Mytaxi: 1000 Taxis weniger und doch zufrieden

Veröffentlicht: 11.04.2014 | Geschrieben von: Nadja Naumann | Letzte Aktualisierung: 11.04.2014

Im Februar änderte das Hamburger StartUp Mytaxi sein Gebührenmodell. Statt der pauschalen Vermittlungsgebühr der App von 79 Cent wechselte das Unternehmen auf ein Auktionsmodell. Dabei bestimmen Fahrer im Rahmen von 3 bis 15 Prozent, wie hoch sie Mytaxi an ihrem Gewinn beteiligen. Viele Fahrer boykottierten das neue Modell und so verlor das Unternehmen 1000 Taxis und deren Fahrer.

Mytaxi App

„Fairmittlungsgebühr“ oder „Unfairmittlungsgebühr“?

Schon im Vorfeld stand das neue Gebührenmodell der App Mytaxi unter keinem guten Stern. Als bekannt wurde, dass das Unternehmen seine pauschale Vermittlungsgebühr gegen eine „Fairmittlungsgebühr“ von 3 bis 30 Prozent austauschen würde, war die Entrüstung unter Taxifahrern und Nutzern der App groß. Beide Seiten riefen zum Boykott auf – Fahrer wollten nicht mehr mit Mytaxi zusammenarbeiten, Kunden die Dumpingpreise nicht weiter unterstützen und keine längeren Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Unternehmen ruderte zurück, senkte die Mindestgrenze der Gebühr auf 15 Prozent und startete trotzdem das neue Modell.

Die Bedenken, die viele Fahrer hatten, waren, dass ein Gebührenwettstreit entstehen könnte und Fahrer bevorzugt würden, die eine höhere Gewinnsumme für das Unternehmen verbuchten. Auch Kunden sprachen sich, unter anderem auf Facebook, gegen eine Weiternutzung der App aus. Sie wollten das Lohndumping nicht unterstützen, zeigten sich enttäuscht über Mytaxi und dessen unmoralisches Konzept. Außerdem befürchteten sie eine längere Wartezeit, weil Taxis nicht mehr nach Entfernung, sondern nach Höhe der Vermittlungsgebühr ermittelt würden.

Mytaxis Bilanz für sich: positiv

Natürlich wollte Mytaxi die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und ging in die Offensive. Lina Wüller, Pressesprecherin von Mytaxi, erklärt gegenüber Onlinehändler-News.de, dass das Unternehmen in diesem Fall ganz besonderen Wert auf Kommunikation und den direkten Kontakt zu den Fahrern legte. Man richtete ein Callcenter für die Fahrer ein, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und die Fahrer zum Ausprobieren des neuen Konzepts zu bewegen und diese ließen wohl mit sich reden. Offensichtlich abgesehen von denen, deren 1.000 Taxis Mytaxi jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen.

Dieser Anteil sei zwar schade, aber nur "marginal" angesichts der restlichen 17.000 Taxi, die dem Unternehmen treu geblieben sind, meint Wüller. Die übrigen Fahrer testeten das neue Konzept und stellten die Regler zuerst auf die untere Grenze, kommen aber inzwischen, Mytaxi zufolge, gut mit dem neuen Gebührenmodell zurecht. Insgesamt verbuche man das neue Modell durchaus als Erfolg und die Vermittlungsprovision wird inzwischen auf 7 Prozent in der Woche und unter 5 Prozent am Wochenende eingestellt.

Laut Wall Street Journal ist außerdem, trotz der fehlenden 1.000 Taxen, die Anzahl der vermittelten Fahrten gestiegen. Für Mytaxi auch ein Grund für die positive Einschätzung des Modells.

Was bleibt

Inwieweit Mytaxi wirklich fair mit seinen Fahrern umgeht, lässt sich schwer beurteilen. Das Unternehmen versicherte mehrmals, dass die Höhe der Vermittlungsprovision neben den verschiedenen Bestelloptionen, der Entfernung der Taxen vom Kunden, deren Kundenbewertung usw. nur eine untergeordnete Rolle spiele. Hundertprozentig kann ein Außenstehender nicht einsehen, ob diese Aussage stimmt. Genauso wenig kann der Kunde beurteilen, ob sein Taxi ohne die neue Vermittlungsgebühr nicht vielleicht schneller verfügbar gewesen wäre. Auch wenn Mytaxi versichert, dass die Schnelligkeit grundsätzlich an erster Stelle steht.

Außerdem entdeckte kürzlich ein Nutzer und Taxifahrer auf Facebook eine Stellenanzeige der besonderen Art für einen Taxifahrer im Hamburger Wochenblatt:

„Taxifahrer/in für Tagschicht gesucht, neue E-Klasse, Mytaxi 15% Einstellung

Wo das noch hinführt, bleibt abzuwarten.

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