Kritik der Verdi: Zalando weist die Vorwürfe zurück

Veröffentlicht: 05.09.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 05.09.2014

Die Verdi kritisiert die Verschmelzung von Zalando Großbritannien und Deutschland zu einer SE. Nach Ansicht der Gesellschaft war diese Verschmelzung nicht gesetzeskonform. Nun erwäge man, den Rechtsweg zu beschreiten. Zalando weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Echte Männer
© Zalando

War der Weg von Zalando zur europäischen Aktiengesellschaft (SE) nicht gesetzeskonform? Diese Ansicht vertritt die Gewerkschaft Verdi, die scharfe Kritik an der Verschmelzung von Zalando Großbritannien und Deutschland zu einer SE übte.

Eva Völpel, Pressesprecherin Verdi-Bundesvorstand, sagt im Interview, dass sich alle Mitarbeiter des Online-Modehändlers im Zuge dieser Verschmelzung an den Wahlen zu einem sogenannten „Besonderen Verhandlungsgremium“ hätten beteiligen können müssen. Die Verdi wisse aber von keinem Mitarbeiter, der über die Wahlen zum Gremium informiert wurde.

Deshalb seien auch die Verhandlungen des Gremiums und dessen Ergebnisse laut Verdi zweifelhaft. Die Gewerkschaft erwäge daher, den Rechtsweg gegen Zalando zu beschreiten.

Zalando weist die Vorwürfe zurück

Boris Radke, Pressesprecher von Zalando, weist die Vorwürfe der Verdi entschieden zurück. Zalando habe einen vollkommen legalen Weg zur SE beschritten, versicherte Radke im Telefongespräch mit Samwer-Watchblog.de. Der Online-Modehändler habe sich dabei „sehr professionell“ beraten lassen. 

Natürlich habe man die Verschmelzung zur SE auch in einer für Zalando gewohnten Geschwindigkeit vollzogen, so Radke, dabei aber immer die Mitarbeiter mit einbezogen. Vielen Mitarbeiter hätten sich auch gemeldet und an dem Gremium, welches auch eine sehr lange und ausgiebige Diskussion mit dem Vorstand über die Bildung der SE geführt habe, teilgenommen.

Verdi: Beschäftigte distanzieren sich

Zalando wurde schon öfter in der Vergangenheit kritisiert. Vor allem schlechte Arbeitsbedingungen waren immer wieder Thema in den Medien und wurden von der Verdi als Grund zur Kritik genommen. Die Gewerkschaft bemängelte zudem die vielen befristeten Verträge bei dem Versandhändler, die ein Engagement der Mitarbeiter verhindern. Ähnlich wie Amazon biete Zalando zudem keine Tarifverträge an.

Die Verdi wird selbst aber auch kritisiert. So äußerten unter anderem Mitarbeiter von Amazon ihren Unmut über die Vorgehensweise der Gewerkschaft. Wie bei OnlinehändlerNews zu lesen, unterzeichneten rund 1.000 Mitarbeiter eine Petition gegen die Bestreikung von Amazon und die Negativ-Darstellung des Unternehmens von Seiten der Verdi - die Gewerkschaft vermutete unterdessen, dass die Mitarbeiter vom Management zur Unterschrift genötigt wurden. 

Kritik aus den eigenen Reihen

Die Gewerkschaft wurde in der Vergangenheit aber auch von den eigenen Mitgliedern kritisch betrachtet. Vor allem Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske wurde vor einigen Jahren scharf angegriffen. Grund war die Personalpolitik von Bsirske. „Den Kampf für höhere Löhne unterstützt Verdi-Chef Bsirske gerne und lautstark“, schrieb beispielsweise Süddeutsche.de. „Doch wehe, die eigenen Beschäftigten machen Druck.“

Die Beschäftigten hatten vor allem den starken Stellenabbau kritisiert. Zudem herrsche „ein weit verbreitetes Gefühl von Überlastung und Überforderung“, so der Focus. Vorfälle, bei denen die Verdi sich offensiv für Arbeitnehmer einsetzt, aber offenbar selbst kaum anders handelt. 

Ob die Verdi im Fall Zalando nun vor Gericht zieht, wird sich zeigen. Die Fronten zwischen der Gewerkschaft und dem Online-Modehändler sind zweifellos verhärtet.

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