vorstellt, für die Idee brennt. Man kann nervös sein. Ich weiß noch, wie ich zum ersten Drehtag gefahren bin, da war ich auch nervös ohne Ende. Nervosität ist überhaupt nichts Schlimmes! Im Gegenteil: Ich finde es sympathisch und positiv. Was ich erkennen muss, ist, dass die Gründer für ihr Produkt und ihre Idee brennen, dass sie von ihrer Idee überzeugt sind, dass sie auch bereit sind, Opfer zu bringen. Es gibt halt keinen 9-bis-17-Uhr-Job mehr, wenn du ein Unternehmen aufbaust. Und ich sage zwar, ich investiere in Menschen und nicht in Zahlen, aber am Ende muss auch das Produkt stimmen. Und wenn beides stimmt, dann bin ich nicht zu bremsen, dann investiere ich gerne, mache ein Angebot und hoffe, dass ich den Deal kriege.

Gibt es einen Deal, bei dem Sie es bereuen, ihn nicht gemacht zu haben?

Da können Sie ganz fest von ausgehen! Wenn ich ein Angebot gemacht habe und den Deal nicht bekomme, dann bin ich traurig, dass es nicht geklappt hat. Denn wenn ich ein Angebot mache, bin ich überzeugt, dass das ein interessantes Thema ist. Aber so geht es den anderen Löwen auch: Manchmal gewinnst du, manchmal verlierst du. Ich habe das Glück, dass ich in der dritten Staffel so viele Deals hatte, dass ich die zwei, die ich verloren habe, nicht noch bereuen muss. Denn mit den anderen 23 Deals, die ich in der Show geschlossen habe, hatte ich genug zu tun und musste mich nicht über zu wenig Arbeit beklagen.

Worauf können sich die Fans in der nächsten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ freuen?

Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich Ihnen nicht zu viel verrate. Ich kann Ihnen aber sagen, dass es bissiger wird. Es gibt mehr Wettbewerb. Man denkt ja immer, es kommt ein Gründer und der bewirbt sich um einen Löwen. Wir werden sehr oft die Situation erleben, dass es irgendwann im Laufe des Pitches zu einer Umkehrsituation kommt, dass die Löwen sich um den Gründer bewerben müssen. Und das macht es noch einmal eine Stufe spannender.

Wenn wir gerade über die Löwen sprechen. Haben Sie drei Worte, um sie zu beschreiben?

Sie sind alle auf gewissen Gebieten extrem stark. Jeder hat ja auch sein Themenfeld, das er oder sie bespielt. Sie sind finanzstark, sonst würden sie da nicht sitzen. Sie sind risikobereit, sonst würden sie da auch nicht sitzen. Ich finde, sie sind alle tolle Menschen. Ich habe sie neben den Dreharbeiten auch hinter den Kulissen kennengelernt und habe zu jedem einen super Draht und vor allem großen Respekt vor ihrer Leistung.

Eine letzte Frage: Wird es auch in dieser Staffel wieder „dümmeln“?

Ein Geheimnis werde ich Ihnen verraten, ob ich es darf oder nicht: Es wird keine vierte Staffel ohne einen Dümmel-Deal geben.

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