Bundesinnenminister Horst Seehofer kennt sich aus im Netz. Das hat er nun auf einer Pressekonferenz zum jüngsten Hacker-Angriff bekräftigt. Seine Digital-Kompetenz hat Seehofer schließlich bereits im vergangenen Jahr demonstriert, als er ankündigte, jetzt über Twitter mit dem Volk zu kommunizieren – im Jahr 2018 ein wahrlich revolutionärer Schritt, der seines gleichen sucht!
Jetzt legt der Bundesinnenminister aber nach: „Ich bin auch sehr im Internet unterwegs“, erklärte er. „Nicht so sehr mit Ihnen und mit Twitter und so weiter… aber seit den 80er-Jahren!“ Er war quasi schon vor allen anderen da. Im Internet, bevor es cool wurde.
"Ich bin auch sehr im Internet unterwegs. Nicht so sehr mit Ihnen und mit Twitter und so weiter... aber seit den 80er Jahren!" - Horst Seehofer pic.twitter.com/lhfLmLnnSr
— Tilo (@TiloJung) 8. Januar 2019
Seehofer wäre seiner Zeit voraus...
Halt, stopp, Sekunde! Seit den 80er-Jahren? Seehofer, der mit dieser Aussage sicherlich nicht prähistorisch, sondern als Pionier der digitalen Welt gesehen werden will, erreicht hier das Gegenteil: Das Internet wurde nämlich erst 1991 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, nachdem Tim Berners-Lee 1989 HTML entwickelt hatte und damit den Grundstein für das World Wide Web legte. Seehofer ist also Berners-Lee voraus und damit ein Vorreiter des heutigen Internets.
Sowieso: Seehofer, der 1949 geboren wurde, war in den 80ern bereits als Bundestagsabgeordneter aktiv. Sollte es tatsächlich einen überfortschrittlichen Internet-Anschluss von einem Vorgänger des Internets im Deutschen Bundestag seit den 80ern gegeben haben, kann man erst Recht hinterfragen, wieso Deutschland den Anschluss an die Digitalisierung in der heutigen Zeit derart verpasst hat.
Das falsche Bild vom Innenminister?
Aber vielleicht ist das Bild des heutigen Horst Seehofer einfach falsch. Vielleicht saß er ja tatsächlich in seiner Jugend (also im Alter von 30 bis 40 Jahren) nächtelang an seinem C64 und hat sich über DNS mit den anderen Rechnern auf der Welt verbunden, um an der Netzkultur teilzunehmen. Vielleicht bastelt der Innenminister heute ja auch im Geheimen Memes, hat einen erfolgreichen YouTube-Kanal und betreibt Social-Media-Marketing wie kein Zweiter. Oooder er ist mit seinem Versuch, als besonders digital-kompetent zu wirken, einfach ein wenig über das Ziel hinausgeschossen...
Immerhin: Das Internet betrachtet Seehofer nach eigenen Angaben als „eine positive Entwicklung in unserer Zeit. Ein wenig Erkenntnis ist also doch da.
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