Oliver Samwer über die Zukunft des digitalen Standortes Deutschland

Veröffentlicht: 07.03.2016 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 08.03.2016

Einer der erfolgreichsten Unternehmen der deutschen Digitalwirtschaft, Oliver Samwer, hat sich zur aktuellen Situation der Rahmenbedingungen in Deutschland geäußert. Er schätzt die Situation gar nicht so schlecht ein, wünscht sich allerdings für Unternehmen mehr staatliche Förderung.

Treffpunkt E-Commerce Berlin

(Bildquelle: © Marco2811 - Fotolia.com)

Deutschland stand in der Vergangenheit öfters wegen einer mangelnden Förderung einer Gründerkultur in der Kritik. In den letzten Jahren dürfte sich dies zumindest ein wenig geändert haben, schließlich ist die Verbindung zum Silicon Valley enger geworden, wie die Besuche von Mark Zuckerberg, Tim Cook oder Eric Schmidt in Deutschland zeigen. Oliver Samwer sieht dennoch Defizite, wie er im Interview mit der Welt verraten hat.

Oliver Samwer, Chef der StartUp-Schmiede Rocket Internet, gibt bekanntlich wenige Interviews. Umso interessanter sind deshalb die wenigen, die der Unternehmer gibt, schließlich gilt er als Experte der deutschen Internetwirtschaft. Gemeinsam mit Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, hat er mit der Welt darüber gesprochen, welche Baustellen es in der Digitalen Wirtschaft in Deutschland noch gibt.

„Die Vision, das Träumen, das müssen wir noch stärker lernen“, sagte Samwer im Interview. Doch es habe sich inzwischen auch etwas getan: „Wir sind beim Handwerkszeug aber inzwischen schon ganz gut“, sagte der Rocket-Chef in Bezug auf die Entwicklung der letzten Jahre in Deutschland.

Steuerliche Förderung muss in Deutschland ausgebaut werden

Was Oliver Samwer noch vor allem in Deutschland fehlt, ist zum Beispiel die steuerliche Förderung, hier passiere seiner Meinung nach noch fast gar nichts. „Das sind dicke Bretter, aber wir bohren“, sagte wiederum der Staatssekretär Machnig.

Da es in Deutschland aus Sicht von Oliver Samwer an der Risikobereitschaft seitens der großen Vermögensverwalter mangelt, sollte der Staat diese Lücke füllen und die Jungunternehmen per Venture-Capital-Gesetz oder die KfW-Gruppe unterstützen.

Für Oliver Samwer werden die nächsten Jahre über die Position von Deutschland in der Internetwirtschaft entscheiden: „In den nächsten zehn Jahren wird sich zeigen, welche Teile der deutschen Industrie es schaffen, sich nicht von Firmen aus dem Silicon Valley das Geschäftsmodell zerstören zu lassen.“

Geschäftsmodelle können disruptiv sein

Machnig aber wiederum äußerte Kritik an disruptiven Geschäftsmodellen und nennt als Beispiel Unternehmen wie Airbnb, welche durch das Ersetzen alter Geschäftsmodelle, volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten mit sich bringen würden und keinen Beitrag zur Akzeptanz der Digitalisierung leisten würden. Deshalb plädiert er dafür, dass Unternehmen und Politik gemeinsam klare Rahmenbedingungen für die Digitalisierung in Deutschland gestalten.

Oliver Samwer geht mit der Position von Staatssekretär Machnig mit, zumindest soweit, wie es für den Erfolg eines Geschäftsmodells nicht kontraproduktiv ist: „Disruption ist nicht unser entscheidendes Kriterium, sondern ob sich ein Geschäftsmodell durchsetzt. Das geht auch ohne Disruption“, sagte der Rocket-Chef.

 

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